In einer bitterkalten Winternacht öffnete eine alte Frau ihre knarrende Tür. Davor stand eine hungrige Wölfin mit ihren zitternden Welpen. Statt Furcht empfand die alte Dame Mitleid und traf in diesem Moment eine Entscheidung, die alle im Dorf schockieren würde. Der Sturm tobte draußen vor dem kleinen Holzhaus.
Die Wände zitterten unter der Wucht des Windes, der Schnee türmte sich vor der Tür und die alte Elsa saß am Ofen und rieb sich ihre schmerzenden Hände. Sie lebte allein am Rande des Waldes, von den meisten Dorfbewohnern vergessen, mit Ausnahme derer, die ihr hin und wieder Vorräte vorbeibrachten. In dieser Nacht, als der Schneesturm stärker wurde, hörte sie ein leises Kratzen an der Tür.
Zuerst dachte sie, es sei der Wind, der ihr einen Streich spielte, aber dann hörte sie ein Geräusch, daß ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein leises Jaulen, gefolgt von einem verzweifelten Knurren. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie bleiben sollte, wo sie war. Seit Generationen erzählten sich die Menschen Geschichten von Wölfen, die im Winter streunten, hungrig und gnadenlos.
Die Bauern sprachen von zerfetztem Vieh und warnten die Kinder davor, sich dem Wald zu nähern. Elsa kannte diese Geschichten gut, aber dieses Geräusch war anders. Es war nicht das wilde Heulen eines Raubtiers, es war ein Flehen. Mit zitternden Händen hob sie den Riegel und öffnete einen Spaltbreit die Tür.
Der eisige Wind brach in den Raum ein und brachte Schnee und Dunkelheit mit sich. Und dort, im Schein des Feuers, das aus ihrem Kamin schien, stand ein Wolf. Sein Fell war mit weißem Raureif bedeckt. Seine Rippen waren unter dem Fell sichtbar und dicht an seine Flanken gedrückt zitterten zwei kleine Welpen. Elsas Herz blieb stehen.
Die goldenen Augen des Tieres waren nicht von wilder Wut, sondern von tiefer Verzweiflung. Die Welpen jaulten, taumelten im Schnee und waren zu schwach. um aufzustehen. Elsas Instinkte schrien sie an, die Tür zuzuschlagen und sich zu schützen. Doch ihre Seele, weich geworden durch Jahre der Einsamkeit und des Verlusts, flüsterte ihr etwas anderes zu. Sie sah keine Monster auf ihrer Schwelle, sondern eine Mutter, die kämpfte, um ihre Kinder zu retten.

Langsam, gegen jede Vernunft, öffnete Elsa die Tür weiter. “Komm herein”, flüsterte sie mit einer so zitternden Stimme wie ihre Hände. “Komm herein, bevor dich die Kälte tötet.” Und als die Wölfein die Schwelle übertrat und ihre Welpen in die Wärme eines menschlichen Unterschlupfs brachte, hatte Elsa keine Ahnung.
dass dieser einfache Akt des Mitleids alles verändern und ihr Dorf in Schockzustand versetzen würde. Die Tür schloss sich mit einem dumpfen Geräusch, das den Sturm aussperrte, aber nicht Elsas Herzklopfen. Sie lehnte sich schwer gegen den Holzrahmen.
Ihr Atem ging stoßweise, ihr Blick war auf das riesige Geschöpf gerichtet, das sich nun in ihrem Wohnzimmer befand. Die Wölfin schüttelte sich, streute Eis und Schnee über den abgenutzten Holzfußboden. Ihre Welpen taumelten hinter ihr her, rutschten auf ihren Pfoten aus und zitterten, während sie sich an die Beine ihrer Mutter drückten. Elsas dünne Hände umklammerten den Griff ihres Stocks.
Für einen Moment drohte die Angst, sie zu überwältigen. Sie war eine zerbrechliche, alte, alleinstehende Frau. Wenn die Wölfin gegen sie wenden würde, hätte sie keine Chance. Doch dann jaulte ein Welpe und kuschelte sich an seine Mutter. Und Elsas Angst wich und verwandelte sich in Mitgefühl.
Arme Seelen flüsterte sie mit rauer Stimme. Die goldenen Augen der Wölfin ruhten auf ihr. Elsa erstarrte. Sie erwartete scharfe Zähne zu sehen, ein warendes Knurren zu hören. Stattdessen senkte das Tier nur seinen Kopf und drückte seine Schnauze gegen einen der Welpen, als wollte es ihn beruhigen. Die Geste war so vertraut, so menschlich, dass Elsa Tränen in die Augen traten.
Sie schlorfte langsam zu ihrem Ofen. Der Raum warm, aber die Wölfe zitterten immer noch. Ihr Fell war steif vor Kälte. Elsa nahm eine alte Decke von einem Stuhl und zögerte. Sie könnte, sie mußte sie anbieten. Mit einem zitternden Seufzer bückte sie sich und breitete die Decke in der Nähe des Ofens aus.