Der Mut zur Wiederkehr: Lena Valaitis’ bewegtes Leben zwischen Krieg, Verlust und der Liebe, die kein Verfallsdatum kennt
Lena Valaitis ist eine Stimme, die in der kollektiven Erinnerung Deutschlands tief verankert ist. Sie ist die Frau, deren Ballade „Johnny Blue“ 1981 zu einer Hymne der Hoffnung wurde – ein Lied über den unerschütterlichen Glauben an die eigenen Träume trotz Dunkelheit. Doch während Millionen Menschen in ihren Liedern Trost und Mut fanden, verbirgt sich hinter der klaren, warmen Stimme eine zutiefst menschliche Geschichte, die von dramatischen Verlusten, stiller Loyalität und der bemerkenswerten Fähigkeit zum Neubeginn geprägt ist. Im Alter von 82 Jahren hat Lena Valaitis nun ein Geheimnis gelüftet, das alles zusammenfasst, was ihr Leben lehrt: Die Liebe besiegt selbst die tiefste Trauer.
Die Geschichte der Anele Luise Valaitis, geboren am 7. September 1943 in Memel, beginnt im letzten, zerstörerischen Jahr des Zweiten Weltkriegs [00:57]. Das kleine Mädchen kam in eine Welt, die im Chaos versank. Ihr Vater, ein Soldat, kehrte nicht mehr aus dem Krieg zurück, und für die junge Lena begann das Leben mit einer schmerzhaften Abwesenheit [01:14]. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder erlebte sie die Flucht in den Westen, verbrachte zwei Jahre auf der Insel Fehmarn, bevor die Familie in Memmingen Fuß fasste [01:28]. Es war ein Leben, das von Entbehrung und dem ständigen Zwang zum Neuanfang geprägt war – ein prägendes Schicksal, das sie als Künstlerin stets begleiten sollte.
Die pragmatische Entscheidung, die Schule vor dem Abitur zu verlassen, um eine Ausbildung bei der Deutschen Bundespost in Frankfurt am Main zu beginnen, war nur eine kurze Zwischenstation [01:46]. Im Inneren brannte die Leidenschaft, die sich nicht unterdrücken ließ: die Musik. Nach privatem Gesangsunterricht und ersten Auftritten mit der Band Frederick Brothers kam 1970 der Wendepunkt: ihr erster Plattenvertrag und die Debütsingle „Halt das Glück für uns fest“ [02:35]. Ein Titel, der für sie programmatisch war, denn Glück, so schien es, musste in ihrem Leben immer wieder neu errungen und verteidigt werden [02:43].
Der nationale Durchbruch gelang 1971 mit der deutschen Version des Nickelsong „Ob es so oder so oder anders kommt“ [03:00]. Doch die Krönung ihrer Karriere war der Eurovision Song Contest 1981 in Dublin. Mit der Ballade „Johnny Blue“, komponiert von Ralph Siegel, sang sie sich in die Herzen Europas. Das Lied über den blinden Jungen, der seine Träume nicht aufgibt, wurde zu einem Symbol für Mut und Menschlichkeit [03:37]. Der zweite Platz war für viele Deutsche ein gefühlter Sieg und machte Valaitis endgültig zur Legende.

Der Anker in der Stille: Die Ehe mit Horst Jüssen
Hinter den hellen Lichtern der Bühne, wo viele ihrer Kollegen im Strudel des Showgeschäfts zerbrachen, fand Lena Valaitis ihr Gleichgewicht in der Familie [05:47]. Ihre erste Ehe mit dem Stuttgarter Industriellen Robert Wiedmann brachte 1973 ihren ersten Sohn Marco hervor, doch der Druck der zwei verschiedenen Welten – die Pflichten des Ansehens und das emotionale Leben einer Musikerin – führte zur Trennung [06:28].
Ihre wahre Beständigkeit fand sie Ende der 1970er Jahre in der Begegnung mit dem Schauspieler Horst Jüssen. Er verstand sie wie kaum ein anderer. Beide kannten die Schattenseiten des Rampenlichts und suchten in ihrer Liebe einen Zufluchtsort. 1979 heirateten sie, und ihre Beziehung überdauerte mehr als drei Jahrzehnte [07:31]. Die Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Don 1983 war für Lena „das schönste Geschenk meines Lebens“ [07:51].
Das Ehepaar Jüssen-Valaitis galt als eines der stabilsten Bündnisse in der deutschen Unterhaltungsszene. Sie waren „kein Glamourpaar“, wie Lena einmal lachend sagte, sondern eher das Paar, das samstags im Garten arbeitet und abends einen alten Film schaut [08:52, 09:02]. Sie schützte ihre Familie konsequent vor neugierigen Blicken; für sie war die Familie heilig [08:27]. Die Leidenschaft fand nicht auf der Bühne, sondern in den stillen Momenten des gemeinsamen Alltags statt [08:35]. Horst Jüssen war ihr Ruhepol, der ihre Nöte in der Branche verstand und ihr Stabilität schenkte [08:44].
Der Abgrund der Trauer: „Ich wollte einfach nicht mehr aufwachen“
Doch das Schicksal machte auch vor dieser stillen Liebe nicht Halt. Es gibt Momente, in denen selbst die stärksten Menschen brechen, und dieser Moment kam für Lena Valaitis, als sie ihren geliebten Ehemann verlor [10:56]. Horst Jüssen, der ihr Anker, ihr Freund, ihr „stilles Zuhause“ war, starb nach einem zermürbenden, langen Kampf gegen den Lungenkrebs – eine bittere Konsequenz von 45 Jahren des Rauchens [11:28, 11:38].
Die Zeit der Krankheit war eine stille Probe ihrer Loyalität. Freunde erinnerten sich, dass Lena in jenen Tagen kaum sprach, aber alles tat, um ihrem Mann die verbleibende Zeit so lebenswert wie möglich zu machen. Sie wich nicht von seiner Seite; sie war Pflegerin, Freundin, Ehefrau, alles in einem [11:52]. Der Abschied fand in der Stille ihres Zuhauses in München-Grünwald statt [12:01].
Nach seinem Tod fiel Lena in eine tiefe Stille. Die Frau, die ihr Leben lang Trost durch ihre Stimme gespendet hatte, verlor selbst die Worte [13:29]. Wochenlang mied sie das Haus, verweigerte Anrufe und sogar Musik [13:36]. In einem späteren Interview gestand sie offen: „Es gab Momente, da wollte ich einfach nicht mehr aufwachen“ [13:52]. Diese schonungslose Ehrlichkeit erschütterte ihre Fans, zeigte aber ihre Authentizität. Psychologisch war es ein klassischer Prozess der Trauerbewältigung.
Langsam, sehr langsam fand sie mit der Hilfe ihrer Söhne Marco und Don wieder ins Leben zurück, die ihre stärkste Stütze waren und oft über Nacht bei ihr blieben [14:31, 14:39]. Auch die Tausenden von Briefen der Fans, die ihr schrieben, wie sehr ihre Lieder ihnen selbst durch Verluste geholfen hatten, wurden zu einer leisen, aber kraftvollen Erinnerung an die eigene Stärke [14:48]. „Ich habe gelernt, dass Liebe nicht endet, wenn ein Mensch geht“, sagte sie Jahre nach Horsts Tod [15:20]. „Sie verändert nur ihre Form.“
Das späte Liebes-Wunder: Ein Neubeginn mit 82
Nach all den Jahren der Stille, des Verlustes und der unzähligen Erinnerungen überrascht Lena Valaitis nun die Öffentlichkeit – und vielleicht sogar sich selbst – mit einer Nachricht, die kaum jemand erwartet hätte [16:18]. In einem exklusiven Interview mit einem Wochenmagazin, strahlend und elegant, enthüllte sie das Wunder: „Ja, ich habe wieder jemanden kennengelernt.“ [16:46]
Nach dem Tod ihres Mannes Horst Jüssen hatten viele geglaubt, die Sängerin würde den Rest ihres Lebens allein verbringen. Doch das Leben hatte leise und unbemerkt etwas vorbereitet, das sie längst nicht mehr erwartet hatte: eine neue Liebe [16:54, 17:02].
Der Mann, den sie nur Thomas nennt, um seine Privatsphäre zu schützen, ist kein Star, kein Musiker, sondern ein Tischlermeister im Ruhestand, der in der Nähe des Tegernsees lebt, wo Lena ein kleines Haus besitzt [17:20, 17:28]. Die Begegnung war unspektakulär: bei einer Nachbarschaftsveranstaltung in einem Kulturzentrum, wo Lena spontan zwei Lieder sang. Thomas, der beim Bühnenaufbau half, sprach sie danach an, um sich für die Musik zu bedanken. „Er hat nicht erkannt, wer ich war“ [17:55], erzählte sie mit einem leisen Lächeln. Er fand einfach, dass die „Frau mit der Gitarre schön gesungen hat“ [18:03].
Aus dem kurzen Gespräch wurde ein gemeinsamer Kaffee, dann ein Spaziergang, und irgendwann, ganz ohne Plan, etwas, das man wohl Liebe nennen darf [18:12]. Für Lena ist diese Begegnung wie ein sanfter Neubeginn. „Ich hatte gelernt, mit dem Alleinsein zu leben“, sagt sie, „aber plötzlich war da jemand, der nicht die Vergangenheit sah, sondern mich, so wie ich jetzt bin“ [18:21].
Thomas wird als ruhiger, aufmerksamer Mann beschrieben, einer, der mehr zuhört als redet und sie nicht fragt, wann sie wieder singen wird, sondern ob sie genug geschlafen hat [18:35]. Sie kochen gemeinsam, lachen viel und verbringen Zeit miteinander – „Wir brauchen kein großes Leben mehr, nur Zeit füreinander“ [18:50].
Ihre Freunde begrüßen diese Veränderung mit Freude und berichten, dass Lena nach Jahren des Rückzugs endlich wieder richtig lacht [18:50]. Ihre späte Liebe ist kein Ersatz für Horst, sondern eine zweite Chance, das Leben mit anderen Augen zu sehen. Sie hat gelernt, dass ihr Herz nicht zu alt ist, um sich noch einmal zu öffnen [20:40].
Lena Valaitis‘ Geschichte ist ein stilles, aber kraftvolles Zeugnis dafür, dass weder Zeit noch Schmerz die Fähigkeit zu lieben auslöschen können [20:54]. Ihre Stimme war Trost, Hoffnung, Erinnerung. Heute, im hohen Alter, strahlt sie jenen Frieden aus, den nur Menschen kennen, die alles gegeben und doch nie aufgehört haben, an das Gute zu glauben. „Don’t give up, Johnny Blue“ – diese Zeile aus ihrem berühmtesten Lied ist längst mehr als nur ein Refrain [21:44]. Es ist ein Lebensmotto, das sie uns allen mit auf den Weg gibt: Das Herz wird nicht älter, wenn es liebt, und Glück ist eine Entscheidung, die man jeden Tag treffen kann, ganz gleich, ob man 20 oder 82 Jahre alt ist. Ihr spätes Liebes-Wunder ist die schönste Melodie in einem ohnehin schon bewegten Leben.