Ein Schneesturm fegte über die Berge Colorados, als wollte er die Welt im Ganzen verschlingen. Elias Ward saß am Feuer, eine Tasse kalten Kaffees in der Hand, als er plötzlich durch ein Klopfen aufschreckte.
Drei Schläge, leise und zittrig.
Elias runzelte die Stirn. Wer um alles in der Welt würde mitten in einem solchen Sturm draußen sein? Er griff nach seinem Gewehr, ging zur Tür und riss sie einen Spaltbreit auf. Eine Böe eisigen Windes schlug ihm entgegen, trug Schnee und drei im Weiß verschwimmende Gestalten herein.
Drei Apache-Frauen.
Ihre Kleidung war zerrissen und zerfetzt. Ihr schwarzes Haar klebte in ihren Gesichtern. Ihre nackten Füße waren bläulich und mit getrocknetem Blut verkrustet. Ihre Gesichter waren hohl, die Augen weit aufgerissen vor Angst und Erschöpfung.
Die Älteste, groß und kräftig, stand so aufrecht, wie sie konnte. Ihre Stimme war rau und heiser. „Bitte, lasst uns in Euer Haus, um uns zu wärmen. Wir haben seit Tagen nichts gegessen. Alle haben uns abgewiesen und verlassen.“
Elias stand wie erstarrt. Das Feuerlicht flackerte über sein Gesicht – ein Gesicht, das Verlust kannte und nun direkt in das Elend anderer starrte. Ein Teil von ihm wollte die Tür zuschlagen, allein bleiben in der Einsamkeit, die er so gut kannte. Aber dann sah er die Augen des jüngsten Mädchens – wild, verängstigt und am Verhungern. Seine Hand zitterte.

Er öffnete die Tür weiter und trat beiseite. „Kommt rein.“
Die drei Gestalten stolperten herein. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, schien der heulende Sturm draußen eingesperrt zu sein. Im Inneren der Hütte blieb nur der zittrige Atem von Seelen zurück, die versuchten, sich an ihrem letzten Rest Wärme in einem gnadenlosen Winter festzuhalten.
Das Feuer im Ofen knisterte wieder auf und vertrieb einen Teil der Kälte, die an der Holzhütte nagte. Elias warf einen großen Scheit hinein. Die Flammen schlugen schnell hoch und warfen einen warmen, goldenen Schein auf die blassen, schmutzverschmierten Gesichter der drei Frauen.
Die Älteste, deren Namen Elias später als Sila erfahren sollte, saß am nächsten am Ofen. Sie legte ihre nassen Decken ab und half sanft ihren jüngeren Schwestern, sich zu setzen. Die mittlere, Nara, zitterte am ganzen Körper, ihre Lippen waren dunkelviolett. Die jüngste, Tea, war so klein und gebrechlich, dass jeder Atemzug wie ein Seufzer am Rande des Todes klang.
Elias goss heißes Wasser auf und stellte einen alten Eisentopf vor sie. Darin rührte er das Wenige um, was ihm geblieben war: ein Rest Bohneneintopf und zerbrochene Stücke Maisbrot. Es war dieselbe Mahlzeit, die er für sich selbst den ganzen Winter über gestreckt hatte.
Die drei Frauen starrten darauf, als könnten sie nicht glauben, dass es real war. Sila flüsterte etwas auf Apache. Als Elias nickte, begannen sie mit zitternden Händen gierig zu essen, als hätten sie Angst, das Essen könnte verschwinden, bevor es ihre Lippen erreichte.
Er saß ihnen schweigend gegenüber, seine Kaffeetasse in der Hand, und beobachtete sie. Es war lange her, dass diese Hütte sich lebendig angefühlt hatte. Nicht länger nur der Wind; jetzt gab es Atemzüge, das Klirren von Löffeln gegen den Topf und das leise Zischen des Feuers.
Als sie fertig waren, stand Elias auf und holte zwei dicke Wolldecken aus seinem Schlafzimmer. Er legte sie ihnen sanft über die Schultern. „Bleibt über Nacht. Wir sehen morgen weiter.“
Sila blickte zu ihm auf, ihre Augen stark, aber unendlich müde. „Wir gehen früh. Wir wollen Euch nicht zur Last fallen. Aber danke… danke, dass Ihr die Tür nicht verschlossen habt.“
Elias sagte nichts. Ihm waren gerade die dunklen, blauen Flecken an ihren Handgelenken aufgefallen, als sie die Haare ihrer Schwester zurückstrich. Fesselspuren. Er wurde still und erkannte, dass sie nicht nur gehungert hatten. Sie waren misshandelt worden.
Als Tea neben dem Ofen einschlief, sprach Nara mit erstickter Stimme. „Unser Stamm hat uns verstoßen. Sie sagten, meine Schwester Sila… sie bringe Unglück.“ Als die Soldaten kamen, starben viele, und sie gaben ihr die Schuld.
Elias schwieg. Draußen heulte der Schneesturm, aber in ihm war ein anderes Geräusch erwacht – das Geräusch des Mitgefühls. Etwas, das begraben lag seit dem Tag, an dem er seine Frau und seine Kinder verloren hatte.
Er stand auf, legte mehr Holz ins Feuer und sagte leise, seine Stimme trocken und rau wie altes Holz: „Bleibt. Geht, wenn der Himmel klar ist.“
Sila sah ihn lange an. Dann nickte sie, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. In dieser Nacht lag Elias auf der langen Bank und lauschte dem gleichmäßigen Atmen der drei Fremden am Feuer. Der Wind heulte noch immer, aber zum ersten Mal seit Jahren klang er nicht mehr einsam.