Meloni vs. Baerbock: Europas Spaltung Wird Zunehmend Sichtbar
Im September 2025 bot sich den Vereinten Nationen in New York eine seltene politische Konfrontation. Annalena Baerbock, Deutschlands ehemalige Außenministerin und Präsidentin der UN-Generalversammlung, saß auf dem Podium, als die italienische Premierministerin Georgia Meloni ans Rednerpult trat. Was folgte, war nicht nur eine hitzige Auseinandersetzung über europäische Politik, sondern auch ein Moment, der die tiefe Spaltung innerhalb Europas unmissverständlich aufzeigte.

Baerbocks Ernennung zur Präsidentin der Generalversammlung hatte von Beginn an für Aufsehen gesorgt. Sie war nicht die ursprüngliche Wahl, sondern trat die Nachfolge von Helga Schmidt an, einer erfahrenen Diplomatin, die als kompetent und respektiert galt, besonders in Moskau. Doch Baerbock, als grüne Ministerin, setzte sich in ihrer Partei durch und konnte im Juni 2025 den Vorsitz der Generalversammlung übernehmen. Ihre Social-Media-Auftritte, in denen sie in einer Mischung aus Ungezwungenheit und Eigeninszenierung Bagels bestellte, Taxi fuhr und Fußballspiele besuchte, sorgten für stirnrunzeln. Viele sahen hierin eher eine Selbstinszenierung als diplomatische Geschicklichkeit – in einer Zeit, in der Europa von Krieg, Wirtschaftskrisen und geopolitischer Unsicherheit geprägt war.
Doch die wahre Kontroverse entbrannte, als Meloni ihre Rede hielt. Die italienische Ministerpräsidentin griff die Grundpfeiler der europäischen Politik an, insbesondere im Bereich Migration. Ihre Kritik an den bestehenden Abkommen, die aus einer anderen Epoche stammten, stellte die Frage nach nationaler Souveränität in den Mittelpunkt. Für Meloni war es klar: Jedes Land müsse das Recht haben, seine Grenzen zu kontrollieren und seine Bürger zu schützen. Diese Worte, die sich wie eine scharfe Kritik am deutschen Kurs ausnahmen, machten schnell klar, dass es hier um mehr ging als nur um politische Differenzen. Melonis Angriff auf den sogenannten „Green Deal“ der EU, der aus deutscher Perspektive als ökologisches Vorzeigeprojekt gilt, traf ebenso ins Schwarze. Sie kritisierte den „unhaltbaren Ökologismus“, der Europas Automobilindustrie ruiniert und Arbeitsplätze geopfert habe, während er gleichzeitig Ideologie über Realpolitik stelle.
Melonis Rede war nicht nur ein rhetorischer Schlag gegen Baerbocks Politik, sondern eine offene Herausforderung an das bestehende europäische Machtgefüge. Sie stellte sich nicht nur gegen Deutschland, sondern auch gegen den Brüsseler Konsens, der den europäischen Integrationsprozess geprägt hatte. Ihre Vision von einem Europa der souveränen Nationen, das auf pragmatische Zusammenarbeit setzt und nationale Interessen wahrt, widersprach dem Bild, das Baerbock und viele deutsche Politiker von einem Europa als moralischem Kompass der Welt hatten.
Der Moment bei den Vereinten Nationen hatte symbolische Bedeutung. Baerbock, die Vorsitzende der Generalversammlung, die für ihre Wertepolitik bekannt war, sah sich öffentlich mit einer Konfrontation konfrontiert, die nicht nur ihre politische Position infrage stellte, sondern die gesamte Richtung Europas. Melonis Rede, vor der Weltöffentlichkeit und unter Baerbocks Präsidentschaft, war nicht nur eine diplomatische Auseinandersetzung, sondern eine Machtdemonstration. Sie zeigte auf, dass Europa an einem Wendepunkt stand – zwischen einem Europa der nationalen Souveränität und einem Europa der gemeinsamen Verantwortung und geteilten Werte.

Was danach geschah, war ebenso aufschlussreich. Während Baerbock in ihrer Funktion als Präsidentin der Generalversammlung nach der Rede von Meloni mit keinem Wort Stellung nahm, wurde ihr Schweigen laut. Für eine Politikerin, die stets klare Worte fand, wenn es darum ging, die Werte Deutschlands zu verteidigen, war das Schweigen nach Melonis Angriff ein klares Eingeständnis, dass der alte europäische Konsens zu bröckeln begann. Melonis Worte fanden in der internationalen Gemeinschaft weitgehend Unterstützung. Besonders in Ländern wie Polen, Ungarn und Italien wurde ihre Position gefeiert. In Deutschland jedoch, in der politischen Mitte, stieß sie auf scharfe Kritik.
Baerbocks „wertekonservativer“ Kurs und ihr moralischer Kompass standen in krassem Gegensatz zu Melonis Betonung auf nationaler Souveränität und pragmatischer Politik. Doch der Unterschied zwischen den beiden ging weit über politische Differenzen hinaus. Es war eine Auseinandersetzung zwischen zwei konkurrierenden Weltanschauungen: einer globalen, multilateral orientierten und einer nationalstaatlich geprägten, die die realen Bedürfnisse ihrer Bürger an erste Stelle stellt.
Diese Schärfe zeigte sich besonders in der Migrationspolitik, einem der zentralen Streitpunkte zwischen den beiden Politikerinnen. Meloni stellte klar, dass Italien in der Migration nicht der Ideologie folgen werde, sondern den Schutz seiner Grenzen und die Wahrung der nationalen Identität in den Vordergrund stellte. Ihre klare Ablehnung einer europäischen „Migrationspolitik“ im Sinne Berbocks wurde durch die politische Realität in Italien unterstützt, die zunehmend von der rechten Politik beeinflusst wurde. Es war nicht nur ein Widerstand gegen Deutschland, sondern gegen die gesamte europäische Integration, die als zu idealistisch und von den tatsächlichen Herausforderungen des Alltags entfernt angesehen wurde.
In dieser Auseinandersetzung wurde auch eine andere Dimension sichtbar: die wachsende Zusammenarbeit zwischen Meloni und den USA. Während Baerbock in ihren politischen Zielen von einem vereinten Europa geprägt war, suchte Meloni zunehmend die Nähe zu Donald Trump, dessen Politik der nationalen Selbstbehauptung und der Ablehnung multilateraler Institutionen ihrerseits Zustimmung fand. Es war ein Seitenhieb in Richtung eines Europas, das sich mehr an nationalen Interessen orientiert, als an einem gemeinsamen europäischen Projekt.

Was diese politische Schlacht auf der globalen Bühne besonders spannend machte, war die Frage, welche Vision sich langfristig durchsetzen würde. Würde sich Europa weiterhin als eine Union souveräner Staaten verstehen, die im Einklang mit gemeinsamen Werten agieren, oder würde die politische Mitte durch eine stärkere Betonung der nationalen Souveränität und die Zusammenarbeit zwischen pragmatischen Staatsoberhäuptern ersetzt werden? Melonis Worte wogen schwer und trafen auf ein Europa, das sich zunehmend von der Idee des gemeinsamen, moralisch orientierten Kontinents entfernte.
Der Moment bei den Vereinten Nationen könnte als Wendepunkt in der Geschichte Europas gesehen werden. Wenn die Geschichte eines Tages auf diese Auseinandersetzung zurückblickt, könnte dieser Moment als der Beginn des Zerfalls des nachkriegszeitlichen Konsenses in Europa angesehen werden. Ob dieser Wandel Europa stärken oder spalten wird, bleibt abzuwarten. Doch klar ist, dass sich die politische Landschaft des Kontinents nachhaltig verändern wird.