Der Mann, der sich weigerte, Hitler zu grüßen. Die Folgen waren schrecklich

Vor ihnen liegt eines der kraftvollsten Fotografien des 20. Jahrhunderts. Der 13. Juni 1936 Hamburg Deutschland. Die werft Blom und Foss. Hunderte von Männern erheben ihre Arme zum Hitlergruß. Adolf Hitler ist bei der Zeremonie des Stapellaufs des Schulschiffs Horst Wessel anwesend. Aber schauen Sie genauer hin.


Inmitten dieses Meeres erhobene Arme steht ein Mann. Die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick voller Entschlossenheit. Diese einfache Geste trotzt einem ganzen Imperium des Bösen. Sein Name war August Landmesser und dies ist die Geschichte darüber, wie Liebe stärker sein kann als Angst.
Dies ist die Geschichte über den Preis, den man zahlen muss, um ein Mensch zu bleiben, wenn die ganze Welt verrückt wird. Um die Entscheidung August Landmessers zu verstehen, müssen wir das Deutschland verstehen, in dem er lebte. Das Jahr 1918. Der erste Weltkrieg endete katastrophal für Deutschland. Der Versayer Vertrag beendete nicht nur den Krieg, er erstickte das Land.
Reparationen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark, der Verlust aller Kolonien, die Beschränkung der Armee auf 100.000 Mann. Das Jahr 1923 war der Höhepunkt des Wahnsinns. Die Hyperinflation erreichte astronomische Ausmaße. Ein Leibbrot kostete Milliarden Mark. Die Menschen trugen ihr Geld in Schubkarren. Die Ersparnisse eines ganzen Lebens verdampften über Nacht.
1926 gab es 2 Millionen Arbeitslose. 1929 begann die Weltwirtschaftskrise. Bis 1932 waren in Deutschland bereits 6 Millionen Menschen arbeitslos. Das war jeder dritte erwerbsfähige Deutsche. Die Weimaraer Republik lag in den letzten Zügen. Die Straßen verwandelten sich in ein Schlachtfeld zwischen Kommunisten und Nationalisten.
Die Regierung wechselte mit kaleidoskopischer Geschwindigkeit. Die Menschen waren verzweifelt, hungrig und wütend. Und in diesem Moment erschien ein Mann mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Adolf Hitler versprach Arbeit, Brot und Größe. Er boten Sündenbock an. Juden, Kommunisten, Verräter. Die NSDAP wuchs wie ein Krebsgeschwür am Körper einer kranken Gesellschaft.
August Landmesser war kein geborener Held. Er war ein gewöhnlicher Arbeiter aus Hamburg. geboren im Jahr 1910 in einer einfachen Familie. Er schloss die Schule ab und lernte den Beruf eines Schiffbauers. Das Jahr 1931. August ist erst 21 Jahre alt. Es gibt keine Arbeit, keine Aussichten, keine Zukunft. Und so tut er das, was Millionen andere Deutsche taten.
Er tritt in die NSDAP ein, nicht weil er an ihre Ideologie glaubte, nicht weil er Juden hasste, einfach weil er arbeiten wollte, essen wollte, leben wollte und es funktionierte. Die Parteimitliedschaft öffnete ihm Türen. Er bekam eine Stelle auf der werft Blom und Foss, einer der größten in Deutschland.
Es schien als sei ein wohlhabendes Leben gesichert, aber das Schicksal hatte einen anderen Weg für ihn vorgesehen. Das Jahr 1934. August trifft eine junge Frau namens Irma Eckler. Sie ist 21 Jahre alt, schön, intelligent, lebensfroh. Sie verlieben sich auf den ersten Blick ineinander. Sie spazieren am Elbufer entlang.
Sie träumen von der Zukunft, von einem Zuhause, von Kindern, von einem glücklichen, gewöhnlichen Leben. Aber es gab ein Problem. Irmer Eckler war Jüdin, der 15. September 1935, Nürnberg, der siebte Parteitag der NSDAP. An diesem Tag verabschiedet der nationalsozialistische Reichstag einstimmig Gesetze, die Rassismus zur Staatspolitik machen würden.
Das Reichsbürgergesetz, das Gesetz zum Schutze des Deutschen Blutes und der deutschen Ehre. Zusammen sind sie als die Nürnberger Gesetze bekannt. Paragraph 1, Absatz 1. Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen Deutschen oder Artverwandten Blutes sind verboten. Trotzdem geschlossene Ehen sind nichtig, auch wenn sie zur Umgehung dieses Gesetzes im Ausland geschlossen sind.
Paragraph 2, Absatz 1. Außereicher Verkehr zwischen Juden und Staatsangehörigen, Deutschen oder artverwandten Blutes ist verboten. Mit einem Federstrich wurde Liebe zum Verbrechen. Tausende Paare in ganz Deutschland befanden sich plötzlich außerhalb des Gesetzes. Sie wurden getrennt, sie wurden verfolgt, sie wurden vernichtet.
August Landmesser und Irmer Eckler planten bereits ihre Hochzeit, als diese Gesetze verabschiedet wurden. Am 29. Oktober 1935, nur 6 Wochen nach Inkrafteten der Gesetze wurde Ihre Tochter Ingrid geboren. Stellen Sie sich diesen Moment vor. Sie halten ihr neugeborenes Kind in den Armen. Sie blicken in die Augen der Frau, die sie lieben.
Und sie wissen, dass der Staat ihre Existenz für ein Verbrechen hält, dass ihre Familie in dieser Welt keinen Platz hat. Für Rassenschande drohten Zuchthausstrafen von einem Jahr bis lebenslänglich. Einige wurden direkt in Konzentrationslager geschickt. August Landmesser traf seine Entscheidung. Er verleugnete Irma nicht.
Im Gegenteil, er wurde aus der NSDAP ausgeschlossen, nachdem bekannt wurde, daß er eine Beziehung mit einer Jüdin hatte. Und er widersprach nicht. Er verlor sein Parteibuch, aber er gewann eine Familie. Der 13. Juni 1936. 8 Monate sind seit Ingridsgeburt vergangen. August Landmesser arbeitet immer noch auf der Werft, obwohl seine Position immer unsicherer wird.
Heute ist ein besonderer Tag. Der Führer selbst kommt nach Hamburg zur Zeremonie des Stapellaufs der Horst Wessel, eines Schulschiffs, benannt nach einem nationalsozialistischen Meürer. Alle Werftarbeiter müssen anwesend sein. Das ist keine Bitte, das ist ein Befehl. Als Hitler erscheint, schnellen tausende von Armen in die Höhe.
Heil Hitler brüllt die Menge, ein Meer von Hitlergrüßen, ein Ozean der Unterwerfung und mitten in all dem steht August Landmesser. Die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht ernst, er hebt die Hand nicht. Warum hat er das getan? Wir wissen es nicht mit Sicherheit. Er hinterließ keine Memoiren, er gab keine Interviews, aber wir können es erahnen.
Vielleicht dachte er in diesem Moment an Irma, die zu Hause mit ihrer Tochter wartete. Vielleicht dachte er daran, dass dieses Regime ihm verbot, die Frau zu heiraten, die er liebte, dass es sein Kind für illegitim erklärte. Vielleicht war er einfach müde vorzugeben, müde zu lügen, müde Teil dieser Hassmaschinerie zu sein.
Schauen Sie sich die Gesichter um ihn herum an. Einige schauen ihn verwundert an, mit Entsetzen. Einer der Männer rechts hat ihn offensichtlich bemerkt und wirkt besorgt. Diese Geste Aktublichen Mutes. Im nationalsozialistischen Deutschland konnte solcher Ungehorsam das Leben kosten. Die Gestapo war überall, Denunzianten waren überall, ein Telefonanruf und sie existierten nicht mehr.
Aber August Landmesser wählte in diesem Moment die Würde. Er zog es vor, ein Mensch zu bleiben. Das Jahr 1937. Das Leben wird unerträglich. Ständige Angst, ständige Demütigung. Irmer ist mit dem zweiten Kind schwanger. August begreift, sie müssen fliehen. Sie planen die Flucht nach Dänemark. Sie packen das Nötigste zusammen.
Sie verabschieden sich von Verwandten, ohne zu sagen, wohin sie gehen. Sie nehmen die kleine Ingrid auf den Arm, aber an der Grenze werden sie aufgehalten. Ausweiskontrolle, Fragen, Verdacht und Verhaftung. August Landmesser steht vor Gericht, angeklagt der Rassenschande. Dies ist eines der verachtetsten Verbrechen im nationalsozialistischen Deutschland.
Aber der Anwalt findet eine Lücke. Irmer Eckler war zwar jüdischer Abstammung, wurde aber zum Protestantismus bekehrt, nachdem ihre Mutter erneut geheiratet hatte. Technisch gesehen ist ihr Status nach nationalsozialistischen Kriterien mehrdeutig. Die Verteidigung behauptet, daß August nichts von Irmas jüdischer Abstammung wußte.
Das ist eine Lüge, aber es ist ihre einzige Chance. Juli 1937. Das Urteil freigesprochen mangels beweisen. Aber der Richter spricht eine strenge Verwarnung aus. Bei erneutem Verstoß ist eine Gefängnisstrafe unvermeidlich. Irmer bringt die zweite Tochter zur Welt, Irene, zwei Töchter. Die Frau, die er liebt, das Heiratsverbot, die Gefahr des Gefängnisses schwebt über ihnen.
Was würden Sie tun? Dem Gesetz gehorchen, die Familie verlassen, um der eigenen Sicherheit willen? August und Irmer entscheiden sich zusammenzubleiben, was auch immer es kosten mag. Das Jahr 1938. Die Gestapo kommt, um Irma Eckler zu holen. Sie wird aus dem Haus gerissen, von den Kindern getrennt. August darf sich nicht einmal verabschieden.


Es beginnt ihr Weg durch die Hölle des nationalsozialistischen Lagersystems. Zuerst das Gefängnis Folzbüttel in Hamburg, berüchtigt für seine Folterungen. Dann das Konzentrationslager Oranienburg, eines der ersten Lager, die von den Nazis errichtet wurden. Danach das Frauenlager Lichtenburg in Sachsen. Schließlich Ravensbrück, das größte Frauenkonzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland.
Irmer schreibt Briefe, kurze, zensierte, aber in ihnen lebt der Lebenswille, die Liebe zu den Töchtern, die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Der letzte Brief ist datiert auf 1942. Das Jahr 1942. Irma Eckler wird in die Eutanasieanstalt Bernburg verlegt. Eutanasie ist ein zynischer Name für eine Todesfabrik. Dort wurden 14 000 Menschen vernichtet.
Irma Eckler war eine von ihnen. Sie war erst 29 Jahre alt. Auch August entging der Strafe nicht. Er wurde kurz nach Irma verhaftet. Zweieinhalb Jahre Zwangsarbeit wegen des Fortbestehens der Beziehung zu einer Jüdin. Am 19. Januar 1941 wird er freigelassen. Aber das ist keine Freiheit.
Das ist Deutschland mitten im Weltkrieg. Das ist ein Land, das die Frau getötet hat, die er liebte. Landmesser findet eine Stelle als Vorarbeiter bei der Transportfirma Pust, die das Flugzeugwerk Heinkel in Warnemünde beliefert. Er arbeitet, er überlebt, er wartet auf das Ende des Krieges, das Jahr 1944. Deutschland verliert den Krieg.
Die Sowjetarmee rückt von Osten vor, die Alliierten von Westen. Die nationalsozialistische Maschinerie braucht Kanonenfutter. August Landmesser wird in ein Strafbataillon eingezogen. Das ist ein Todesurteil, aufgeschoben um einige Wochen. Strafbataillone wurden aus gefangenen, politischen Gegnern, Rassenschändern und Deserteuren gebildet.
Sie wurden an die gefährlichsten Frontachte geschickt. Ihr Leben war nichts wert. Soldaten des Strafbataillons trugen rote Dreiecke an Stelle von Rangabzeichen. Ein Zeichen der Schande, ein Zeichen des Todes. Landmessers Bataillon wird auf den Balkan geschickt. Partisanenkrieg. Die grausamste, blutigste Form des Konflikts. Am 17.
Oktober 1944 wurde August Landmesser im Kampf getötet. Er war 34 Jahre alt. Offiziell galt er bis 1949, als vermisst, als sein Tod bestätigt wurde. Ingrid und Irene, die Töchter von August und Irma, überlebten den Krieg. Sie wurden von Verwandten aufgezogen. Sommer 1951. Der Hamburger Senat erkannte die Ehe zwischen August Landmesser und Irma Eckler rückwirkend als rechtmäßig an.
Zu spät für sie, aber wichtig für ihre Töchter. Das Jahr 1996. Irene Eckler, die jüngere Tochter, veröffentlicht das Buch Die Vormundschaftsakte 1935 bis 1958, Verfolgung einer Familie wegen Rassenschande. Sie erzählt die Geschichte ihrer Eltern, die Geschichte einer Liebe, die ein Staat zu vernichten versuchte.
Dieses Foto, aufgenommen im Jahr6 ging um die ganze Welt. Es wurde zum Symbol des Widerstands, zum Symbol dafür, dass selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen existieren, die nein sagen. August Landmesser war kein großer Revolutionär. Er führte keinen Aufstand an. Er schrieb keine Manifeste. Er hob einfach die Hand nicht.
Aber manchmal ist der lauteste Protest das Schweigen. Die stärkste Aussage ist die Weigerung teilzunehmen. In einer Welt, in der alle einen Tyrannen grüßen, bedeutet es die Hand nicht zu heben, ein Held zu sein. Erinnern Sie sich an August Landmesser? Erinnern Sie sich an Irmer Eckler? Erinnern Sie sich daran, daß Liebe stärker ist als Hass und dass für das Böse genug ist, daß gute Menschen nichts tun.
August Landmesser tat, was er für richtig hielt, und es kostete ihn alles. Aber er blieb ein Mensch.

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