Er opfert sein lebenswichtiges Job-Interview, um eine Frau vor einen LKW zu retten. Stunden später trifft er sie wieder: Es ist die milliardenschwere CEO, die ihn gerade hat abblitzen lassen.

Das Quietschen von Reifen durchschnitt den Lärm der Stadt. Eine Frau stolperte am Bordstein. Panik flackerte in ihren Augen, während der Verkehr donnernd vorbeizog. Ohne zu zögern, ließ ein Mann im zerknitterten Hemd seine Aktentasche fallen, riss sie zurück in Sicherheit und nahm selbst den Aufprall in Kauf. Sein eigenes Vorstellungsgespräch rückte nun mit jedem Ticken der Uhr in unerreichbare Ferne. Er wusste noch nicht, dass die Fremde, die er gerettet hatte, nicht irgendwer war.

Jonas Weber rannte die Friedrichstraße entlang. Die Sohlen seiner abgetragenen Schuhe schlugen hart auf den Beton. Unter seinem Arm klemmte die halb sortierte Bewerbungsmappe. Das war es – das Gespräch, das ihn und seine Tochter Emily endlich aus dem täglichen Überlebenskampf herausziehen konnte. Jede Faser seines Körpers vibrierte vor Dringlichkeit.

Dann geschah es.

Ein Schrei zerriss den Lärm des Verkehrs. Vor ihm stolperte eine Frau vom Bordstein. Ihr Stöckelabsatz hatte sich in einem Gitter verhakt. Ein Lastwagen raste auf sie zu. Die Hupe gellte. Für einen Sekundenbruchteil stand die Welt still. Die Menge keuchte, aber niemand bewegte sich.

Außer Jonas.

Er ließ alles fallen. Die Mappe platzte auf. Lebensläufe und Zeugnisse flatterten in die Gosse, doch er kümmerte sich nicht darum. Er sprang nach vorne, schlang die Arme um die Taille der Fremden und riss sie mit einem heftigen Ruck zurück auf den Gehweg, gerade als der LKW vorbeidonnerte und sie um Haaresbreite verfehlte.

Beide sackten auf das Pflaster. Der Atem der Frau kam stoßweise. Ihr Puls raste unter seiner Hand. Jonas hielt sie an den Schultern, suchte nach Verletzungen. „Alles in Ordnung?“, fragte er heiser, die Brust bebend.

Die Frau, Anfang 30, eleganter Anzug am Knie aufgerissen, die Augen voller Schock, nickte schwach. „Ich… ich habe ihn nicht gesehen.“ „Schon gut.“ Jonas zwang ein Grinsen, auch wenn seine Lungen brannten. Sie blinzelte, als wollte sie sich sein Gesicht merken. Doch Jonas war schon dabei, die verstreuten, schmutzigen Blätter aufzusammeln. Ein Blick auf seine Uhr verriet die bittere Wahrheit. 15 Minuten nach seinem Termin. Zu spät.

Jonas atmete schwer aus und neigte höflich den Kopf. „Passen Sie beim Überqueren besser auf, ja?“ Ohne auf Dank zu warten, stopfte er die zerknitterten Unterlagen zurück in die Mappe und verschwand in der Menge. Ein Leben gerettet, eine Chance verloren. Er ahnte nicht, wer sie wirklich war.


Das Licht im Flur der kleinen Altbauwohnung flackerte, als Jonas am Abend die Tür aufschloss. Kaum hatte er die Schuhe ausgezogen, polterten kleine Füße über den Holzboden. „Papa!“ Emilys Arme flogen um seine Taille. Zehn Jahre alt, der Pferdeschwanz wippte. Jonas zwang ein Lächeln, hob sie hoch und ließ ihre Wärme den Knoten in seiner Brust lösen. „Und, wie war’s?“, fragte sie. Jonas stockte. Er wollte lügen, aber er konnte nicht. Er setzte sie auf dem abgewetzten Sofa ab. „Ich habe es nicht geschafft, Schatz. Jemand brauchte Hilfe, und ich konnte nicht einfach vorbeigehen.“ Ihre kleinen Schultern sanken. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Jonas spürte den Stich des Versagens. Doch dann überraschte sie ihn. Sie nahm seine Hand. „Du sagst doch immer, gut sein ist wichtiger als wichtig sein.“ Jonas’ Kehle zog sich zusammen. „Genau, mein Schatz.“

Unterdessen saß am anderen Ende der Stadt die Frau, die er vom Rand des Todes zurückgerissen hatte, auf der Rückbank eines schwarzen Wagens. Ihr Name war Clara Dawn, und sie war die Geschäftsführerin von Dawntech, einem Milliardenunternehmen.

Doch in diesem Moment dachte die mächtige Frau nicht an Bilanzen. Sie starrte aus dem getönten Fenster und sah immer wieder das Bild des Fremden vor sich, der für sie alles riskiert hatte. Er hatte ihr Leben gerettet und war verschwunden wie ein Geist. „Sagen Sie das Abendessen ab“, sagte Clara plötzlich zu ihrer Assistentin. „Wie bitte?“ „Absagen. Und überprüfen Sie alle Bewerbungen von heute, deren Kandidaten es nicht zum Gespräch geschafft haben. Jede einzelne.“ „Darf ich fragen, warum?“ Claras Stimme wurde scharf. „Weil ich ihn finden muss.“

Related Posts

Our Privacy policy

https://worldnews24hr.com - © 2025 News