An diesem Abend fiel der Schnee dicht und schwer auf die überfüllten Straßen von Manhattan, verwischte die Neonlichter und dämpfte den Lärm der Stadt. Emily Parker, 28 Jahre alt und im fünften Monat schwanger, eilte auf dem Bürgersteig entlang, den dünnen Mantel eng um ihren wachsenden Bauch gezogen. Ihr Atem kam in scharfen, dampfenden Ausstößen in der eisigen Luft.

Es war nicht nur schnelles Gehen. Sie lief vor dem Mann davon, der einst versprochen hatte, sie zu beschützen. Ryan Cooper, ihr Ex-Mann, schlich nur wenige Schritte hinter ihr her. Seine Stimme durchschnitt den Wind. „Emily, hör auf zu rennen. Du weißt, dass du mir nicht für immer entkommen kannst.“
Ihr Herz pochte mit jedem Schritt schneller. Emily hatte geschworen, ihn nie wieder zu sehen, nachdem er sie in jener Nacht verlassen hatte, um sich für Geld und Freiheit anstelle ihres ungeborenen Kindes zu entscheiden.
Doch hier war er, hinter ihr, seine Stimme voller Autorität, als ob er sie immer noch besäße. Angst prickelte den Rücken hinunter. Sie versuchte, sich durch die Menge zu schlängeln, doch Ryans Schatten rückte näher.
Panik stieg in ihr auf. Emily wusste, dass sie ihn nicht in eine Ecke treiben lassen durfte. Er hatte die Gabe, Worte zu verdrehen, ihren Geist zu brechen und sie an sich selbst zweifeln zu lassen.
In dieser Nacht, in der Kälte und dem Chaos, hatte sie niemanden, auf den sie sich stützen konnte. Ihre Augen flogen nervös umher, auf der Suche nach einem Ausweg. Und dann, in einem verzweifelten Moment, handelte sie instinktiv.
Ein großer Mann in einem langen schwarzen Mantel stand an der Eingangstür eines Buchladens und scrollte auf seinem Handy. Seine breiten Schultern und die ruhige Haltung schienen wie eine Festung im Sturm.
Ohne zu zögern, stürmte Emily auf ihn zu und warf ihre Arme um ihn. „Bitte“, flüsterte sie eindringlich, ihre Stimme zitterte. „Spiele einfach mit.“ Der Mann versteifte sich, überrascht. Doch als Ryan auf sie zustürmte, änderte sich der Ausdruck des Fremden in einem Augenblick. Er legte seinen Arm schützend um Emily, zog sie eng an sich, als gehöre sie zu ihm.
Sein Blick traf den von Ryan mit einer ruhigen Autorität. Ryan erstarrte, seine Augen verengten sich. „Wer zum Teufel bist du?“ Der Fremde zuckte nicht. Seine tiefe Stimme hatte Gewicht, ruhig, aber fest. „Ihr Mann? Gibt es ein Problem?“ Emilys Knie gaben beinahe nach. „Mann?“ Hatte sie das wirklich gehört? Ihr Herz raste noch schneller, aber nicht nur vor Angst.
Es war etwas Beständiges, beinahe Sicheres an der Präsenz des Fremden. Ryan schnaubte, trat einen Schritt zurück, aber blieb. „Seit wann hast du einen Mann, Emily?“, fragte er, seine Stimme tropfte vor Misstrauen. „Lüg mich nicht an.
Ich kenne dich zu gut.“ Emilys Lippen öffneten sich, aber keine Worte kamen heraus. Sie zog den Mantel des Mannes fester, betete, dass er standhielt.
Der Blick des Fremden wurde kurz weicher, als er sie ansah, dann wandte er sich wieder Ryan zu, mit einem unerschütterlichen Blick. „Du hast sie gehört. Sie will nicht mit dir reden. Geh weg.“ Die Menschen in der Nähe, die die Spannung spürten, verlangsamten ihren Schritt, um zuzusehen.
Emily fühlte hunderte von Blicken auf sich ruhen. Scham, Angst und ein seltsames Aufflammen von Hoffnung wirbelten in ihrer Brust. Ryan ballte die Fäuste, drehte sich dann schließlich um und stürmte fluchend in den Schnee.
Emily ließ sich leicht gegen den Fremden sinken. Überwältigt von Erleichterung sah sie zu ihm auf, um ihm zu danken, doch bevor sie es konnte, bemerkte sie einen Funken in seinen Augen.
Etwas Mächtiges, Verborgenes, aber auch Magnetisches. Wer war dieser Mann, in dessen Armen sie sich gerade geworfen hatte? Und warum fühlte sich seine schützende Umarmung wie der Beginn von etwas an, das alles verändern könnte?
Lange bevor Emily Parker sich in den Armen eines Fremden inmitten des Schneesturms wiederfand, hatte sie einmal an Märchen geglaubt. Mit 22 Jahren dachte sie, sie hätte ihren Prinzen getroffen. Ryan Cooper war gutaussehend, charmant und ehrgeizig. Er fegte sie von den Füßen mit Versprechungen einer ewigen Liebe. Sie heirateten schnell, gegen die vorsichtigen Ratschläge ihrer Eltern, weil Emilys Herz ihr sagte, dass Ryan sie niemals im Stich lassen würde.
In den ersten Jahren fühlte sich das Leben süß an. Sie lebten in einer bescheidenen Wohnung in Brooklyn, und obwohl das Geld knapp war, störte es Emily nicht. Sie arbeitete in Teilzeit in einem Bekleidungsgeschäft, während Ryan von Job zu Job sprang, immer mit dem Traum vom großen Durchbruch, der sie reich machen würde. Er sagte, er würde sich um sie kümmern, dass sie die Welt verdiente. Emily glaubte ihm.
Doch langsam begann sich der Mann, den sie liebte, zu verändern. Ryans Träume wurden zu Ausreden. Er kam spät nach Hause, roch nach Alkohol und gab Geld aus, das sie nicht hatten. Emily arbeitete längere Schichten, hielt ihr Leben zusammen, während Ryan seinen Illusionen hinterherjagte. Sie betete, dass es besser werden würde, dass er einfach nur eine schwere Zeit durchmachte.
Dann kam der Moment, der ihre Welt erschütterte. Emily entdeckte, dass sie schwanger war. Tränen der Freude füllten ihre Augen, als sie Ryan die Nachricht erzählte, in der Hoffnung, dass sie endlich die Familie aufbauen würden, von der sie immer gesprochen hatten. Doch anstelle von Freude sah sie Angst in seinen Augen.
„Ein Baby jetzt? Emily, wir können uns kaum selbst versorgen“, schnauzte er. Ihr Lächeln falterte. „Ryan wird das schon regeln. Das könnte uns festigen, uns einen Sinn geben.“ Doch Ryan sah das anders. In den folgenden Wochen wurde sein Temperament schlimmer. Er beschuldigte sie, ihn in die Falle zu locken, seine Zukunft zu ruinieren.
Eines Nachts, nach einem weiteren hitzigen Streit, schlug er die Tür zu und kam erst am nächsten Morgen zurück. Emily versuchte, durchzuhalten, tief in ihrem Inneren hoffte sie, dass er es sich anders überlegen würde. Sie kochte seine Lieblingsgerichte, milderte ihre Worte, entschuldigte sich sogar, wenn sie nichts falsch gemacht hatte. Aber Ryans Herz war bereits kalt geworden.
Der letzte Schlag kam an einem regnerischen Abend. Er gestand ohne Reue, dass er eine andere Frau sah – eine ältere, reichere Frau, jemand, der ihm Chancen bieten konnte. Emily fühlte, wie ihr Brustkorb zusammenbrach, als er ihre Ehe wie ein altes Kleidungsstück wegwarf.
„Mach es nicht schwerer, als es ist“, sagte Ryan mit leeren Augen. „Du wirst es schaffen. Du bist stark. Aber ich? Ich verdiene mehr als das.“ Und mit einem Mal war er weg.
Emilys Leben zerbrach über Nacht. Sie war schwanger, verlassen und pleite. Freunde entfernten sich, unsicher, wie sie helfen konnten. Ihre Eltern waren vor Jahren bei einem Autounfall gestorben. Ohne jemanden, an den sie sich lehnen konnte, kämpfte Emily still, zwang sich jeden Morgen aufzustehen, für das Wohl ihres Kindes.
Doch egal, wie sehr sie sich anstrengte, Ryans Schatten verfolgte sie. Und als sie ihn wieder auf dieser verschneiten Straße in Manhattan sah, stürzte all der alte Schmerz auf sie nieder.
Der Verrat, die Einsamkeit, die Narben, die er hinterlassen hatte. Aber Emily hatte keine Ahnung, dass der Fremde, der sich zwischen sie und Ryan stellte, ihre Geschichte in einer Weise neu schreiben würde, die sie sich nie hätte vorstellen können.
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