Günter Wallraff greift Anne Will an: „Ich habe sechs Monate bei ARD gearbeitet und alles gesehen.“

Günter Wallraff greift Anne Will an: „Ich habe sechs Monate bei ARD gearbeitet und alles gesehen.“

Es war ein Satz, der in den deutschen Medien wie eine Bombe einschlug. Günter Wallraff, der bekannteste Enthüllungsjournalist Deutschlands, meldet sich zurück – und diesmal richtet sich sein Fokus nicht auf Fabriken, Callcenter oder Schnellrestaurants, sondern auf eines der mächtigsten Medienhäuser des Landes: die ARD. Sein Ziel? Nichts Geringeres als die Wahrheit hinter der glänzenden Fassade der öffentlich-rechtlichen Medien.

Der geheime Einsatz

Sechs Monate lang arbeitete Wallraff – diesmal unter einer neuen Identität – innerhalb der ARD-Produktionskette. Von den Redaktionsräumen in Hamburg bis zu anonymen Schnittstudios in Berlin bekam er Zugang zu Abläufen, die sonst kaum jemand zu Gesicht bekommt. Offiziell war er „freier Mitarbeiter im Bereich Recherche und Formatentwicklung“, inoffiziell dokumentierte er jedes Gespräch, jede E-Mail, jede Anweisung.

„Ich wollte wissen, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich so unabhängig ist, wie er vorgibt“, sagt Wallraff in einem exklusiven Gespräch. „Und was ich erlebt habe, war eine Mischung aus Zensur, Druck und einer erstaunlichen Doppelmoral.“

Die ersten Risse im System

Schon in den ersten Wochen fiel Wallraff auf, dass Themenvorschläge nicht nach journalistischem Wert, sondern nach politischer Wirkung bewertet wurden. In Redaktionskonferenzen wurden Schlagzeilen diskutiert, die bereits feststanden, noch bevor die Recherche begonnen hatte. „Ein Beitrag sollte eine Haltung transportieren – nicht eine Wahrheit“, so Wallraff.

Besonders alarmierend fand er den Umgang mit internen Kritikern. Ein junger Redakteur, der eine unpassende Statistik in einer politischen Sendung korrigieren wollte, wurde laut Wallraff kurzerhand „umgesetzt“. Sein Platz am Schreibtisch blieb zwei Tage leer, dann saß dort jemand Neues.

Anne Will im Zentrum der Kritik

Der Name, der in Wallraffs Bericht am häufigsten auftaucht, ist Anne Will. Ihre Talkshow gilt als Aushängeschild der ARD – politisch, meinungsstark, relevant. Doch laut Wallraff ist vieles davon nur Inszenierung.

„Hinter den Kulissen herrscht eine strikte Themenkontrolle“, schreibt er in seinem Bericht. „Fragen werden vorab genehmigt, Gäste abgestimmt, unbequeme Stimmen oft im letzten Moment ausgeladen.“ Besonders brisant: Wallraff behauptet, er habe Protokolle gesehen, in denen politische Sprecher bestimmter Parteien direkten Einfluss auf die Themenauswahl nahmen.

Als Beispiel nennt er eine Sendung, in der es um Energiepolitik ging. „Ein Vertreter einer kritischen Bürgerinitiative wurde zunächst eingeladen, dann aber kurz vor der Aufzeichnung gestrichen. Offizielle Begründung: ‚Unpassendes Profil‘.“

Die Macht der Angst

In den Interviews mit internen Mitarbeitern zeichnete sich ein klares Muster ab: Angst. Viele wollten anonym bleiben, aus Furcht vor Konsequenzen. Eine Redakteurin berichtete: „Man lernt schnell, was man sagen darf und was nicht. Wer zu viel hinterfragt, fliegt raus oder landet auf der ‚Friedhofsliste‘ – ein interner Begriff für Mitarbeiter ohne zukünftige Projekte.“

Wallraff vergleicht die Atmosphäre mit der in einem Konzern, der nach außen Diversität predigt, intern aber jede Abweichung bestraft. „Was ich gesehen habe, war kein Journalismus, sondern eine wohlorganisierte Meinungsproduktion.“

Die Reaktionen innerhalb der ARD

Noch bevor Wallraffs Enthüllungen offiziell veröffentlicht wurden, sickerte die Nachricht intern durch. In mehreren Abteilungen herrschte Panik. Ein ARD-Sprecher äußerte sich kurz darauf: „Die Vorwürfe sind uns bislang nicht bekannt. Wir prüfen die Angelegenheit.“

Anne Will selbst reagierte am Abend in einem kurzen Statement über ihre Produktionsfirma:

„Ich habe Herrn Wallraff nie persönlich kennengelernt und kann daher keine seiner angeblichen Beobachtungen bestätigen. In meiner Redaktion gilt journalistische Sorgfalt als oberstes Prinzip.“

Doch Wallraff lässt das nicht gelten. In einem Interview mit Der Spiegel kontert er: „Ich brauche niemanden kennenzulernen, um Strukturen zu verstehen. Die Wahrheit zeigt sich in E-Mails, in Schnittlisten und in der Angst der Mitarbeiter. Und davon habe ich genug Beweise.“

Die geheime Dokumentation

Parallel zu seinen Recherchen arbeitete Wallraff an einer Dokumentation mit dem Arbeitstitel „Die Wahrheit über die Wahrheit“. Darin will er mit versteckter Kamera zeigen, wie Einflussnahmen auf journalistische Inhalte funktionieren – subtil, aber effektiv. Laut Insidern zeigt das Material vertrauliche Sitzungen, in denen Themen nach „erwünschter Wirkung“ bewertet wurden.

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