Das verheerende Feuer, das am Mittwoch einen Wohnkomplex in Hongkong zerstörte, wütete auch am Donnerstagmorgen noch. Hier ist, was wir über den Brand wissen – das schlimmste Feuer, das die Stadt seit Jahrzehnten erlebt hat.
Seit Mittwoch wütet in einem Wohnkomplex in Hongkong ein heftiges Feuer, das mindestens 55 Todesopfer gefordert hat, während Hunderte von Menschen vermisst werden.
Dieser Brand, der verheerendste in dem asiatischen Finanzzentrum seit Jahrzehnten, löste in der Stadt, deren Gebäude zu den höchsten und am dichtesten besiedelten der Welt zählen, tiefe Bestürzung aus. Am Donnerstagmorgen brannte es noch immer, obwohl die beeindruckenden Flammen der vergangenen Nacht größtenteils einem gräulichen Rauch gewichen waren.

44 Tote, Hunderte vermisst
Das Feuer brach kurz vor 15 Uhr Ortszeit in einem Wohnkomplex namens Wang Fuk Court im Bezirk Tai Po im Norden der Stadt aus. Laut Behördenangaben erfasste das Feuer innerhalb kürzester Zeit sieben der acht 31-stöckigen Türme des Komplexes, der 1983 eröffnet wurde und 1.984 Wohnungen umfasst.
Nach den jüngsten Zählungen sind mindestens 55 Menschen, darunter ein Feuerwehrmann, ums Leben gekommen. Zunächst wurden 279 Personen als vermisst gemeldet. Rund 900 Einwohner wurden in Notunterkünfte evakuiert, Dutzende weitere mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, einige von ihnen in kritischem Zustand.
Unter denjenigen, die sich am Nachmittag in dem Gebäude aufhielten, befanden sich laut Augenzeugenberichten auch mehrere ältere Menschen.
200 Feuerwehrwagen, 100 Krankenwagen…
Es wurde die höchste Alarmstufe 5 ausgerufen, und die Feuerwehrleute versuchten die ganze Nacht hindurch, den Brand einzudämmen; am Donnerstagmorgen waren stellenweise noch Flammen zu sehen.
Nach offiziellen Angaben wurden für die Rettungsaktion bisher mehr als 1.200 Personen, mehr als 200 Feuerwehrfahrzeuge und etwa 100 Krankenwagen mobilisiert.

Mehrere mögliche Faktoren
Die genaue Brandursache ist noch unklar. Die Fassaden der Türme waren mit Bambusgerüsten verkleidet – eine gängige Praxis in Hongkong – und mit Netzen und Plastikfolie umwickelt. Die Polizei vermutet, dass einige dieser Materialien nicht den Brandschutzbestimmungen entsprachen.
Sie ließ drei Führungskräfte des für die Renovierungsarbeiten zuständigen Unternehmens festnehmen und warf ihnen Fahrlässigkeit vor. Ihnen wird voraussichtlich Totschlag vorgeworfen.
In der Region wurden Windgeschwindigkeiten von etwa 14 km/h gemessen, als das Feuer am Mittwochabend ausbrach. Diese fachten die Flammen an und begünstigten die Ausbreitung von einem Gebäude zum anderen.
Bevölkerungsdichte
Hongkong, eine Sonderverwaltungszone Chinas mit 7,5 Millionen Einwohnern, ist einer der am dichtesten besiedelten Orte der Welt, was das Risiko von Katastrophen in städtischen Gebieten verstärkt.

Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt dort bei über 7.100 Einwohnern pro Quadratkilometer. Tatsächlich ist die Dichte in urbanisierten Gebieten jedoch bis zu dreimal höher – ein Weltrekord –, da weite Teile des Territoriums steil und für Bebauung ungeeignet sind.
Vertikales Leben
Dieses Finanzzentrum, in dem Platz knapp und die Immobilienpreise mit die höchsten der Welt sind, ist berühmt für seine Wolkenkratzer, die sich rund um die Bucht erheben. In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Wohntürme errichtet, von denen einige über 50 Stockwerke hoch sind.
Laut Daten der internationalen Nichtregierungsorganisation CTBUH (Council on Tall Buildings and Urban Habitat) gibt es in Hongkong 569 Gebäude mit einer Höhe von über 150 Metern – die größte Anzahl weltweit.