Die Musik war zu laut, das Lachen zu grell. Alle sahen so glücklich aus. Alle, außer Emily.
Sie saß allein am Ecktisch, ihr Spitzen-Brautjungfernkleid leicht an den Knien verknittert, ihr Lächeln gezwungen, während sie auf ihren unberührten Teller starrte. Es war die Hochzeit ihrer Schwester, der glücklichste Tag im Leben ihrer Familie. Und doch fühlte sie sich wie ein Gast bei ihrem eigenen Herzschmerz.
An dem Tisch neben ihr saß Emilys Ex-Freund – jetzt der Trauzeuge des Bräutigams – und lachte mit den anderen. Seine neue Freundin saß neben ihm, strahlend in Rot, die Art von Frau, die perfekt aussah, ohne es überhaupt zu versuchen. Jedes Mal, wenn Emilys Blick versehentlich seinen traf, grinste er höhnisch, als wollte er sie daran erinnern, dass sie verloren hatte.
Als die Musik zu einem langsamen, romantischen Lied wechselte, füllten Paare die Tanzfläche. Emily kauerte sich tiefer in ihren Stuhl und tat so, als würde sie ihr Handy überprüfen. Sie konnte das Flüstern spüren, die mitleidigen Blicke. Arme Emily, immer noch Single.
Sie entschuldigte sich leise bei niemandem Bestimmten und ging hinaus auf die Terrasse. Die kühle Nachtluft strich über ihr Gesicht. Sie atmete aus und versuchte, sich zu fangen. Alles gut, sagte sie sich. Du freust dich für deine Schwester. Dir geht es gut.
Aber das tat es nicht.
Genau in diesem Moment hörte sie eine leise Stimme. „Miss, weinst du?“
Emily blinzelte. Ein kleiner Junge, vielleicht sechs Jahre alt, stand in einem winzigen grauen Anzug in der Tür und hielt einen halb aufgegessenen Muffin in der Hand. Seine braunen Augen waren groß und voller Ernst.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Nein, Süßer, ich mache nur eine kleine Pause.“ Er nickte feierlich, rannte dann zurück zur Tanzfläche, direkt zu einem Mann, der in der Nähe des Buffets stand. Der Mann drehte sich um und folgte dem Finger des Jungen. Seine Augen – warm, neugierig, beschützend – trafen Emilys für einen Moment, bevor er auf sie zukam.
Emily richtete sich auf, verlegen. „Oh nein“, murmelte sie. „Jetzt sehe ich aus wie die Verrückte, die auf Hochzeiten weint.“
„Hey“, sagte der Mann, als er sie erreichte. „Mein Sohn meinte, Sie sähen traurig aus.“ „Mir geht’s gut“, sagte sie schnell und strich sich eine Haarsträhne zurück. „Ich genieße nur die frische Luft.“ Er lächelte sanft. „Das verstehe ich. Hochzeiten können ganz schön viel sein.“ Emily musste kichern. „Sie haben ja keine Ahnung.“
„Ich bin Daniel“, sagte er und streckte seine Hand aus. „Alleinerziehender Vater, professioneller Kuchentester heute Abend.“ „Emily“, antwortete sie und erwiderte den Händedruck. „Brautjungfer, professionelles drittes Rad am Wagen.“
Das brachte ihn zum Lachen. Ein echtes Lachen. Die Art von Lachen, die Anspannung löst wie Sonnenlicht, das durch Wolken bricht. Sie sprachen eine Weile über den schrecklichen DJ, die überdekorierte Torte und das Blumenmädchen, das sich weigerte, Blüten zu werfen und sie stattdessen aufaß. Daniels Sohn Max rannte gelegentlich zu ihnen und gab Kommentare ab, die Emily zum ersten Mal an diesem Abend wirklich zum Lächeln brachten.
Dann wechselte die Musik erneut. Noch ein Paartanz. Die Aufmerksamkeit der Menge richtete sich nach innen. Emilys Ex und seine neue Freundin betraten die Tanzfläche und hielten sich eng umschlungen.
Daniel bemerkte, wie sich Emilys Gesicht verhärtete. Er folgte ihrem Blick, dann sah er wieder zu ihr. Ohne Vorwarnung sagte er leise: „Tun Sie so, als wären Sie bei mir.“
„Was?“
Er lächelte. „Vertrauen Sie mir.“

Bevor sie reagieren konnte, legte er sanft eine Hand an ihre Taille und bot ihr die andere an. „Geben wir ihnen etwas zum Reden.“
Sie erstarrte, erschrocken, dann lachte sie nervös. „Sie wissen gar nicht, wie schlecht ich tanzen kann.“ „Perfekt“, sagte er. „Ich bin auch furchtbar.“
Und irgendwie tanzten sie. Nicht anmutig, aber ehrlich. Er wirbelte sie einmal herum, stieß fast mit einem anderen Paar zusammen, und sie lachte so sehr, dass sie vergaß, wo sie war. Für ein paar Minuten verschwanden das Flüstern, die Einsamkeit, der Schmerz.