Von Helden zu Vergessenen: Die tragischen Schicksale der deutschen Fußballstars der 70er Jahre

Es war das goldene Jahrzehnt des deutschen Fußballs. Die Stadien bebten, das Land jubelte – 1974 wurde Deutschland Weltmeister, Namen wie Beckenbauer, Müller oder Hoeneß standen für Größe, Stolz und Unsterblichkeit. Doch hinter dem Glanz dieser goldenen Generation verbarg sich eine bittere Wahrheit: Ruhm vergeht, Geld verschwindet – und selbst Helden können fallen.
Neun Männer, einst gefeierte Nationalhelden, fanden sich Jahre später in Armut, Krankheit oder Vergessenheit wieder. Ihre Geschichten sind Mahnungen – und Spiegel einer Ära, die Helden erschuf, aber kaum für sie sorgte, als die Lichter erloschen.
Uli Hoeneß – Zwischen Triumph und Schuld
Er war der Junge aus Ulm, der FC Bayern mitaufbaute, Weltmeister 1974, Europapokalsieger, später Manager-Genie. Uli Hoeneß – Symbol für Disziplin, Ehrgeiz und Erfolg. Doch 2014 fiel sein Imperium zusammen. Die Enthüllung seiner Steuerhinterziehung erschütterte das Land. Der Moralprediger saß plötzlich im Gefängnis – ein Absturz, wie ihn der Fußball selten gesehen hat.
Hoeneß sprach später von Scham und Einsamkeit, von Nächten, in denen er „zum ersten Mal die Stille wirklich hörte“. Heute lebt er zurückgezogen – zwischen Erinnerungen an Triumphe und Reue. Seine Geschichte zeigt, dass selbst Macht und Millionen kein Schutzschild gegen menschliche Schwäche sind.
Manfred Burgsmüller – Der lächelnde Stürmer, der alles verlor
Elegant, treffsicher, beliebt – Manfred Burgsmüller war bei Borussia Dortmund eine Legende. 213 Bundesliga-Tore machten ihn zum Idol. Doch nach der Karriere folgte der Absturz: Fehlgeschlagene Geschäfte, verlorene Ersparnisse, schließlich Sozialhilfe.
Der Mann, der einst Tore wie selbstverständlich schoss, stand nun beim Amt an. Freunde berichteten von einem „stillen Kämpfer“, der sich nicht aufgab, aber innerlich zerbrach. Als er 2019 allein in seiner Wohnung in Essen starb, blieb nur Stille. Kein Applaus, keine Kameras – nur die Erinnerung an einen Spieler, der zu viel Herz und zu wenig Schutz hatte.
Horst Blankenburg – Der unsichtbare Meister
Dreifacher Europapokalsieger mit Ajax Amsterdam, Mitspieler von Johan Cruyff – und doch nie Nationalspieler. Horst Blankenburgs Ausschluss aus dem DFB-Team wurde zur lebenslangen Wunde.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland kam der Absturz: Verletzungen, Pech, finanzielle Probleme. In den 1980er Jahren lebte Blankenburg zeitweise von Sozialhilfe. „Ich habe alles richtig gemacht – und trotzdem alles verloren“, sagte er einmal. Ein stiller Riese, vergessen von der Nation, der er einst Ehre bringen wollte.

Heinz Flohe – Das Genie, das zu früh verstummte
Er war das Herz des 1. FC Köln, Weltmeister 1974, ein Künstler mit Ballgefühl und Charisma. Doch nach der Karriere folgten Pech und Krankheit. Ohne finanzielle Absicherung stürzte Flohe in Depression und Schulden.
2009 erlitt er einen Schlaganfall und fiel ins Wachkoma. Drei Jahre kämpfte seine Familie mit Spenden der Fans um sein Leben. Als er 2013 starb, war es, als wäre ein Stück Fußballpoesie gestorben. Erst nach seinem Tod bekam er die Anerkennung, die er zu Lebzeiten verdient hätte.
Dieter Brenninger – Der Mann im Schatten der Großen
Mit Beckenbauer, Müller und Maier prägte er die goldene Ära des FC Bayern. Doch während seine Kollegen Reichtum und Ruhm erlangten, blieb Dieter Brenninger der stille Held.
Nach dem Karriereende kämpfte er vergeblich als Handelsvertreter und Wirt. Schulden, Krankheit, Scheidung – und schließlich Sozialhilfe. „Ich wollte nie Mitleid“, sagte er. Als er 2017 starb, blieb nur ein kurzer Nachruf. Ein Mann, der anderen zum Ruhm verhalf – und selbst im Schatten verschwand.
Bernd Rupp – Vom Torheld zum Vergessenen
Über 100 Tore in der Bundesliga, Nationalspieler, Publikumsliebling. Doch ein Wettskandal 1973 zerstörte alles. Obwohl nie eindeutig schuldig gesprochen, verlor Bernd Rupp alle Verträge.
Er arbeitete in Kneipen, lebte später von Sozialhilfe, allein, umgeben von alten Zeitungsausschnitten. Als er 2019 starb, gab es keine Schlagzeilen, keine Trauerfeier. Nur einige Fans legten Blumen nieder. Seine Geschichte steht für den Preis, den man zahlt, wenn Ruhm plötzlich endet.