JAHRHUNDERT-FUND BEI ABRISS! Die vergessene Tragödie im Keller von Rothenberg – Tödliche Lüge und ein verschollenes Meisterwerk

JAHRHUNDERT-FUND BEI ABRISS! Die vergessene Tragödie im Keller von Rothenberg – Tödliche Lüge und ein verschollenes Meisterwerk

Briefe aus der Asche enthüllen ein 80 Jahre altes Verbrechen. War der größte Held der Stadt in Wahrheit ein Mörder? Die Fassade von Rothenberg zerspringt.

 

Rothenberg am Main. Ein Name, der bisher für verschlafene Gassen, Wein-Romantik und Fachwerkhäuser stand. Ein Idyll. Doch seit Dienstagmorgen, 10:43 Uhr, ist Rothenberg ein anderer Ort. Ein Ort mit einer Wunde, die nun offen klafft.

Bei routinemäßigen Abrissarbeiten an der alten “Villa Gessner” – einem verfallenen Juwel am Stadtrand, das einem modernen Wohnkomplex weichen soll – stießen Bauarbeiter auf einen Albtraum aus der Vergangenheit.

Ein Bagger. Ein Knirschen. Ein Hohlraum.

Was sie fanden, lässt das Blut in den Adern gefrieren und droht, die Grundfesten dieser 5.000-Seelen-Gemeinde bis ins Mark zu erschüttern.

 

Der Tag, an dem die Vergangenheit zurückschlug

 

Mike S. (45), Baggerfahrer, ein Mann, der schon alles gesehen zu haben glaubte, wischt sich den Staub von der Stirn. Seine Hände zittern noch immer leicht, als er mit uns spricht.

“Wir haben die Kellerwand eingerissen”, berichtet er. “Plötzlich gab der Boden unter der Schaufel nach. Ein Loch. Dunkel.” Zuerst dachten sie an einen alten Brunnen. Doch was Vorschef Kalle B. (58) mit der Taschenlampe anleuchtete, war kein Wasser.

Es war eine Kiste.

Genauer gesagt: eine zerschlissene, mit Pech abgedichtete Munitionskiste aus dem Zweiten Weltkrieg. Versteckt in einem Hohlraum, der auf keinem Bauplan verzeichnet war.

“Das Gefühl war sofort komisch”, so Mike S. “Ekelhaft komisch.”

Die Polizei wurde alarmiert. Der Kampfmittelräumdienst? Nein. Kriminalpolizei. Denn was in dieser Kiste lag, war keine Bombe, die den Körper zerreißt. Es war eine Bombe, die Biografien zerstört.

 

Das Geheimnis der Villa Gessner

 

Die Villa Gessner. Erbaut 1903. Im Krieg fast unzerstört. Seit 20 Jahren leerstehend. So weit die offizielle Geschichte.

Was niemand wusste: Unter dem Kohlenkeller gab es einen weiteren Keller. Ein “U-Boot”, wie man im Krieg die illegalen Verstecke nannte.

In der Kiste: Ein Bündel Briefe, verschnürt mit einem verblichenen Haarband. Ein Tagebuch in Sütterlin-Schrift. Und, eingewickelt in öliges Tuch: ein kleines, unglaublich brillantes Ölgemälde.

Das Gemälde, so erste Schätzungen von eilig herbeigerufenen Experten, könnte ein verschollener Kandinsky sein. Ein Frühwerk. Unbezahlbar. Ein Kunst-Krimi? Das wäre schon sensationell genug.

Aber die Sensation ist das Bild nicht. Die Sensation ist der Tod.

 

“Er hat uns nicht gerettet. Er hat uns…”

 

Die Briefe. Sie sind der Schlüssel zur Hölle.

Verfasst wurden sie 1944 von einer jungen Frau namens Esther Levin. Sie und ihre Eltern, eine jüdische Familie aus Frankfurt, wurden offenbar in diesem Kellerverlies versteckt.

Die ersten Einträge im Tagebuch sind voller Angst vor den Bomben und den “Stiefeln oben”. Aber sie sind auch voller Dankbarkeit. Dankbarkeit für den Mann, der sie versteckte: Albrecht Gessner.

Albrecht Gessner. In Rothenberg ist dieser Name heilig.

Er war der Patriarch der Stadt. Ein Fabrikant, der während des Krieges “unverzichtbare” Güter herstellte. Nach 1945 wurde er als “Gerechter” gefeiert. Es hieß, er habe unter Einsatz seines Lebens Regimegegnern und Verfolgten geholfen. Die Hauptstraße ist nach ihm benannt. Sein Porträt hängt im Rathaus.

Esther Levins frühe Briefe scheinen dieses Bild zu bestätigen. “Herr G. ist unser Engel”, schrieb sie am 14. Februar 1944. “Er bringt uns Brot, riskier

t alles für uns.”

Doch im März 1944 ändert sich der Ton. Die Einträge werden paranoid, verzweifelt.

Der letzte Eintrag. Datiert auf den 4. April 1944. Die Handschrift ist kaum leserlich, zittrig, mit Blei auf Butterbrotpapier gekratzt:

“Das Bild. Er will das Bild. Vater hat es ihm verweigert. Es ist unser letzter Besitz. Er hat die Tür verriegelt. Von außen. Er sagte, die Gestapo sei im Haus, wir sollen leise sein. Aber ich höre keine Stiefel. Nur ihn, wie er oben pfeift. Er hat uns nicht gerettet. Er hat uns…”

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