Die Frau, die endlich wirklich lacht

Kerstin Ott, geboren am 17. Januar 1982 in Westberlin, hat in ihrem Leben eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Von den bescheidenen Anfängen als Malerin und Lackiererin bis hin zum gefeierten Musikstar, hat sie Millionen Herzen erobert – nicht nur mit ihrer Stimme, sondern mit ihrer Ehrlichkeit, Verletzlichkeit und Authentizität. Doch hinter dem Glanz der Bühnen und dem Erfolg von Hits wie Die immer lacht verbarg sich lange ein Leben voller Unsicherheiten, Zweifel und innerer Kämpfe.
Schon früh zeigte sich Kerstins außergewöhnliche Gabe: Sie konnte Gefühle in Musik verwandeln. In einem kleinen Zimmer schrieb sie Lieder, ohne zu ahnen, dass eines Tages Millionen Menschen auf der ganzen Welt damit tanzen und weinen würden. Die immer lacht, ihr bekanntester Song, war ursprünglich ein trauriges Lied – die Geschichte einer Frau, die lächelt, um ihren Schmerz zu verbergen. Kerstin selbst kannte diesen Schmerz nur zu gut: „Ich war selbst lange Zeit diese Frau. Ich habe gelächelt, damit niemand sieht, wie sehr ich kämpfte“, sagte sie später in einem Interview.
Ihre Kindheit war geprägt von schwierigen Umständen. Wenig Geld, ein früh abwesender Vater und die Unsicherheit, anders zu sein, machten ihr Leben nicht leicht. Schon als Teenager wusste sie, dass sie Frauen liebte, doch in einer Zeit, in der Homosexualität oft noch tabuisiert wurde, schwieg sie aus Angst vor Ablehnung. „Ich hatte Angst, nicht geliebt zu werden, wenn ich ehrlich bin“, gestand sie später.
Die Wende in ihrem Leben kam, als sie Carolina Köppen kennenlernte. Diese Begegnung war mehr als Liebe auf den ersten Blick – sie war die Befreiung, endlich man selbst sein zu dürfen. „Carolina hat mich nicht verändert, sie hat mich nur gesehen“, erinnert sich Kerstin. Die Beziehung war nicht immer einfach, aber sie war echt. Diese Echtheit war für Kerstin wichtiger als Ruhm, Glanz oder gesellschaftliche Anerkennung.

Der Erfolg von Die immer lacht brachte jedoch enorme Herausforderungen mit sich. Über Nacht wurde Kerstin aus einer unbekannten Handwerkerin zu einer gefeierten Sängerin. Konzerte, Interviews, Kameras und tausende Fans – all das überwältigte sie. Hinter der Bühne jedoch fühlte sie sich oft verloren: „Ich war plötzlich jemand, den alle kannten, aber ich selbst kannte mich nicht mehr.“ Carolina bemerkte ihre Erschöpfung und half ihr, wieder zu sich selbst zu finden.
Kerstin sprach 2018 offen über ihre Depressionen. Sie erzählte von dem Druck, perfekt sein zu müssen, und von der Einsamkeit, die der Erfolg mit sich brachte. „Die Menschen denken, Erfolg macht glücklich, aber manchmal macht er dich einsamer als alles andere“, sagte sie. Es war diese Offenheit, die viele Menschen berührte und ihr Mut machte, ihr Leben neu zu ordnen.
Die Pandemie 2020 brachte einen weiteren Wendepunkt. Mit der Unterbrechung ihrer Tourneen fand Kerstin erstmals seit Jahren Zeit, innezuhalten. Sie begann, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Familie, Liebe, Echtheit. In dieser Phase entstanden neue Lieder, die nicht für die Charts, sondern für sie selbst geschrieben wurden – ehrlich, verletzlich und tiefgründig. Songs wie Regenbogenfarben oder Scheißmelodie spiegeln ihren inneren Kampf, ihre Sehnsucht nach Freiheit und Selbstakzeptanz wider.
Carolina Köppen stand ihr in dieser Zeit unerschütterlich zur Seite. Sie bot nicht Ruhm oder Geld, sondern die stille Gewissheit, dass jemand da war, wenn Kerstin fiel. Diese Liebe half ihr, ihre inneren Wunden zu heilen und wieder zu sich selbst zu finden. „Ich habe gelernt, nicht mehr die zu sein, die immer lacht, sondern die, die ehrlich ist“, sagt Kerstin.
2017 heirateten die beiden Frauen still, ohne großen Glamour, aber mit viel Gefühl. Sie lernten, sich gegenseitig Raum zu geben, Fehler zu verzeihen und in stürmischen Zeiten fest zusammenzuhalten. Kerstin beschreibt ihre Ehe als echtes Miteinander, frei von öffentlichem Druck und Inszenierung. „Karolina ist mein Ruhepol. Ich bin oft die, die zweifelt. Sie ist die, die bleibt“, sagt sie.

Heute lebt Kerstin Ott ein bewusstes, ausgeglichenes Leben. Sie achtet auf ihre Gesundheit, verbringt Zeit mit der Familie, meditiert, schreibt Tagebuch und genießt die Natur. Ruhm und Erfolg haben ihren Wert nicht gemindert, aber sie definiert ihr Glück nicht mehr durch Applaus oder Geld. „Ich brauche keinen Glamour. Ich brauche echte Wärme, und die finde ich hier“, sagt sie über ihr Zuhause im Norden Deutschlands, weit entfernt von der Großstadt, in einem hellen, gemütlichen Haus mit Garten, Hunden und viel Ruhe.
Kerstins Musik ist mehr als Unterhaltung. Sie ist ein Symbol für Mut, Authentizität und Selbstbestimmung. Mit Liedern, die von Liebe, Freiheit, Hoffnung und Mut handeln, inspiriert sie Millionen Menschen, zu sich selbst zu stehen. Sie ist zu einer Ikone der LGBTQ+-Community geworden, nicht weil sie laut für Rechte kämpfte, sondern weil sie offen und furchtlos zu ihrer Liebe stand.
Heute sagt Kerstin: „Ich bin wieder da, nicht als jemand anderes, sondern als ich selbst.“ Ihr größter Erfolg liegt nicht in den Millionen verkauften Platten oder ausverkauften Konzerten, sondern in der Fähigkeit, ehrlich zu sein, zu lieben und das Leben in seiner Tiefe zu fühlen. Zusammen mit Carolina Köppen lebt sie ein stilles, echtes Leben voller Liebe, Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung – ein Leben, das zeigt, dass wahres Glück weniger von Ruhm abhängt als von der Fähigkeit, man selbst zu sein.