Fall Fabian – wichtige Zeugin nicht befragt! Staatsanwalt äußert sich zu Gina!

Der Anwalt der Mutter attackiert die Polizei frontal. Während die Verteidigung von Gina H. auf fehlende „handfeste Beweise“ setzt, nährt das Schweigen der Ermittler den Verdacht der Tunnelblick-Falle. Ein juristischer und menschlicher Kampf, in dem die Wahrheit auf der Strecke zu bleiben droht.

Die Ermittlungen im Fall des getöteten Fabian aus Güstrow erreichen einen neuen, kritischen Siedepunkt. Wochenlang wurde die Öffentlichkeit von Gerüchten, Spekulationen und juristischen Manövern in Atem gehalten. Doch nun rückt der Fokus auf die Arbeit der Ermittlungsbehörden selbst. Heftige Kritik von Seiten der Angehörigen und ihrer Anwältin legt den Verdacht nahe, dass die Ermittlungen nicht nur schleppend, sondern womöglich selektiv verlaufen – ein Vorwurf, der in einem derart aufsehenerregenden Mordfall das Vertrauen in die Justiz nachhaltig erschüttern könnte.

Im Zentrum der neuen Kontroverse steht eine „wichtige Zeugin“, die angeblich seit Wochen nicht befragt wird, obwohl ihre Aussage potenziell hochrelevant für den gesamten Fall sein könnte. Währenddessen versucht die Verteidigung der in Untersuchungshaft sitzenden Gina H., diese mittels eines Antrags auf Haftprüfung freizubekommen, gestützt auf die Behauptung, es fehle an „handfesten Beweisen“. Das Dilemma ist akut: Stecken die Ermittler in einer psychologischen Falle fest, oder ist die Kritik der Angehörigen unberechtigt?

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I. Der Vorwurf des „Kreisverkehrs“: Eine Zeugin, die die Polizei ignoriert

Die schärfste Kritik kommt von der juristischen Vertretung von Fabians Mutter, Dorina. Die Anwältin Christina Habeter wird von der Frankfurter Rundschau und der Bild zitiert mit der dramatischen Aussage: „Wir drehen uns im Kreis.“ Diese Metapher beschreibt das Gefühl der Angehörigen, dass die Untersuchungen in einem Zustand der Stagnation verharren, ohne entscheidende Fortschritte zu erzielen.

Der Grund für diese harsche Kritik ist ein konkretes, massives Versäumnis: Habeter beklagt, dass sie der Polizei selbst eine Zeugin vermittelt habe, die etwas gesehen haben soll, das für den Fall von größter Relevanz sein könnte.

Die Zeugin habe „ein ganz anderes Fahrzeug, das sehr relevant sein könnte gesehen“.

Dieses Detail ist von immenser Bedeutung. Bislang kreisten die Spekulationen und auch die öffentlichen Zeugenaufrufe der Polizei (wie der nach dem Ford Ranger Wildtrack,) um spezifische Fahrzeugtypen und Bewegungen. Die Existenz eines „ganz anderen“ relevanten Fahrzeugs könnte das gesamte Bild des Tathergangs verändern, möglicherweise eine alternative Spur aufzeigen oder sogar eine entlastende Aussage für die Hauptverdächtige Gina H. darstellen.

Doch die Schockmeldung ist: Diese Frau sei bislang noch nicht vernommen worden.

Die Frage, die sich jedem Beobachter unweigerlich aufdrängt, ist: Warum? Warum wartet die Polizei wochenlang mit der Befragung einer potenziell zentralen Zeugin? Die Befragung einer Person, so die Kritik, sei eine Aufgabe, die „innerhalb von einem Tag auch erledigt“ sei. Die Tatsache, dass die Mutter und ihre Anwältin diesen Missstand über die Medien öffentlich machen müssen, anstatt dass die Behörden proaktiv handeln, nährt den Verdacht einer gravierenden Ermittlungspanne und eines möglichen Tunnelblicks.

II. Der Juristische Zweikampf: Gina H.s Verteidiger fordert Freiheit

Parallel zur Kritik an der Ermittlungsführung läuft das juristische Tauziehen um die Hauptverdächtige Gina H. Ihr Rechtsanwalt Andreas Om hat einen Antrag auf Haftprüfung gestellt, um die Entlassung seiner Mandantin aus der Untersuchungshaft zu erwirken.

Oms juristisches Manöver basiert auf der Überzeugung, dass die Akte nicht die nötige Grundlage für die Fortführung der Haft bietet. Er argumentiert mit aller Härte: „Eigentliche handfeste Beweise sind der Akte nicht zu entnehmen.“ Zudem fehle die Tatwaffe.

In Deutschland ist der dringende Tatverdacht die Voraussetzung für die Untersuchungshaft, und dieser kann auch auf einer dichten Indizienkette beruhen. Om versucht nun, diese Kette anzugreifen und darauf hinzuweisen, dass die Gründe für die Haft „nur auf Indizien“ beruhen. Sollte das Amtsgericht Rostock diesem Antrag stattgeben, würde Gina H. vorerst auf freien Fuß kommen – ein juristischer Erfolg für die Verteidigung, der jedoch nicht automatisch ihre Unschuld beweisen, sondern lediglich signalisieren würde, dass die Beweislage für eine Inhaftierung nicht ausreicht.

Der Konter der Staatsanwaltschaft:

Der Oberstaatsanwalt Harald Novak hält dieser Attacke jedoch entschieden entgegen. Novak, der die Ermittlungen leitet, betonte gegenüber T-Online die ungebrochene Gültigkeit des Verdachts: „Der Tatverdacht hat sich seit der Festnahme eher verdichtet als entkräftet.“

Diese Aussage steht in einem frappierenden Gegensatz zur Argumentation der Verteidigung und nährt die Spekulation, dass die Staatsanwaltschaft Informationen oder Indizien gesammelt hat, die die Öffentlichkeit und möglicherweise selbst die Verteidigung noch nicht vollumfänglich kennt. Es ist ein klassischer juristischer Zweikampf, in dem die Staatsanwaltschaft auf die Kraft ihrer Indizienkette vertraut, während die Verteidigung auf dem Mangel an direkten Beweisen beharrt. Die Entscheidung des Gerichts wird zeigen, wessen Argumente das größere Gewicht haben.

III. Die Psychologie der Alleingelassenheit: Die Perspektive der Mutter

Abseits der juristischen Fachsimpelei und der medialen Berichterstattung steht das immense menschliche Drama der Angehörigen. Fabians Mutter, Dorina, fühlt sich von den Behörden in ihrem Schmerz „alleinelassen“. Im RTL-Interview beklagte sie zwar, die Arbeit der Ermittler anzuerkennen, aber sie habe nicht das Gefühl, dass wirklich etwas passiere.

Dieses Gefühl der Stagnation, der gefühlten Ineffizienz und der mangelnden Kommunikation wird durch die Kritik an der unbefragten Zeugin nur noch verstärkt. Es ist ein Zustand, der in hochkarätigen Kriminalfällen leider oft zu beobachten ist. Bereits in anderen Fällen, wie dem um Rebecca Reusch, hatte die Mutter, Brigitte Reusch, schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Auch ehemalige Ermittler, etwa im Fall Tanja Gräff, mussten zugeben, dass nicht alles optimal lief.

Wenn Opferfamilien in einer Extremsituation, in der ihre Welt zerbrochen ist, das Gefühl haben, nicht ernst genommen oder von den zuständigen Behörden „alleinelassen“ zu werden, vergrößert dies die seelische Belastung ins Unermessliche. Rafaela, die beste Freundin der Mutter, unternimmt daher den Versuch, die Mutter vor böswilligen Theorien und Kritik zu schützen, was jedoch auch wieder auf Kritik stößt.

Die Notwendigkeit einer umfassenden, langfristigen psychologischen Betreuung und einer transparenten Kommunikation seitens der Polizei wird in einem solchen Fall, der medial so große Ausmaße angenommen hat, zu einem Gebot der Menschlichkeit. Wenn die Polizei es nicht schafft, die Angehörigen auf ihrem Weg mitzunehmen, vergrößert dies nur das Trauma und untergräbt die öffentliche Akzeptanz der Ermittlungsergebnisse.

IV. Die Falle des Fokus und die Gefahr des Tunnelblicks

Die Tatsache, dass die Verdächtige Gina H. sehr früh in den Fokus der Ermittler geraten sein soll – angeblich sogar zu einem Zeitpunkt, als noch nicht klar war, dass Fabian tot war – könnte ein Indiz für die Gefahr des Tunnelblicks sein.

Tunnelblick beschreibt das psychologische Phänomen, bei dem Ermittler, einmal auf eine Theorie oder eine Person fixiert, unbewusst alle Informationen priorisieren, die diese Theorie bestätigen, während widersprüchliche oder abweichende Spuren (wie etwa das „ganz andere Fahrzeug“) heruntergespielt oder ignoriert werden.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Anwältin Habeter seit Wochen versucht, eine neue Spur einzubringen, könnte dies genau der kritische Punkt sein, den Axel Petermann auch im Fall Rebecca Reusch kritisierte: Die Fixierung auf den eingeschlagenen Weg verhindert das Schauen nach links und rechts.

Der Oberstaatsanwalt Novak, der beteuert, der Tatverdacht habe sich „eher verdichtet als entkräftet“, mag aus seiner Perspektive recht haben, wenn er nur die Indizien betrachtet, die auf Gina H. hindeuten. Doch wenn dabei ein potenziell entlastendes oder eine alternative Spur lieferndes Fahrzeug unberücksichtigt bleibt, könnte die gesamte Kette an Indizien plötzlich ins Wanken geraten. Die Gefahr, dass eine vermeintliche „Wahrheit“ durch die Ausblendung wichtiger Fakten konstruiert wird, ist real und muss in einem Rechtsstaat um jeden Preis vermieden werden.

Ausblick: Das Urteil über die Beweislage

Die Entscheidung über den Haftprüfungsantrag von Gina H. steht unmittelbar bevor und wird den Lackmustest für die Beweislage der Staatsanwaltschaft darstellen. Gehen die Richter mit der Verteidigung konform, dass es an der nötigen Härte der Beweise fehlt, oder stützen sie die Auffassung von Oberstaatsanwalt Novak, dass die Indizienkette stabil ist?

Unabhängig vom juristischen Ausgang bleibt die Kritik der Mutter und ihrer Anwältin bestehen. Die Ermittler sind nun gezwungen, nicht nur den Fall zu lösen, sondern auch ihr Vorgehen zu rechtfertigen. Der Fall Fabian ist längst nicht mehr nur ein Mordfall, sondern auch eine Debatte über die Qualität und die psychologische Unabhängigkeit der Ermittlungsarbeit in Deutschland. Die Republik wartet gespannt darauf, ob die Polizei den „Kreisverkehr“ verlassen und die unbefragte Zeugin endlich zu Wort kommen lassen wird – denn nur die umfassende Aufklärung aller Spuren kann Gerechtigkeit für Fabian bringen.

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