Jörg Pilawa: Mit 60 Jahren bricht er sein Schweigen – und findet zurück zur Liebe

Seit mehr als drei Jahrzehnten gehört Jörg Pilawa zu den vertrautesten Gesichtern des deutschen Fernsehens. Millionen Menschen kennen ihn als den ruhigen, höflichen, immer freundlichen Moderator, der Quizshows, Gesprächsformate und große Samstagabend-Unterhaltung mit einer selten gewordenen Mischung aus Leichtigkeit und Anstand prägt. Doch hinter dem sympathischen Lächeln, das Fans seit Jahren begleitet, verbarg sich lange eine Geschichte, die kaum jemand kannte – eine Geschichte von Verlust, Schmerz, Heilung und einem neuen Anfang.
Geboren am 7. September 1965 in Hamburg, arbeitete sich Pilawa vom Radiomoderator zum festen Bestandteil der deutschen TV-Landschaft empor. Seine Art, Menschen zuzuhören, ohne sie bloßzustellen, machte ihn zu einem Publikumsliebling. Er selbst sagte einmal: „Ich wollte nie ein Star sein. Ich wollte jemand sein, dem man vertraut.“ Seine Karriere bewies genau das.
Doch das Leben hinter den Kameras war nicht immer strahlend. Der schwerste Schlag ereilte Pilawa, als seine Ehefrau Irina nach langer Krankheit verstarb. Sie war nicht nur die Mutter seiner Kinder, sondern auch seine engste Vertraute – der Mensch, mit dem er lachen, schweigen, träumen konnte. Aus Respekt vor ihrer Privatsphäre hielt er ihre Erkrankung jahrelang geheim. „Manches gehört nicht ins Fernsehen“, sagte er später. „Manches gehört nur zwei Herzen.“
Als Irinas Zustand sich verschlechterte, war Pilawa Tag und Nacht an ihrer Seite. Er versuchte stark zu sein – für sie, für die Kinder, für sich. Doch in stillen Momenten brach die Fassade. Seine Tochter Emy erzählte später, dass sie ihn nachts oft weinen hörte. „Ein Teil von Papa ist damals mit Mama gegangen“, sagte sie leise.
Nach ihrem Tod zog Pilawa sich monatelang aus der Öffentlichkeit zurück. Freunde beschrieben ihn als still, nachdenklich, erschöpft. Er hatte Shows moderiert, Preise gewonnen, Menschen zum Lachen gebracht – aber plötzlich stand er vor einer Aufgabe, für die es keine Moderationskarte gab: weiterzuleben.

„Schmerz ist kein Feind“, erklärte er später. „Er ist ein Lehrer – der grausamste, aber ehrlichste.“
Und dieser Lehrer brachte ihm bei, was wirklich zählt: Zeit, Nähe, Familie.
Seine Kinder – Emy, Juri und Finn – wurden zu seinen Ankern. Für sie stand er morgens auf, auch wenn ihm eigentlich die Kraft fehlte. Mit ihnen reiste er, wanderte durch die Natur, lernte Stille neu schätzen. Er las Bücher über Philosophie, Spiritualität, Vergänglichkeit. Schritt für Schritt fand er zurück ins Leben.
Gleichzeitig sprach er öffentlich erstmals über Themen, die lange tabu gewesen waren: Trauer, psychische Gesundheit, Überforderung, Erschöpfung. Die Jahre im Fernsehen, der Druck, die langen Drehtage – all das hatte Spuren hinterlassen. Er litt zeitweise unter Herzrhythmusstörungen und Schlafproblemen. Erst ein deutlicher Rat seines Arztes brachte ihn zum Umdenken. Heute meditiert er, macht Yoga und beginnt seine Tage bewusst „mit Stille statt mit dem Handy“.
Finanziell hätte Pilawa nie arbeiten müssen. Sein Vermögen wird auf rund sieben Millionen Euro geschätzt, doch er selbst bezeichnet sich nicht als reichen Mann. „Reichtum misst man nicht in Geld“, sagt er. „Sondern in Erinnerungen und in Menschen.“
Er lebt bodenständig: ein Haus in Hamburg, ein kleines Ferienhaus in Schweden, ein Hybridauto, einfache Kleidung. „Ich gehöre dahin, wo Menschen echt sind“, betont er oft.
In Schweden – am See, zwischen Wald und Himmel – fand er den Mut, das Leben wieder zuzulassen. Und irgendwann auch die Liebe.

Er spricht selten über seine neue Partnerin – zu schmerzhaft war der Verlust seiner Frau, zu wertvoll ist ihm seine Privatsphäre geworden. Doch Freunde berichten, dass er heute wieder lacht. Dass er gelöster wirkt, ruhiger, weicher. Seine Kinder freuen sich für ihn. „Mama hätte gewollt, dass er wieder glücklich ist“, sagt Emy.
Über Beziehungen spricht Pilawa heute mit einer tiefen Ruhe. „Wenn man jung ist, sucht man das Feuer“, sagt er. „Später sucht man das Licht.“ Dieses Licht hat er gefunden – in der Natur, in seiner Familie und in einer Frau, die sein Leben teilt, ohne es zu überstrahlen. „Liebe ist nicht Perfektion“, so Pilawa. „Liebe ist bleiben – auch im Schweigen.“
Mit sechzig steht er an einem neuen Punkt: nicht am Ende, sondern mitten im Leben. Er hat geliebt, verloren, getrauert, gehofft – und wieder lieben gelernt. Seine Geschichte erinnert daran, dass Stärke leise sein kann und dass Liebe selbst nach dem dunkelsten Kapitel möglich ist.
„Ich habe viel gefragt in meinem Leben“, sagt Pilawa heute. „Aber die schönste Antwort war immer: Ich liebe dich.“