Das tödliche Telefonat und das Schweigen der Mutter: Neue Abgründe im Mordfall Fabian (8)

Güstrow – Es ist ein Fall, der nicht nur durch seine Grausamkeit schockiert, sondern durch die perfide Nähe zwischen Opfer und mutmaßlicher Täterin. Fabian, 8 Jahre alt, ein aufgeweckter Junge mit Träumen, wird verbrannt an einem Waldtümpel gefunden. Die Hauptverdächtige: Gina H., die Ex-Freundin seines Vaters, die Frau, die er “Tante” nannte. Doch neue Enthüllungen von Fabians Mutter Dorina L. werfen nun ein noch düstereres Licht auf die Tage vor der Tat – und deuten auf eine eiskalte Planung hin.
Wenn man dachte, das Schlimmste sei bereits bekannt, belehrt uns dieser Fall eines Besseren. Bislang galt das Verschwinden von Fabian am 10. Oktober als mysteriöses Unglück. Doch die Aussagen, die Dorina L. nun über ihre Anwältin Christine Habetha an die Öffentlichkeit bringt, lassen das Blut in den Adern gefrieren. Sie zeichnen das Bild einer obsessiven Frau, die sich systematisch in das Leben und das Vertrauen eines Kindes schlich, um eine emotionale Leere zu füllen – und am Ende zur Mörderin wurde.
Das verhängnisvolle Telefonat am Morgen
Der 10. Oktober begann wie ein normaler Krankheitstag. Fabian blieb zu Hause, während seine Mutter zur Arbeit musste. Doch die Stille im Haus war trügerisch. Dorina L. berichtet von einem Detail, das nun wie ein Schlüssel zum Verständnis der Tat wirkt: Sie hörte Fabian am Morgen leise telefonieren. Auf ihre Nachfrage sagte er, es sei ein Schulfreund gewesen. Eine Lüge, wie wir heute wissen.
Die Auswertung der Telefondaten enthüllte die schockierende Wahrheit: Am anderen Ende der Leitung war Gina H. Sieben Minuten dauerte das Gespräch. Sieben Minuten, in denen sie den Jungen vermutlich überredete, das Haus zu verlassen, vielleicht mit einem Versprechen, vielleicht mit einer Bitte um Hilfe. Woher wusste sie, dass er allein war? Hatte sie das Haus beobachtet? Wartete sie auf genau diesen Moment?
Obsession statt Zuneigung: Die Warnzeichen
Im Rückblick fügen sich die Puzzleteile zu einem beängstigenden Gesamtbild. Fabians Mutter beschreibt Gina H. zunächst als liebevolle Bezugsperson. Doch nach der Trennung vom Vater veränderte sich Ginas Verhalten. Sie klammerte. Sie manipulierte. Sätze wie “Du würdest mich doch nicht verlassen, oder?” gegenüber einem Achtjährigen sind kein Ausdruck von Liebe, sondern von emotionalem Missbrauch.
Besonders verstörend sind die unangekündigten Besuche. Gina H. tauchte zu unmöglichsten Zeiten auf, morgens, spät abends, forderte Kontakt zu Fabian ein. Was als Sehnsucht getarnt war, entpuppt sich nun als pathologische Fixierung. Fabian selbst veränderte sich in den Wochen vor seinem Tod. Er wurde stiller, nachdenklicher. Spürte er den Druck? Fühlte er sich verpflichtet, der erwachsenen Frau emotional beizustehen?
Die grausame Ironie der “Finderin”
Vier Tage lang suchte Dorina L. verzweifelt nach ihrem Sohn. Vier Tage lang spielte Gina H. die besorgte Freundin, bot Hilfe an, stellte Fragen zum Stand der Suche. Es ist eine Vorstellung, die Übelkeit erregt: Die Frau, die das Kind vermutlich getötet hat, tröstete dessen Mutter.
Am 14. Oktober dann der Anruf. Gina H. meldete sich. Sie habe Fabian gefunden. An einem abgelegenen Tümpel bei Reimershagen. Verbrannt. Dass ausgerechnet sie den Leichnam fand, wirkte zunächst wie ein Zufall. Heute wissen wir: Es war Teil der Inszenierung. Wollte sie die Kontrolle behalten? Wollte sie sicherstellen, dass er gefunden wird, um das Kapitel abzuschließen?
Die erdrückende Beweislast
Die Ermittler ließen sich nicht täuschen. Die forensischen Beweise sprechen eine deutliche Sprache, die kaum Raum für Zweifel lässt.
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DNA im Kofferraum: Spuren von Fabian wurden nicht nur im Innenraum, sondern auch im Kofferraum von Ginas Auto gefunden. Ein Indiz dafür, dass er dort – möglicherweise bereits tot oder bewusstlos – transportiert wurde.
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Brandbeschleuniger: Chemische Rückstände an Fabians Leichnam stimmen exakt mit denen überein, die an Ginas Kleidung und in ihrem Haus gefunden wurden.
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Der verbrannte Handschuh: Ein Lederhandschuh am Tatort, innen mit Ginas DNA, außen mit Fasern von Fabians Kleidung. Ein fast filmreifes Beweisstück, das Täter und Opfer im Moment des Verbrechens verbindet.
Gina H. schweigt. Sie sitzt in Untersuchungshaft und hat noch kein einziges Wort gesagt. Ihr Schweigen ist ihr letztes Machtinstrument.
Eine Mutter kämpft mit der Schuld
Für Dorina L. ist dieser Albtraum nicht vorbei. Sie muss mit dem Verlust leben, aber auch mit der quälenden Frage: “Hätte ich es verhindern können?” Die Experten sagen Nein. Gina H. war eine Meisterin der Täuschung. Nach außen hin die nette Ex-Freundin, innerlich getrieben von dunklen Motiven.
Dorina L. warnt nun andere Eltern: “Hört auf euer Bauchgefühl.” Doch wie schützt man sein Kind vor jemandem, dem es vertraut? Vor jemandem, der zur Familie gehörte?
Das Vermächtnis eines kleinen Jungen
Der Fall Fabian ist mehr als eine Kriminalgeschichte. Er ist eine Mahnung, wie gefährlich emotionale Abhängigkeit werden kann und wie verletzlich Kinder in den Händen manipulativer Erwachsener sind. Wenn es zum Prozess kommt, wird Dorina L. ihrer ehemaligen Freundin in die Augen sehen müssen. Es wird der schwerste Gang ihres Lebens.
Doch sie tut es für Fabian. Damit er nicht als das verbrannte Opfer in Erinnerung bleibt, sondern als der fröhliche Junge, der er war. Ein Junge, der Fußball liebte, der lachte und dessen einziges “Verbrechen” es war, einer Frau zu vertrauen, die dieses Vertrauen auf die grausamste Weise missbrauchte.
An unsere Leser: Dieser Fall macht sprachlos und wütend. Wie kann ein Mensch so zwei Gesichter haben? Glaubt ihr, dass man solche Warnzeichen wirklich rechtzeitig erkennen kann? Schreibt uns eure Gedanken und euer Mitgefühl für die Familie in die Kommentare. Lasst uns Fabian nicht vergessen.