„Das Auto, das sie sich immer gewünscht haben“: Wie der Ford Capri zur Legende wurde, die Ölkrise überlebte – und am Golf GTI zerbrach

„Das Auto, das sie sich immer gewünscht haben“: Wie der Ford Capri zur Legende wurde, die Ölkrise überlebte – und am Golf GTI zerbrach


Ford Capri 1600 GT XLR – HANGAR 136

Der Name Capri klingt nach italienischer Dolce Vita, nach Sonne, nach Sehnsuchtsorten – und ganz sicher nicht nach den rauen Werkhallen im deutschen Köln der späten 1960er Jahre. Doch genau dort, im Herzen der Ford-Werke, entstand ein Auto, das die europäische Autowelt revolutionieren sollte. Der Ford Capri war mehr als nur ein Sportcoupé; er war eine demokratische Ikone, ein Versprechen an eine ganze Generation, dass Emotion und Fahrspaß keine unerschwinglichen Privilegien sein mussten. Er war „Das Auto, das sie sich immer gewünscht haben“.

Doch wie so viele Legenden erlebte der Capri einen Aufstieg zum Ruhm auf der Rennstrecke, einen schmerzhaften Bruch durch die Weltpolitik und einen bitteren Abgesang, der von technischen Fehlentscheidungen und einem veränderten Image geprägt war. Die Geschichte des Capri ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die beweist, dass Design wichtiger sein kann als technische Perfektion und dass selbst das coolste Auto am Wandel der Zeit scheittern kann.

Die Geburt einer Legende: Ein europäischer Mustang für die Massen

Ende der 60er Jahre hatte Ford in Europa ein Problem: Die Limousinen und Kombis verkauften sich solide, aber es fehlte etwas, das die Herzen höherschlagen ließ. In den USA feierte der Mustang mit 400.000 verkauften Einheiten im ersten Jahr einen triumphalen Erfolg. Die Herausforderung für Ford war klar: Wie transferiert man diesen Erfolg nach Europa, ohne das Original einfach zu importieren?

Die Antwort gaben der Amerikaner Philip T. Clark, derselbe Designer, der bereits den Mustang gezeichnet hatte, und sein Team in Köln. Das Ergebnis war der Ford Capri, der am 21. Januar 1969 auf dem Brüsseler Automobilsalon präsentiert wurde. Clark verstand, was ein Sportcoupé brauchte:

  • Eine lange Haube und ein kurzes Heck.
  • Muskulatur an den richtigen Stellen.
  • Vor allem: einen erschwinglichen Preis.

Die Strategie war genial simpel: Man nahm die bewährte und günstige Technik von Ford Taunus und Ford Cortina, verpackte sie in eine aufregende, muskulöse Karosserie und ließ den Kunden wählen. Der Capri startete mit einer breiten Palette von fünf Motorvarianten, vom braven 1,3-Liter mit 50 PS für den Lehrling bis zum 2,3-Liter-V6 mit 108 PS für den Zahnarzt. Mit Preisen ab knapp 7.000 DM für den Einstieg erfüllte der Capri sein Versprechen und wurde sofort zum Kassenschlager. In den ersten fünf Jahren wurden über 1 Million Einheiten verkauft – ein Verkaufserfolg, der den Mustang in Europa tatsächlich grüßen ließ.

„Das Auto, das Sie sich immer gewünscht haben“: Emotion trifft auf Vernunft

Der Schlüssel zum Erfolg des Capri lag in seiner Balance: Er bot Emotion und Vernunft zugleich. In einer Zeit, in der Sportwagen entweder unzuverlässig oder unerschwinglich teuer waren, lieferte Ford ein alltagstaugliches Coupé. Der Capri hatte vier Sitze und einen nutzbaren Kofferraum. Er war ein praktisches Auto, das jedoch verdammt gut aussah.

Die Kenner der Szene erkannten die V6-Modelle sofort am berühmten „Powerbuckel“: einer markanten Ausbuchtung in der Motorhaube. Dieses Detail war nicht elegant, aber ehrlich. Es war notwendig, weil der Sechszylinder-Motor schlichtweg nicht anders unter die Haube passte, und es signalisierte den Besitzern und der Konkurrenz: Hier steckt mehr Power drin. Diese Authentizität und die Möglichkeit, das Statement eines Sportwagens zu einem Preis zu fahren, der in den Geldbeutel passte, machten den Capri zur emotionalen Größe der 70er Jahre.

Der Capri auf der Rennstrecke: Win on Sunday, Sell on Monday

Das Image des Capri wurde 1970 zementiert, als der RS 2600 auf den Markt kam. Mit 150 PS, einer Kugelfischer-Einspritzung und einem Renngewicht von nur 900 Kilogramm begann eine Motorsportkarriere, die den Capri endgültig zur Legende machte. Die Formel „Win on Sunday, Sell on Monday“ ging perfekt auf.

  • Jochen Mass gewann 1971 mit acht Siegen aus acht Rennen die Deutsche Rundstreckenmeisterschaft.
  • 1972 folgte der Titel des Tourenwagen-Europameisters.

Die epischen Duelle zwischen dem Ford Capri und dem BMW CSL gehören zu den aufregendsten Momenten der Rennsport-Ära. Sogar große Namen wie Jackie Stewart, Hans Stuck und zeitweise Niki Lauda saßen im Cockpit. Die Rennerfolge befeuerten die Verkaufszahlen massiv: Tausende Käufer wollten das Auto fahren, das auf der Rennstrecke siegte, selbst wenn ihr eigenes Modell nur 90 PS hatte. Es war die Aura des Siegers, die zählte.

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