Die automatischen Schiebetüren des Lakeside Regional Hospital glitten mit einem leisen, mechanischen Zischen auf und zerschnitten das morgendliche Chaos eines typischen Montags mit einer fast chirurgischen Stille. Schlagartig verstummten klingelnde Telefone. Gespräche rissen mitten im Satz ab. Eine Krankenschwester ließ ihr Klemmbrett fallen; das scheppernde Geräusch hallte wie Donnergrollen durch den sterilen Flur.
Dort stand er. Ein Deutscher Schäferhund, von der Schnauze bis zur Rute durchnässt, schwer hechelnd, während eine Spur aus Blut hinter ihm auf dem Linoleum leuchtete wie frische rote Farbe. Seine Pfoten waren wundgelaufen, Schottersteine klebten im verfilzten Fell. Doch es war nicht der Hund allein, der die Notaufnahme gefrieren ließ. Es war seine Fracht.
Wie ein Sack nasser Wäsche hing ein kleines Mädchen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, über seinem breiten Rücken. Ihre Arme baumelten leblos herab, der Kopf war zur Seite geneigt, das Haar dunkelrot verklebt. Ihr weißes T-Shirt war zerrissen, ein Turnschuh fehlte. Die Muskeln des Hundes zitterten unter ihrer Last, aber er wich nicht zurück. Seine Ohren lagen flach an, seine Augen starrten mit einer Verzweiflung nach vorn, die den Raum zum Schweigen brachte. Keine Leine, kein Besitzer, kein Laut – nur Blut und Stille.
„Großer Gott“, flüsterte jemand.
Krankenschwester Rachel Porter ließ ihren Kaffeebecher fallen, ohne es zu bemerken. Braune Flüssigkeit spritzte über ihren Kittel, aber sie blinzelte nicht einmal. Etwas Tiefes, Instinktives regte sich in ihrem Bauch. Keine Angst, nicht einmal Schock. Etwas Mütterliches, Dringendes. Langsam trat sie vor, die Handflächen nach oben geöffnet, und kauerte sich hin, als würde sie sich einem wilden Tier nähern.
„Hey, Großer. Ich bin hier, um zu helfen. Alles ist gut.“
Die Lippen des Schäferhundes zuckten, ein tiefes Grollen vibrierte in seiner Kehle. Es war keine Drohung, eher eine Warnung, getrieben von absoluter Erschöpfung. Sein ganzer Körper bebte.
Rachels Stimme wurde zu einem sanften Flüstern. „Du hast sie hergebracht, nicht wahr?“
Die Augen des Hundes trafen ihre. Da war etwas Menschliches in ihnen, ein verzweifeltes Flackern von Vertrauen. Er taumelte einen Schritt zurück – gerade genug. Rachel handelte sofort. Sie schlang ihre Arme um das Mädchen und hob es herunter, wobei sie unter dem Gewicht und der aufsteigenden Panik fast zusammenbrach. Blut sickerte sofort in ihre Ärmel.
„Ich brauche eine Trage! Sofort!“, schrie sie. „Pädiatrisches Trauma-Team in Bucht zwei!“
Ärzte und Schwestern erwachten aus ihrer Trance. Der Motor der Notaufnahme sprang dröhnend an. Rufe, rennende Füße, piepende Pager. Dr. Malik Evans tauchte an Rachels Seite auf, sein militärisches Training schaltete auf Tunnelblick.
„Was haben wir?“, fragte er und zog sich bereits die Handschuhe an. „Schwerer Blutverlust, Puls fadenförmig. Sie ist eiskalt. Keine ID.“
Sie verschwanden im Traumaraum wie eine Welle. Die Schwingtüren fielen hinter ihnen ins Schloss. Und der Hund, immer noch tropfnass, immer noch blutend, blieb davor stehen. Er wich nicht von der Stelle, winselte leise und presste seine nasse Nase gegen das kalte Glas, jedes Mal, wenn ein Monitor piepte.
Norah Spencer, die Oberschwester, stürmte heran. Ihr Blick fixierte das Tier wie eine wandelnde Klageandrohung. „Wessen Hund ist das? Warum ist er in meiner Notaufnahme?“
„Nicht jetzt, Norah!“, bellte Dr. Evans, als er durch die Türen schlüpfte. „Dieser Hund hat gerade ein Leben gerettet.“
„Er blutet den ganzen Boden voll!“, rief Norah.
Rachel tauchte atemlos wieder auf. Ihr Gesicht war blass, aber ihre Augen waren stahlhart. „Lass ihn bleiben. Er wird sie nicht verlassen. Er hat sie getragen, Norah.“
Die Oberschwester öffnete den Mund, um zu protestieren, aber der Ausdruck in Rachels Gesicht ließ sie innehalten. Als Sicherheitsleute unsicher näherkamen, stellte sich Rachel schützend vor das Tier. „Wenn er geht, gehe ich auch.“
Einer der Wachmänner, ein älterer Mann mit gütigen Augen, nickte stumm und trat zurück. Der Schäferhund legte sich schwer gegen die Wand des Traumaraums. Seine Flanken hoben und senkten sich heftig, aber sein Blick verließ niemals die Tür.