Herbert Herrmann – Zwischen Rampenlicht und stillen Tränen: Das bewegende Leben eines Theater-Giganten
In einer Welt, in der das Lächeln oft die Narben verdeckt, steht ein Mann auf der Bühne, der mehr als nur ein Schauspieler ist – Herbert Herrmann. Ein Name, der in der deutschen Theaterlandschaft seit Jahrzehnten mit Charme, Witz und Leidenschaft verbunden wird. Doch hinter der Fassade des Sonnyboys, der Millionen Herzen zum Schmelzen brachte, verbirgt sich eine Geschichte voller geplatzter Träume, leiser Verzweiflung – und großer Liebe.
Geboren am 7. Juni 1941 in Bern, Schweiz, wuchs Herbert in einer glücklichen Familie auf. Seine ersten Träume galten nicht der Bühne, sondern der Manege – er wollte Clown werden. Doch das Schicksal führte ihn auf die Theaterbühnen von Zürich und Bern, bevor er mit seiner Natürlichkeit und seinem unnachahmlichen Charme die großen Häuser von Berlin bis Hamburg eroberte.
Bekannt wurde er vor allem in den 80er-Jahren durch Serien wie “Ich heirate eine Familie”, “Drei sind einer zu viel” oder “Der Landarzt”. Die Frauen liebten ihn, das Publikum verehrte ihn – und doch litt er unter genau diesem Image: „Ich war gefangen in der Rolle des charmanten Leinwandliebhabers“, gestand er einst in einem seltenen Interview mit der Morgenpost.
Die dunkle Seite des Lächelns
Trotz seines sonnigen Auftretens war Herbert Herrmann nie nur der lebensfrohe Publikumsliebling. Sein Leben war durchzogen von schweren Entscheidungen, schmerzhaften Trennungen und dem ständigen Gefühl, den Menschen um ihn herum nicht genug gewesen zu sein.
Die Beziehung zu Schauspielerin Susanne Uhlen war eine seiner prägendsten. Von 1983 bis 1998 teilten sie nicht nur die Bühne, sondern auch ihr Leben. Gemeinsam bekamen sie Sohn Christopher – doch der Druck der Öffentlichkeit, unterschiedliche Lebensentwürfe und die Belastung des Schauspieleralltags ließen die Beziehung zerbrechen. „Trennungen sind furchtbar“, sagte Herrmann in einem Interview. „Man leidet mit dem anderen mit. Es tut weh, wenn man das gemeinsame Leben aufgibt.“
Diese Wunde heilte nie ganz. Noch Jahre später sprach seine heutige Ehefrau, Nora von Collande, von Momenten, in denen sie ihn heimlich weinen sah – wegen Christopher, wegen Susanne, wegen der vielen „Was-wäre-wenns“, die ihn nachts wach hielten.
Auch frühere Beziehungen, etwa mit Jutta Speidel (1977–1982) oder Karin Gustke (mit der er Sohn Philip bekam), endeten im Stillen, aber hinterließen laute Spuren in seinem Herzen. Immer wieder fühlte sich Herbert schuldig – nicht, weil er lieblos war, sondern weil er zu sehr liebte und zu wenig bewahren konnte.
Ein geheimer Bruch: Als Herbert fast alles hinwarf
Was viele nicht wissen: In den 80er Jahren stand Herbert Herrmann kurz davor, alles aufzugeben. Die immergleichen Rollen langweilten ihn, das Publikum hatte ihn in eine Schublade gesteckt. „Ich dachte, ich höre auf. Ich hatte keine Lust mehr, der ewig strahlende Liebhaber zu sein.“
Er zog ernsthaft in Betracht, wieder als Schriftsetzer zu arbeiten – oder ein kleines Restaurant in der Schweiz zu eröffnen. Die Bühne fühlte sich fremd an, die Leidenschaft drohte zu ersticken. Doch dann kam die Komödie. In der Komödie am Kurfürstendamm fand er seine kreative Heimat, durfte inszenieren, spielen, gestalten – und lachte wieder. Nicht nur das Publikum, sondern auch sich selbst.
Die große Liebe: Nora von Collande
Die wahre Rettung seines Lebens jedoch war eine Frau. Als Herbert 1994 bei einem Theaterprojekt auf die Schauspielerin und Autorin Nora von Collande traf, änderte sich alles. Beide hatten gescheiterte Ehen hinter sich, beide kannten den Schmerz. Doch zwischen ihnen entstand etwas Seltenes: eine tiefe, unerschütterliche Harmonie.
Seit 2002 sind sie ein Paar, seit 2005 verheiratet. Kein Tag vergeht, an dem Herbert sie nicht als seinen „Sonnenschein“ bezeichnet. Bei einer Aufführung in Hamburg 2022 hielt er mitten im Stück inne, wandte sich ans Publikum – und erklärte: „Nora ist mein Sonnenschein. Ohne sie wäre mein Leben farblos.“
Sie leben an drei Orten – in Saint-Tropez, Freiburg und Grindelwald – und teilen alles, vom Drehbuch bis zum Frühstück. Nora sagt: „Herbert ist der Mann, der mich jeden Tag zum Lachen bringt. Er überrascht mich noch immer – sogar auf der Bühne.“
Zwischen Bühnenlicht und innerer Ruhe
Herberts Vermögen – geschätzt auf rund 5 Millionen Euro – ist nicht spektakulär, aber solide. Einnahmen aus Serien, Theaterproduktionen, Immobilien und einem kleinen Restaurant in Bern sichern ihm ein ruhiges Leben. Er besitzt ein Haus in Grindelwald, eine Wohnung in Saint-Tropez und eine in Freiburg. Doch was ihm am meisten bedeutet? „Ein Spaziergang mit Nora. Ein gutes Essen. Das reicht“, sagt er.
Trotz seiner 84 Jahre ist Herbert noch aktiv. Er macht jeden Morgen Yoga, geht wandern, meidet Menschenmengen vor Auftritten, um gesund zu bleiben – alles, um das Publikum nicht zu enttäuschen. Selbst nach einer Operation im Jahr 2018 kehrte er mit Elan auf die Bühne zurück.
Ein Vermächtnis aus Lachen und Liebe
Herbert Herrmann hat nie große Preise gewonnen. Doch seine größte Auszeichnung ist das Lächeln seines Publikums. Ob als Sonnyboy im Fernsehen oder als charmanter Bühnenstar in Stücken wie “Alles, was Sie wollen” – er hat Generationen zum Lachen gebracht. Und zum Nachdenken.
Sein Stil – eine Mischung aus französischem Esprit und deutscher Herzlichkeit – machte ihn zu einem der letzten echten Stars des privaten Unterhaltungstheaters. Unter der Regie von Nora inszenierte er unvergessliche Komödien, die bis heute Kultstatus haben.
In einem Interview sagte er einmal: „Ich liebe das Leben und das, was ich tue.“ Und man glaubt es ihm. Weil man es sieht. Weil man es fühlt. Auf der Bühne. In seinen Augen. In seiner Geschichte.
Herbert Herrmann ist mehr als ein Schauspieler. Er ist ein Mann, der gelernt hat, mit seinen Wunden zu leben. Der nie aufgegeben hat. Der für die Liebe gekämpft hat – auf und hinter der Bühne. Und der bis heute weiß: Ein Leben in Harmonie ist kein Zufall, sondern eine tägliche Entscheidung.