Elias Ward riss an den Zügeln, als er einen am Boden zusammengebrochenen Körper im roten Staub erblickte. Es war eine große Apache-Frau. Ihr muskulöser Körper war von Staub und getrocknetem Blut bedeckt.
Violette Striemen von einer Peitsche zeichneten ihre Schultern und ihren Rücken, und ihre Handgelenke waren immer noch mit einem Lederstreifen gefesselt – klare Anzeichen dafür, dass sie gefoltert worden war.
Ihr Atem war flach, und ihre Brust hob und senkte sich in schwachen, unregelmäßigen Bewegungen.
Elias sprang vom Sattel und sank neben ihr auf die Knie. Die Hitze strahlte in flimmernden Wellen vom Boden ab. Doch noch kälter war der Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss: Das könnte eine Falle sein.

Der Apache-Stamm hatte ihn mehr als einmal gewarnt, sich nicht in ihre Angelegenheiten einzumischen.
Er legte seine Hand auf ihren Nacken. Ihr Puls war so schwach, dass es schien, als könnte er jeden Augenblick versagen. Würde er sie hier liegen lassen, würde die Sonne sie innerhalb weniger Stunden töten.
Zähneknirschend zog Elias das Messer aus seinem Gürtel und schnitt die Lederfesseln durch. Dann hievte er sie über seine Schulter. Sie war schwer, als würde er einen ganzen Sack Getreide tragen, aber er stemmte sich durch und warf sie über den Pferderücken.
„Verdammt“, murmelte er und trat die Zügel.
Das Pferd stürmte voran, roter Staub wirbelte hinter ihm auf, der Geruch von Blut, Schweiß und heißem Sand mischte sich in der Luft. Elias blickte nicht zurück. Wenn jemand zusah, würde er wissen, wessen Seite er gewählt hatte, und dieses Mal gab es kein Zurück mehr.
Elias Ward galoppierte durch das klapprige Holztor und eilte mit der Frau, die er Kina nannte, in die Hütte.
Er ließ sie sanft herab, legte sie auf eine alte Decke neben dem Kamin und beeilte sich, ein Feuer anzufachen. Flimmerndes gelbes Licht tanzte über sein sonnenverbranntes, schweißnasses Gesicht.
Er zog den Holzeimer herüber und schöpfte das wenige Wasser, das noch im Tank war. Jeder Schluck Wasser war während der Trockenzeit Gold wert. Aber Elias tränkte ein Tuch und wischte damit den Staub und das getrocknete Blut von ihrem Gesicht.
Der Puls an ihrem Handgelenk war immer noch schwach, aber zumindest lebte sie.
Elias war nie jemand gewesen, der sich in die Probleme anderer Leute verstrickte. Vor einigen Jahren fegte eine Krankheit durch das Land und riss seine Frau und seine beiden kleinen Söhne hinweg. Seitdem lebte er wie ein Geist, kümmerte sich nur um das ausgedörrte Land und seine kleine Viehherde. Er hielt sich von der Stadt fern und noch weiter von dem Ärger, den andere Menschen mit sich brachten.
Doch was er heute Abend getan hatte, zerbrach all das. Die Frau vor ihm, Kina, war anders als die Apache-Frauen, die er zuvor gesehen hatte. Ihr Körper war kräftig, mit prallen Armen und breiten Schultern wie der eines Kriegers. Die Peitschenspuren auf ihrem Rücken sprachen von einer brutalen Bestrafung, wahrscheinlich wegen des Verrats an einem Stammesgesetz.
Elias wusste eines mit Sicherheit: Wenn der Stamm herausfand, dass er sie aufgenommen hatte, würden sie ihn zum Feind erklären.
Draußen brach die Nacht schnell herein. Präriewinde fegten Sand durch die Ritzen der Hüttenwände und trugen die verbleibende Hitze des Tages mit sich.
Elias warf mehr Holz ins Feuer und ließ sich neben Kina nieder. Die Flammen beleuchteten sein wettergegerbtes, sonnenverbranntes Gesicht mit grauen Augen, die kalt, aber tief waren.
Er reichte ihr das letzte bisschen Wasser in einer kleinen Schale. Sie öffnete ihre Lippen leicht, trank langsam und fiel dann in Ohnmacht.
Elias stieß einen schweren Atemzug aus und zog das Gewehr nah heran, legte es in Reichweite ab. Er lehnte sich gegen die Holzwand, die Augen auf die Tür gerichtet. Er wusste genau, welche Art von Menschen eine Frau in der Wüste zum Sterben zurücklassen würde und dass sie zurückkehren könnten, um zu Ende zu bringen, was sie begonnen hatten. Und heute Nacht, falls sie es täten, würde Elias Ward derjenige sein, der in der Tür stehen würde.
Das Feuer im Herd war erloschen und hatte nur ein Glutbett hinterlassen. Elias döste in seinem Stuhl, das Gewehr auf seinem Schoß. Ein leises Rascheln riss ihn wach.
Kina. Sie drückte sich aufrecht, ihre dunklen Augen weit und wild vor Panik. Blitzschnell schnappte ihre große Hand das kleine Messer neben dem Ofen. Stahl blitzte im Feuerschein.
Elias rührte sich nicht. Er hob langsam beide Hände, seine Stimme tief und heiser. „Wenn du mich erstechen willst, tu es sauber. Aber wenn du leben willst, leg das Messer weg.“
Kina keuchte, der Schweiß perlte auf ihrer Stirn. Ihre Augen huschten durch die Hütte: klein, alt, aber kein Gefängnis. Dann zu dem Mann vor ihr: groß, schlank, unrasiert, mit Augen, die stetig und kalt waren.
Sie zögerte. Elias hielt seine Stimme ruhig. „Ich habe deine Fesseln durchgeschnitten. Wenn du gehen willst, steht diese Tür offen. Aber da draußen gibt es nichts als heißen Sand und Geier.“
Das Messer zitterte in ihrem Griff. Nach einer langen Pause stieß sie einen Atemzug aus und ließ es auf den Boden fallen. Ihr kräftiger Körper brach zusammen wie ein gefällter Baum.
Elias trat vor, hob die Klinge auf und reichte ihr die letzte Schale Wasser. „Trink. Du brauchst es mehr als ich.“
Kina nahm die Schale und trank in langsamen Schlucken. Ihre Augen verließen Elias nicht, als versuche sie herauszufinden, ob dies eine Art Falle war.
Ohne ein weiteres Wort trat Elias auf die Veranda und setzte sich auf die Kante der Stufen, sein Gewehr auf seinem Schoß. Kina neigte den Kopf und beobachtete ihn durch die Tür. Im Mondlicht blieb die Silhouette des Mannes still wie Stein. Die einzige Bewegung waren die schwachen Rauchschwaden, die von seiner Zigarette aufstiegen.
Die ganze Nacht über schlief Kina nicht. Jedes Mal, wenn die Albträume kamen, öffnete sie die Augen und sah Elias immer noch da, nie hereinkommend, aber auch nie gehend. Ein seltsames Gefühl begann in ihrer Brust aufzusteigen, etwas, von dem sie dachte, es sei mit ihrer Vergangenheit gestorben: ein Gefühl von Sicherheit.
Als der Himmel zu dämmern begann, hatte sich Elias nicht bewegt. Er drehte nur den Kopf und sprach leise. „Wenn du bleiben willst, bis du wieder stark bist, kannst du das tun. Wenn du gehen willst, werde ich dich nicht aufhalten. Die Wahl liegt bei dir.“
Kina starrte ihn an. Dann wandte sie ihr Gesicht ab. Sie sagte nichts, aber ihre Hand umklammerte die Decke, die über ihren Schultern lag. Und das war ihre Antwort.
Die Sonne ging auf und warf ihr Licht auf das verwitterte Dach der Hütte. Kina konnte jetzt allein stehen. Sie trat hinaus in den Hof, ihre Schulter war immer noch grob bandagiert, aber ihr Blick war scharf und konzentriert.
Elias reparierte einen kaputten Zaunabschnitt und sah nicht auf. „Du bist stärker“, sagte er mit gleichmäßigem Ton. „Wenn du essen willst, gibt es eine Stelle, um Wasser hinter dem Viehgehege zu holen.“
Kina sagte nichts, aber einen Moment später hob sie einen Holzeimer auf und machte sich auf den Weg zum Wassertank. Ihre dicken, muskulösen Arme spannten sich unter der sonnenverbrannten Haut, als sie den Eimer hochzog. Elias warf einen Blick hinüber: Jemand, der am Abend zuvor fast gestorben wäre, war bereits stark genug, um zu arbeiten. Das überraschte ihn.
An diesem Tag sagte Kina fast nichts, folgte Elias einfach schweigend und beobachtete, wie er den Zaun flickte und Schlamm mischte, um die Wände zu reparieren. Als der Nachmittag verblasste und Elias schließlich eine Pause machte, trat sie plötzlich vor, nahm den Hammer und schlug die letzten Pfosten ein.
Elias stand einen Moment still, nickte dann leise und ließ sie weitermachen.
An diesem Abend zündete Kina zum ersten Mal unaufgefordert das Küchenfeuer an. Sie kochte einen einfachen Kanincheneintopf und stellte ihn wortlos vor Elias hin. Er sah die Schale an, dann sie. Ein stummes Nicken war der einzige Dank, den er gab.
In den folgenden Tagen war die Hütte nicht mehr so still. Das Geräusch von Hämmern, Schaufeln und Holz, das aufeinanderprallte, erfüllte die Luft. Elias grub eine neue Wasserstelle. Kina schleppte Steine, um den Wind abzuhalten. Ihre Stärke war so groß, dass sie einen ganzen Abschnitt des Zauns an nur einem Nachmittag wieder aufbaute.
Eines Abends, als das Sonnenlicht verblasste, saßen die beiden auf der Veranda. Elias zündete sich eine Zigarette an und Kina schnitzte an einem kleinen Messer. Zum ersten Mal sprach sie. „Warum hast du mich gerettet?“
Elias starrte auf die rissigen, trockenen Felder. „Weil ich es nicht ertragen konnte, jemanden dort draußen liegen zu sehen. Ich habe zu viel Tod gesehen.“
Kina schwieg. Nach einem Moment nickte sie. Eine einfache Antwort, aber etwas in ihrem Inneren schien sich zu entspannen und zu lockern.
In dieser Nacht, als der Wind durch das alte Dach rauschte, warf sich Kina nicht mehr hin und her. Zum ersten Mal seit Monaten schlief sie tief. Während Elias draußen vor der Hütte mit langsamen, stetigen Schritten das Gehöft umrundete.
Am Nachmittag nahm der Himmel plötzlich einen harten, goldenen Farbton an. Elias zog gerade die Zügel seines alten Pferdes fest, als in der Ferne Hufschläge widerhallten. Sein Kopf schnellte hoch. Am Horizont wurde eine schwache Staubspur größer.
„Unerwartete Gäste“, murmelte Elias und griff nach der Winchester, die auf der Veranda lehnte. Kina hörte das Geräusch und trat hinaus. In dem Moment, als sie die Reiter sah, erstarrte sie. Drei Apache-Krieger auf Pferden am Eingang der Ranch. Ihre Gesichter waren für den Krieg bemalt, ihre Augen kalt wie Eis.
Der vorderste stupste sein Pferd vorwärts und sprach mit tiefer, flacher Stimme. „Unsere Frau ist hier. Händigt sie aus.“
Kina trat einen Schritt zurück, ihre Hand umklammerte instinktiv das kleine Messer an ihrer Seite. Elias trat vor und stellte sich zwischen die Hüttentür und die Reiter, das Gewehr fest in seinen Händen.
„Sie ist verletzt. Sie hat das Recht, hier zu bleiben, bis sie geheilt ist.“
Ein anderer Krieger knurrte, seine Stimme hob sich. „Sie wurde vom Stamm verstoßen. Sie hat kein Recht, auf diesem Land zu leben. Wenn du sie beherbergst, wirst du unser Feind.“
Elias senkte seine Waffe nicht. Seine grauen Augen waren kalter Stahl. „Wenn ihr jemanden töten wollt, müsst ihr zuerst an mir vorbei.“
Die Stille, die folgte, war gespannt wie ein gezogener Bogen. Der Wind wirbelte roten Staub um die Hufe der Pferde. Hinter Elias starrte Kina ihn an, sein Gesicht war ruhig, aber seine Schultern waren angespannt, bereit, beim ersten falschen Zug zu feuern.
Schließlich senkte der Anführer seinen Speer, sein Blick brannte vor Wut. „Wir werden zurückkommen. Nächstes Mal werden wir nicht allein kommen.“
Sie rissen an den Zügeln und galoppierten davon, hinterließen eine Staubspur und eine schwere, erstickende Stille auf dem Hof. Kina umklammerte ihr Messer so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden.
Elias wandte sich ihr zu. Das Feuer flackerte immer noch in seinen Augen. „Sie werden mit mehr zurückkommen“, sagte er leise. „Wenn du immer noch bleiben willst, müssen wir uns vorbereiten.“
Kina nickte. Ihre Augen leuchteten nun mit einem anderen Feuer. Nicht Angst, sondern der brennende Überlebenswille.
In dieser Nacht zündete Elias die Laterne an und schleppte jede Patrone und jeden alten Sandsack aus dem Schuppen. Kina stand neben ihm, die Ärmel hochgekrempelt, und half ihm, die Fenster zu verbarrikadieren und Verteidigungsanlagen im Hof zu errichten. Zum ersten Mal, seit sie hierhergekommen war, war sie nicht nur eine Flüchtige. Sie hatte sich entschieden, mit ihm für den kommenden Kampf einzustehen.
Drei Tage später, bevor die Sonne vollständig untergegangen war, begann roter Staub am Horizont aufzusteigen. Elias stand auf der Veranda, sein Winchester in der Hand. Kina hatte ihr Haar zurückgebunden und umklammerte einen Speer und ein Messer. Ihre Haltung war die einer Kriegerin, die zum Kampf bereit war.
Das Geräusch von Hufen wurde lauter, bis fast 20 Apache-Reiter heranfegten und die Ranch in einem engen Kreis umzingelten. Die Luft war dick vom Geruch von Pferdeschweiß und gegerbtem Leder. Die Krieger schwiegen, abgesehen vom schweren Schnauben ihrer Pferde.
Ein Ältester trat vor. Er war alt, mit langen silbernen Haaren und einem Hirschfellumhang über den Schultern. Sein Gesicht war ernst wie Stein. Er sah Elias an, dann Kina, die hoch hinter ihm stand.
„Sie wurde verstoßen. Sie gehört dem Staub. Warum behältst du sie?“
Elias senkte sein Gewehr nicht. „Weil sie noch lebt und das Recht hat zu wählen.“
Ein Murmeln ging durch den Kreis. Ein junger Krieger rief. „Sie hat den Stamm entehrt. Ihr darf nicht erlaubt werden zu leben.“
Kina trat vor, ihre Stimme donnerte. „Ich habe niemanden entehrt. Ich wurde bestraft, weil ich keine Kinder zur Welt brachte, aber das ist kein Verbrechen.“
Stille breitete sich aus wie eine Welle. Die Krieger sahen einander an, obwohl das Feuer in ihren Augen immer noch brannte.
Der andere Älteste wandte seinen Blick Kina zu. „Du entscheidest dich, hier unter dem Dach eines weißen Mannes zu leben. Das bedeutet, du kappst alle Verbindungen zum Stamm.“
Kina umklammerte den Schaft ihres Speers und nickte. „Ich wähle das Leben hier.“
Der Älteste schwieg einen langen Moment. Dann hob er die Hand. „Wir werden heute Nacht gehen, aber im Morgengrauen werde ich mit dem Ältestenrat zurückkehren. Wenn du bis dahin noch hier bist, wirst du keine Tochter des Stammes mehr sein.“
„Und du“, er wandte sich Elias zu, seine Augen scharf wie Klingen. „Du hast sie beherbergt. Das bedeutet, ihr Schicksal ist nun an deines gebunden. Wenn sie aufgrund dieser Wahl Blut vergießt, liegt dieses Blut auch an deinen Händen.“
Elias sah nicht weg. „Ich verstehe.“
Ein Moment verging, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Dann hob der Älteste die Hand. Einer nach dem anderen drehten die Krieger ihre Pferde und zogen sich aus dem Kreis zurück. Erst als das Geräusch der Hufschläge verklungen war, atmete Kina endlich aus. Ihre breiten Schultern zitterten, aber ihre Augen leuchteten vor Feuer.
Elias sah sie lange an, nickte dann langsam. „Du hast gerade ein neues Leben gewählt“, sagte er.
Kina antwortete leise, ihre Stimme rau, aber stolz. „Nein. Ich habe mich selbst gewählt.“
An diesem Nachmittag wurde der Himmel ohne Vorwarnung pechschwarz. Nach wochenlanger Dürre fielen die ersten Regentropfen auf das staubige Dach der Hütte. Der Geruch nasser Erde stieg dick in der Luft auf, als würde die ganze Prärie einen langen, müden Seufzer ausstoßen.
Elias stand auf der Veranda, der Regen durchnässte sein Hemd. Er beobachtete, wie die rissigen Felder unter dem fallenden Wasser langsam weicher wurden. Kina trat hinter ihn, ihr dunkles Haar wild im Wind. Regen glänzte auf ihren muskulösen Armen.
„Der Sturm kam schnell“, sagte Elias, seine Stimme rau.
Kina sagte nichts. Sie trat von der Veranda, neigte ihr Gesicht dem Himmel zu, die Augen geschlossen. Regen mischte sich mit Staub und getrocknetem Blut auf ihrer Haut und wusch alles weg, was von ihrer Vergangenheit übrig geblieben war.
Elias beobachtete sie einen langen Moment. Sie war nicht mehr die verlassene Frau, die er in der Wüste gefunden hatte. Vor ihm stand nun eine Kriegerin und ein freier Mensch.
Als der Regen nachließ, trat Elias hinaus in den Hof und stellte sich neben sie. Die beiden standen lange in Stille da und lauschten dem stetigen Prasseln des Regens.
„Du kannst gehen“, sagte Elias langsam. „Sie werden dich nicht mehr jagen. Die Straße nach Süden führt immer noch in die Stadt.“
Kina wandte sich ihm zu, ihre Augen ruhig, aber tief. „Und willst du, dass ich gehe?“
Elias schwieg. Regen rollte über sein sonnenverbranntes Gesicht. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Nein. Ich denke, diese Ranch. Sie ist nicht mehr groß genug für nur eine Person.“
Ein schwaches Lächeln huschte über Kinas Lippen. Das erste echte Lächeln, seit er sie gerettet hatte.
Diesen ganzen Nachmittag arbeiteten die beiden Seite an Seite, räumten den Hof auf, lockerten den Boden auf, reparierten den Zaun. Kina trug die schwersten Baumstämme. Elias schlug die Pfosten ein. Als die Sonne wieder durch die Wolken brach, sah die Ranch anders aus: stärker, sauberer und erfüllt vom Duft neuer Erde.
Als die Nacht hereinbrach, machte Elias ein Feuer im Hof. Sie saßen daneben und sahen zu, wie die Funken in den dunklen Himmel stiegen. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sich Elias nicht allein. Kina legte ihren Speer auf den Boden, ein stummes Versprechen.
Elias zündete sich eine Zigarette an und lächelte sanft. „Morgen bauen wir ein neues Pferdegehege.“
Kina nickte. Das Feuerlicht warf einen warmen Schein auf ihr Gesicht, stark, aber friedlich. In der Stille der Nacht hatte der Regen aufgehört. Alles, was blieb, war der Geruch feuchter Erde und das Gefühl, dass etwas Neues begonnen hatte. Manchmal können wir nicht wählen, wo wir geboren werden. Aber wir können wählen, wo wir stehen. Und manchmal bedeutet die Entscheidung, an der Seite eines anderen zu stehen, den Mut zu haben, sich gegen die Welt zu stellen. In diesem Moment, in dem sich zwei verlorene Seelen entscheiden, nicht wegzugehen, wird ein wahres Zuhause gebaut, nicht nur aus Holz und Nägeln, sondern aus Mut und Vertrauen.