„Ich kann deine Gedanken lesen“: Der Richter lachte sie aus – bis sie sein tödliches Geheimnis vor allen enthüllte!

Der Gerichtssaal Nr. 4 war ein Ort, an dem Hoffnungen starben und Schicksale besiegelt wurden. Die Luft war stickig, geschwängert vom Geruch nach altem Eichenholz, Möbelpolitur und dem kalten Schweiß der Angeklagten. Ein leises, unruhiges Summen hing über den Bankreihen der Zuschauer wie eine Gewitterwolke, die kurz davor war, zu brechen.

Im Zentrum dieser sterilen Arena der Justiz stand jedoch kein Verbrecher in Handschellen, kein nervöser Anwalt und kein weinender Zeuge. Dort stand ein kleines Mädchen.

Sie konnte nicht älter als acht Jahre sein. Ihre Haut hatte die Farbe von tiefem Mahagoni, doch ihr Gesicht war von Straßenschmutz verschmiert. Ihr Haar war zu lockeren, unordentlichen Zöpfen geflochten, aus denen sich einzelne Strähnen lösten und ihr Gesicht einrahmten wie dunkle Ranken. Sie trug eine blaue Jacke, die viel zu groß für ihre zerbrechlichen Schultern war; die Ärmel hingen herab und waren an den Rändern ausgefranst, als hätte sie jemand mit Gewalt abgerissen. Was die Zuschauer jedoch am meisten irritierte, waren ihre Füße. Sie war barfuß. Ihre kleinen Sohlen machten kein Geräusch, als sie langsam, Schritt für Schritt, über das glänzende Parkett auf den gewaltigen Richterstuhl zuging.

Richter William Randall thronte über dem Saal wie eine Gottheit. Er war ein Mann, dessen Ruf ihm voraus eilte – hart, unnachgiebig, ein Mann des Gesetzes, der keine Grauzonen kannte. Er räusperte sich, ein Geräusch, das wie das Knarren einer alten Tür durch den stillen Saal hallte. Seine Hand umklammerte den Hammer aus Walnussholz.

„Wer“, donnerte seine Stimme, tief und autoritär, „hat dieses Kind hier hereingebracht?“

Der Gerichtsdienst, ein Mann namens Miller, der normalerweise die Ruhe selbst war, zupfte nervös an seinem Kragen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. „Sie… sie hat nach Ihnen verlangt, Euer Ehren“, stammelte er. „Sir, sie weigerte sich, mit irgendjemand anderem zu sprechen. Sie war… beharrlich.“

Randall hob eine buschige, graue Augenbraue. Sein Blick, der normalerweise Angeklagte in die Knie zwang, fixierte das kleine Mädchen. „Und warum das?“

Das kleine Mädchen hob das Kinn. In ihrer Haltung lag eine Würde, die nicht zu ihrer ärmlichen Kleidung passte. Sie richtete ihre großen, braunen Augen direkt auf den Richter. In diesem Blick lag keine Angst. Dort lag etwas viel Älteres, etwas Unergründliches.

„Weil ich Ihre Gedanken lesen kann“, sagte sie. Ihre Stimme war leise, doch in der akustischen Perfektion des Saales trug sie bis in die letzte Reihe.

Einen Herzschlag lang herrschte absolute Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Dann brach das Gelächter los. Es begann als ein Kichern in den hinteren Reihen und schwoll zu einem amüsierten Rauschen an.

Richter Randall stieß ein scharfes, herablassendes Lachen aus und lehnte sich entspannt in seinen schweren Lederstuhl zurück. Ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, kräuselte seine Lippen. „Du kannst meine Gedanken lesen? Das ist niedlich, Kleine. Wirklich. Aber dies hier ist ein Gerichtshof, keine Bühne für kindliche Spiele oder Zaubertricks.“

Doch das Mädchen rührte sich nicht. Sie zuckte nicht zusammen, sie lächelte nicht zurück. Sie stand einfach da, wie ein Fels in der Brandung des Spotts.

„Du glaubst mir nicht“, flüsterte sie. Es war keine Frage. Es war eine Feststellung. „Genau wie die anderen. Bis ich dir sage, was du all die Jahre versteckt hast.“

Das Lachen im Saal erstarb schlagartig, als hätte jemand den Ton abgedreht. Eine eisige Kälte schien sich vom Zeugenstand aus auszubreiten.

Niemand im Saal ahnte, was in den Tagen zuvor geschehen war. Zwei Tage zuvor war das Mädchen, das sich Amara nannte, zum ersten Mal in der Stadt aufgetaucht. Sie war allein durch die belebten Straßen geirrt, barfuß auf dem heißen Asphalt, und hatte Dinge vor sich hin gemurmelt, die erwachsene Männer dazu brachten, die Straßenseite zu wechseln.

Ein wohlhabender Geschäftsmann im maßgeschneiderten Anzug wollte sie verscheuchen, als sie vor seinem Bürogebäude stand. Amara hatte ihn nur angesehen und gesagt: „Deine Frau weiß, was du letzten Sommer getan hast. Sie hat die Briefe gefunden.“ Der Mann war blass geworden wie eine Leiche und war wortlos in sein Auto geflüchtet.

Einem Ladenbesitzer, der sie des Diebstahls bezichtigte, flüsterte sie zu: „Du hast das Geld aus der Brieftasche deines besten Freundes genommen, als er nicht hinsah.“

Und einer jungen Frau an der Bushaltestelle sagte sie mit unheimlich ruhiger Stimme: „Du planst, mit dem Mann deiner Schwester wegzulaufen. Aber er liebt dich nicht.“

Jedes Mal wich die Farbe aus den Gesichtern der Menschen. Ein Mann hatte geschrien: „Woher weißt du das?!“, bevor er sie grob wegschubste und davonrannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Schließlich wurde die Polizei gerufen.

„Wo ist deine Familie?“, hatte Officer Daniels gefragt, als er sie auf der Wache befragte. Er versuchte, sanft zu sein, doch das Kind machte ihm Angst. „Sie sind fort“, war Amaras einzige Antwort, kaum mehr als ein Hauch. „Und woher weißt du all diese Dinge über die Leute?“, hakte Daniels nach. Das Mädchen blinzelte langsam. „Ich sehe sie in den Köpfen der Menschen. Ich fühle ihre Geheimnisse. Sie sind laut.“

„Sie phantasiert“, hatte Daniels’ Partner gemurmelt und wollte den Bericht schließen. Doch dann drehte sich Amara zu ihm um. „Du trägst immer noch ihr Parfüm, nicht wahr? Die Frau, die du jeden Donnerstag triffst, während deine Frau denkt, du bist beim Bowling.“

Das Gesicht des Polizisten war zu einer Maske des Schreckens erstarrt. „Das Kind ist nicht normal“, hatte er gezischt. „Was machen wir mit ihr?“ „Sie verlangt immer wieder nach Richter Randall“, sagte Daniels. „Lass sie uns zum Gerichtsgebäude bringen. Vielleicht kennt er sie. Vielleicht weiß er, was zu tun ist.“

Zurück im Gerichtssaal machte Amara einen weiteren Schritt auf das Richterpult zu. Sie war jetzt so nah, dass Randall den Schmutz unter ihren Fingernägeln sehen konnte.

„Du hast es jahrelang versteckt“, sagte sie sanft. Ihre Stimme zitterte nicht. Sie war fest und klar wie eine Glocke. „Die Sache, die du getan hast? Die Sache, wegen der du nachts immer noch schweißgebaden aufwachst.“

Randalls überlegenes Grinsen flackerte nur für eine Sekunde, aber in dieser Sekunde sahen die aufmerksamen Beobachter etwas in seinem Gesicht aufblitzen: Angst. „Du lügst“, sagte er scharf, seine Stimme erhob sich. „Du bist nur ein verängstigtes kleines Mädchen, das nach Aufmerksamkeit sucht. Ich habe genug gehört.“

Amara hob ihre kleine Hand. Bevor der Gerichtsdiener reagieren konnte, legte sie ihre Handfläche sanft, fast zärtlich, auf den Ärmel seiner Robe, der über dem Pult lag, und streckte die Finger in Richtung seines Kopfes aus. Ein kollektives Keuchen ging durch den Saal. „Fassen Sie den Richter nicht an!“, zischte ein Anwalt aus der ersten Reihe.

Doch Amara bewegte sich nicht. Ihre Augen flatterten zu, als würde sie einer Melodie lauschen, die nur sie hören konnte. Sie lauschte auf etwas tief in ihm. „Du wolltest es nicht tun, oder?“, flüsterte sie.

Das Herz des Richters begann zu rasen. Er spürte es bis in seinen Hals schlagen. Du hast sie gestoßen, hallte Amaras Stimme in seinem Kopf wider, obwohl sie kaum die Lippen bewegte. Du dachtest nicht, dass der Sturz sie töten würde. Aber das tat er.

Randalls Gesicht nahm eine aschfahle Farbe an. Der Raum wurde gespenstisch still. Sogar die Lüftung schien den Atem anzuhalten.

„Du hast sie in der Nähe des Flusses begraben“, murmelte Amara, die Augen immer noch geschlossen. „Du dachtest, niemand würde es je herausfinden. Du wurdest Anwalt, dann Richter. Du hast dir eingeredet, dir sei vergeben worden. Dass du ein guter Mann bist.“

Randall schoss aus seinem Stuhl hoch wie von der Tarantel gestochen. „Genug!“, brüllte er. Er schlug mit seinem Hammer so hart auf das Pult, dass das Holz splitterte. Der Knall hallte wie ein Schuss durch den Raum. „Das ist Unsinn! Sie denkt sich das aus!“

Aber das Mädchen zuckte nicht zusammen. Sie öffnete ihre Augen – zwei dunkle Tunnel, die direkt in seine Seele blickten. „Warum zitterst du dann?“, fragte sie leise. Ihre Hand schwebte immer noch in der Luft, auf ihn gerichtet.

Die Menge brach in Flüstern aus. „Ist es wahr?“ „Wovon redet sie?“ „Seht euch sein Gesicht an!“

Randalls Atem ging stoßweise. Seine Augen huschten panisch zum Gerichtsdiener. „Schaffen Sie sie weg! Sofort!“

Aber Amara sprach erneut, und diesmal war ihre Stimme lauter, fordernder. Eine Kraft lag darin, die ein achtjähriges Kind nicht besitzen sollte. „Du siehst sie jede Nacht in deinen Träumen. Die Frau, die du begraben hast. Diejenige, die jetzt gerade in deinem Kopf schreit.“

Randall taumelte zurück, sein Rücken prallte gegen die Lehne seines Sessels. „Wie… wie kannst du das wissen?“, flüsterte er heiser. Das Mikrofon vor ihm fing das Flüstern auf und verstärkte es für alle hörbar.

Amara starrte ihn an. „Weil sie immer noch schreit“, sagte das Mädchen. „Und ich kann sie hören.“

Chaos brach aus. Reporter sprangen über die Absperrungen, Blitzlichter zuckten wie Blitze durch den Saal. Anwälte schrien durcheinander. Der Richter hämmerte wiederholt mit dem beschädigten Hammer auf das Pult, aber das Geräusch drang kaum durch den wachsenden Sturm der Stimmen.

„Ruhe!“, brüllte Randall, seine Stimme überschlug sich. „Ordnung in diesem Gericht!“ Aber seine Hände zitterten so stark, dass er den Hammer fallen ließ.

Amara stand still inmitten des Aufruhrs, eine Insel der Ruhe im Sturm. „Du hörst sie auch, nicht wahr?“, flüsterte sie. „Ihre Stimme. Ihr Weinen. Die Art, wie sie dich anflehte, aufzuhören.“

„Lügen!“, brüllte Randall. Sein Gesicht war hochrot angelaufen, Schweiß rann ihm in Strömen die Schläfen hinab. Er sah aus wie ein Tier, das in die Enge getrieben wurde. „Dieses Kind manipuliert euch alle! Ich habe nie jemanden gehört! Es gibt keine Stimme!“

Amara legte den Kopf schief, ihre Zöpfe streiften ihre Schultern. „Warum kann ich sie dann sehen?“ Der Richter erstarrte. „Du hast sie am Flussufer begraben“, fuhr Amara fort, und ihre Augen verengten sich, als würde sie eine Szene betrachten, die weit entfernt stattfand. „Du dachtest, die Strömung würde ihren Körper mitnehmen. Aber der Boden war zu dick, zu schlammig. Du hast sie mit Steinen bedeckt. Großen, grauen Steinen.“

Randalls Beine gaben nach. Er musste sich am Rand seines Pults festklammern, seine Knöchel traten weiß hervor. „Hör auf“, zischte er. „Hör auf.“

„Du hast ihr Armband behalten“, sagte Amara jetzt lauter, ihre Stimme durchschnitt das Keuchen der Menge wie ein Messer. „Du hast es in eine kleine Zigarrenkiste gelegt. Es liegt immer noch unter den Dielen in deinem Arbeitszimmer, nicht wahr? Das dritte Brett von links, unter dem Teppich.“

Randalls Kopf ruckte hoch. Niemand konnte von dem Armband wissen. Niemand. Er hatte es vor zwanzig Jahren dort versteckt. Der Raum fiel in eine tödliche Stille. Das war kein Raten mehr. Das war Wissen.

Im hinteren Teil des Saales stand eine Frau auf, die Hand vor den Mund gepresst. „Wovon redet sie? Welches Armband?“

Amaras Stimme wurde schärfer, anklagender. „Das Silberarmband mit dem kleinen Herzanhänger. Das, welches er ihr vom Handgelenk riss, als sie sein Gesicht zerkratzte und um ihr Leben kämpfte.“

Wieder brach die Menge in hektisches Gemurmel aus. „Ich will, dass sie entfernt wird!“, schrie Randall, seine Stimme brach und klang nun schrill und hysterisch. „Das ist Verleumdung! Das ist…“

„Sie hat mir ihren Namen gesagt“, schnitt Amara ihm das Wort ab. Ihre Stimme war nicht laut, aber sie hatte eine Endgültigkeit, die Randall zum Schweigen brachte. „Ihr Name war Claire. Sie war 24 Jahre alt. Und du hast versprochen, sie an diesem Abend nach Hause zu fahren.“

Randalls Mund klappte auf. Sein Kiefer hing schlaff herab. „Sie hat dir vertraut“, sagte Amara sanft, fast traurig. „Aber als sie Nein sagte, hast du die Kontrolle verloren. Du hast sie gestoßen. Und als sie aufhörte zu atmen, hast du Panik bekommen. Du dachtest, niemand würde es je erfahren. Du hast deine Karriere über ihr Leben gestellt.“

Plötzlich keuchte Amara auf und taumelte zurück. Sie presste beide Hände gegen ihre Schläfen, als würde sie von einem unsichtbaren Schlag getroffen. „Sie schreit wieder!“, rief das Mädchen. Tränen traten in ihre Augen. „Ihre Stimme… es ist so laut jetzt. Sie sagt, sie wird nicht aufhören, bis die Wahrheit ans Licht kommt!“

Der Richter wich in seinen Stuhl zurück, er krümmte sich zusammen. Er sah nicht mehr das Mädchen vor sich. Er sah etwas anderes. Etwas, das nur er sehen konnte. „Ich… ich wollte das nicht“, würgte er hervor. Der Satz hing in der Luft. Ein Geständnis. „Ich wollte sie nicht verletzen“, wimmerte er. „Es war ein Unfall. Ein verdammter Unfall!“

Stille. Vollkommene, vernichtende Stille. Jedes Auge im Gerichtssaal, jede Kamera, jedes Gesicht war auf Randall gerichtet, der auf seine Knie sank und das Gesicht in den Händen vergrub.

„Claire war meine Schwester!“ Der Schrei kam aus dem Publikum. Ein junger Mann stürmte nach vorne, Tränen strömten über sein Gesicht. Sein Gesicht war verzerrt vor Schmerz und Wut. „Du hast uns gesagt, sie sei weggelaufen! Du Monster!“ Reporter drängten mit Mikrofonen nach vorne, wie Geier, die ihre Beute witterten. Polizisten mussten den jungen Mann zurückhalten, der sich gegen sie warf, um zum Richter zu gelangen.

Amara senkte langsam ihre Hände. Der Ausdruck des Schmerzes verschwand aus ihrem Gesicht, abgelöst von einer tiefen Erschöpfung. „Ihre Stimme ist jetzt weg“, sagte sie leise. „Sie sagt, sie kann jetzt ruhen.“

Innerhalb von Minuten war das Richterpult umstellt. Officer Daniels, der Amara hergebracht hatte, legte dem Mann Handschellen an, vor dem er noch am Morgen salutiert hatte. „William Randall, Sie sind verhaftet wegen des Mordes an Claire Donovan“, verkündete er. Randalls Gesicht zerfiel. Die Maske der Macht war endgültig gefallen. „Ich wollte das nicht“, weinte er, als sie ihn vom Podium zerrten. Er wirkte plötzlich klein und alt. „Es sollte ein Geheimnis bleiben. Niemand sollte es wissen.“

Amaras Augen folgten ihm kalt, als er an ihr vorbeigeführt wurde. „Sie wusste es immer“, flüsterte das kleine Mädchen. „Sie brauchte nur jemanden, der zuhört.“

Als der Hammer des Richters, der nun zerbrochen auf dem Boden lag, symbolisch für das letzte Mal gefallen war, stieg Amara vom Zeugenstand herab. Ein Reporter näherte sich ihr vorsichtig, fast ehrfürchtig. Er hielt sein Mikrofon hin, zögerte aber. „Wie… wie konntest du das alles wissen?“, fragte er leise.

Ein schwaches, fast unmerkliches Lächeln umspielte Amaras Lippen. „Ich höre nicht nur Gedanken“, sagte sie sanft. „Ich höre die Stimmen derer, die ihr versucht habt, zum Schweigen zu bringen.“

Und mit diesen Worten drehte sie sich um und ging barfuß den Mittelgang hinunter, hinaus aus dem Gerichtssaal. Die Menschenmenge teilte sich vor ihr wie das Rote Meer. Sie hinterließ nichts als betäubte Stille und die Gewissheit, dass manche Geheimnisse niemals begraben bleiben.

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