Willkommen zu einer weiteren verstörenden Geschichte. Kommentieren Sie, von wo aus Sie zuschauen und wann genau Sie diese Geschichte hören. Im Frühjahr 1899 zählte der Förster Heinrich Bachmann die Baumbestände im nördlichen Teil des Schwarzwaldes in der Nähe des abgelegenen Dorfes Schönmünszach, was als routinemäßige Bestandsaufnahme begann, führte zu einer der verstörendsten Entdeckungen der deutschen Kriminalgeschichte. “Ich bemerkte zunächst den Geruch.
” schrieb Bachmann in seinem Amtsbericht vom X. April 1899. Ein ungewöhnlicher, beißender Geruch, der nicht zum Wald gehörte. Ich dachte an ein verendetes Tier, vielleicht ein Reh oder Wildschwein. Doch was der Förster fand, als er dem Geruch folgte, war kein totestier. In einer Senke, versteckt hinter dichtem Unterholz und überwuchert von Fahren, entdeckte er einen halbverfallenen Holzschuppen.
Die Tür war mit einem rostigen, aber neuen Vorhängeschloss gesichert, ein seltsamer Anblick in diesem verlassenen Teil des Waldes. Ich rief mehrmals, erhielt jedoch keine Antwort. Das Schloss schien nicht zum Alter des Schuppens zu passen, notierte Bachmann weiter. Der Förster informierte die örtliche Gendarmerie.
Zwei Tage später kehrten sie zurück, brachen das Schloss auf und fanden nichts. Der Schuppen war leer, aber der Boden wies Spuren auf, dunkle Flecken, die in das Holz eingezogen waren und in einer Ecke halb vergraben unter Erde und Laub. Ein abgenutztes Ledernotizbuch. Im Kreisarchiv von Freudenstadt liegen heute noch die Aufzeichnungen des damaligen Untersuchungsbeamten Gerhard Weber, nicht verwandt mit den später identifizierten Schwestern.
Er schrieb: “Das Notizbuch enthielt eine Liste, Namen, alle männlich, mit Daten versehen.” Der letzte Eintrag datierte vom 17. März 18999. Neben jedem Namen standen Notizen: Kräftig, gesund, gute Zähne, starke Hände. Bei einigen Namen fanden sich rote Kreuze, bei anderen Kreise. Die Bedeutung dieser Zeichen blieb zunächst unklar. Was die Ermittler besonders beunruhigte, alle Namen auf der Liste gehörten zu Männern, die in den vergangenen drei Jahren als vermisst gemeldet worden waren. Männer aus verschiedenen Dörfern und Städten im Schwarzwald, zwischen 18
und 40 Jahren alt, alle unverheiratet, die meisten Wanderarbeiter oder Handwerker auf der Durchreise. Die Gendarmerie nahm die Untersuchung auf, aber der Fall schien zunächst aussichtslos. Der Schuppen selbst gab kaum Hinweisepreis, keine weiteren persönlichen Gegenstände, keine Werkzeuge, nichts, was auf die Identität des Notizbuchbesitzers hindeutete.
Doch was die Beamten übershen, war die Tatsache, dass der Boden des Schuppens ungewöhnlich hoch über dem Waldboden lag, fast einen halben Meter, als wäre er auf etwas gebaut worden. Die wahre Entdeckung sollte erst sechs Wochen später erfolgen, als heftige Regenfälle den Boden um den Schuppen aufweichten und ein Teil des Erdreichs nachgab.

Was darunter zum Vorschein kam, veränderte die Untersuchung grundlegend. Unter dem Schuppen befand sich ein Eingang, ein schmaler Schacht, der tief in die Erde führte. Und dieser Schacht war nur der Anfang einer Entdeckung, die bis heute in den Archiven der deutschen Kriminalgeschichte als einer der verstörendsten Fälle geführt wird.
Der Fall der Schwestern Weber. Das Dorf Schönmünzach, eingebettet zwischen den dunklen Tannen des nördlichen Schwarzwalds, war um 1899 eine Gemeinde von kaum 300 Einwohnern. Die Häuser, meist aus dunklem Holz, drängten sich entlang des gleichnamigen Flusses, der sich durch das enge Tal schlängelte. Ein Ort, wo jeder jeden kannte oder zumindest zu kennen glaubte.
Am westlichen Rand des Dorfes, etwa einen Kilometer entfernt vom letzten Haus, stand ein zweistöckiges Steingebäude. Es war älter als die meisten Häuser im Dorf mit dicken Mauern und kleinen tief in der Fassade liegenden Fenstern. Erbaut worden war es einst als Mühle, doch seit dem großen Hochwasser von 1876 hatte es seinen ursprünglichen Zweck verloren.
Das Mühlrad war längst verschwunden, der Wasserzulauf verschüttet. Seit 1890 bewohnten die Schwestern Weber dieses Gebäude. Johanna Weber, die Ältere, war zu diesem Zeitpunkt 3 Jahre alt, ihre Schwester Margarete 38. Über ihre Herkunft wussten die Dorfbewohner wenig. Die Schwestern hatten angegeben, aus Pforzheim zu stammen und das Gebäude von einem entfernten Verwandten geerbt zu haben.