Graz/Sentilj – Die glamouröse Fassade der Social-Media-Welt ist über Nacht zerbrochen. Im Zentrum steht Stefanie Pieper (32), eine in Österreich bekannte Influencerin und Make-up-Artistin mit über 45.000 Followern, die seit Tagen spurlos verschwunden ist. Was zunächst als ungewöhnliche Funkstille begann, hat sich zu einem Kriminalfall von beunruhigender Dimension ausgeweitet: Die Ermittlungen konzentrieren sich mittlerweile auf ihr engstes privates Umfeld, und die Behörden haben einen Schock ausgelöst, indem sie nicht nur ihren 31-jährigen Ex-Partner festnahmen, sondern auch zwei weitere Männer – seinen Bruder und seinen Stiefvater. Die Indizien sind düster: Spuren, die auf einen Kampf hindeuten, ein verlassenes Haustier und ein Auto, das an der Grenze in Flammen stand. Der Fall Stefanie Pieper ist zu einem hochemotionalen Drama geworden, das die Grenzen zwischen Boulevard und True Crime verwischt und die Frage aufwirft, wie viel Dunkelheit hinter den glanzvollen Online-Profilen verborgen liegt.

I. Das letzte Lebenszeichen: Eine WhatsApp-Nachricht und die Leere
Stefanie Pieper, in einigen Medien auch Stefanie P. genannt, ist in Graz keine Unbekannte. Als ausgebildete Visagistin und Influencerin ist sie eine Person des öffentlichen Lebens, deren Alltag sich normalerweise transparent in Videos und Fotos auf Instagram widerspiegelt. Dies macht ihr Verschwinden umso rätselhafter und alarmierender.
Die Chronologie der Ereignisse beginnt in den frühen Morgenstunden des Sonntags, dem 23. November 2025.
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Samstagabend: Stefanie Pieper besuchte in ihrer Heimatstadt Graz eine Weihnachtsfeier in Begleitung einer Freundin.
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Morgenstunden am Sonntag: Sie nahm ein Taxi nach Hause und stieg in ihrem Wohnbezirk Geidorf aus.
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Die letzte Botschaft: Kurz darauf schickte sie eine kurze WhatsApp-Nachricht ab, die ihr letztes offizielles Lebenszeichen darstellt: „Ich bin gut angekommen“, wie Medien berichteten.
Danach brach der Kontakt abrupt ab. Ein geplantes Fotoshooting in der Innenstadt sagte sie unentschuldigt ab, Anrufe und Nachrichten blieben unbeantwortet. Für eine Person, die ihren Lebensunterhalt mit Social Media bestreitet, ist dies ein höchst untypisches und alarmierendes Verhalten. Freunde und Bekannte, die ihre Zuverlässigkeit im Job kannten, meldeten die 32-Jährige daraufhin am Montag offiziell als vermisst.
Das Fehlen von Stefanie P. inmitten ihres aktiven, öffentlichen Lebens ist ein wichtiger Aspekt dieses Falls. Während bei vielen Vermisstenfällen oft nur ältere oder unzureichende Fotos zur Verfügung stehen, ist ihre Online-Präsenz mit einer Fülle von aktuellen Aufnahmen, Videos und Reels ein „enormer Vorteil“ für die Fahndung. Gleichzeitig verstärkt die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Perfektion und dem privaten Drama die allgemeine Beklemmung.
II. Die dunklen Indizien: Kampfspuren und das einsame Haustier
Die intensive Suche der Polizei konzentrierte sich schnell auf Graz und lieferte erste Indizien, die die Hoffnung auf ein freiwilliges Verschwinden oder einen Unfall schnell schwinden ließen.
Der erste Fund war ernüchternd und gleichzeitig ein wichtiges Puzzleteil:
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Das Smartphone: Es wurde in einem Gebüsch in Eckenberg gefunden, zwei Bezirke von ihrer Wohnung entfernt. Die Tatsache, dass das Gerät nicht in ihrer Wohnung lag, sondern weggeworfen wurde, deutete auf einen gewaltsamen oder eiligen Vorfall hin.
Doch die weitaus beunruhigenderen Spuren fanden die Ermittler in ihrer Wohnung in der Grazer Hochsteingasse:
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Spuren eines Kampfes: Berichten zufolge wurden in der Wohnung der Vermissten Spuren entdeckt, die „auf einen Kampf hindeuten“. Dies war der Moment, in dem die Ermittlungen eine düstere Wendung nahmen und ein freiwilliges Verschwinden als immer unwahrscheinlicher galt.
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Der verlassene Hund: Ein weiterer, emotional besonders berührender Indikator war, dass ihr Hund allein in der Wohnung aufgefunden wurde. Menschen, die ihre Tiere liebevoll behandeln – und dies trifft in der Regel auf Haustierbesitzer zu – lassen ihre Tiere kaum allein zurück, es sei denn, es handelt sich um einen Unfall oder ein unvorhersehbares, gewaltsames Ereignis. Der allein gelassene Hund verstärkte die Vermutung eines schlimmen Geschehens.
Mit diesen Funden war klar: Stefanie Pieper war höchstwahrscheinlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Der Fokus der Ermittlungen richtete sich damit auf ihr privates Umfeld – ein typisches Vorgehen in solchen Fällen.
III. Die Festnahmewelle: Der Ex-Partner, der brennende Wagen und zwei Komplizen
Inzwischen konzentrierten sich die Ermittlungen auf den 31-jährigen Ex-Partner von Stefanie Pieper. Solche Fälle, in denen ehemalige Lebenspartner involviert sind, sind leider keine Seltenheit und statistisch oft traurige Realität. Trotzdem sorgte der Zugriff für einen doppelten Schock.
Die Ereignisse rund um die Festnahme des Ex-Partners, dessen Name von den Behörden nicht genannt wurde, zeigen eine erhebliche Eile und mögliche Fluchtbewegung:
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Festnahme an der Grenze: Der Mann wurde am Montagabend, kurz nachdem Stefanie offiziell als vermisst gemeldet worden war, in der Nähe der slowenischen Grenzstadt Sentilj festgenommen. Dies deutet darauf hin, dass die Ermittler ihn bereits intensiv observierten oder seine Flucht verhindern wollten.
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Der ausgebrannte Golf: Sein roter Golf war kurz zuvor an der Grenze ausgebrannt aufgefunden worden. Das Fehlen einer „schlüssigen Erklärung“ für den ausgebrannten Wagen, der oft zur Spurenvernichtung dient, erhärtete den Verdacht gegen ihn massiv. Die österreichischen Behörden beantragten sofort seine Auslieferung.
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Zeugenaussage: Ein Nachbar bestätigte, den tatverdächtigen Freund zur Zeit des Verschwindens im Stiegenhaus ihres Wohnhauses gesehen zu haben.
Als ob diese dramatischen Indizien nicht genug wären, folgte eine weitere Schockwelle, die auf eine mögliche Komplizenschaft hindeutet: Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Graz wurden zwei weitere Männer festgenommen. Es soll sich dabei um den Bruder des Ex-Freundes und seinen Stiefvater handeln.
Die Festnahme von drei Personen im unmittelbaren familiären Umfeld des Hauptverdächtigen legt nahe, dass die Ermittler von einer möglicherweise gemeinsam geplanten oder zumindest vertuschten Tat ausgehen. Dies erhöht die Komplexität des Falles erheblich und wirft einen düsteren Schatten auf das Netzwerk des Ex-Partners.
IV. Die intensive Suche: Ein Wettlauf gegen die Zeit und die soziale Resonanz
Trotz der Festnahmen ist der Verbleib von Stefanie Pieper weiterhin ungeklärt – eine Tatsache, die den Druck auf die Ermittler hochhält und die Verzweiflung der Öffentlichkeit nährt.
Die Suche wurde massiv intensiviert und erstreckt sich nun über zwei Länder:
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Internationale Fahndung: Grenznahe Gebiete rund um Sentilj und Spielfeld in Slowenien wurden ebenso wie in Österreich großflächig abgesucht.
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Fahndung im Umfeld: Beamte durchforsteten Grundstücke und Gebäude im familiären Umfeld des Verdächtigen.
Die Tatsache, dass Stefanie Pieper eine Person des öffentlichen Lebens ist, führt zu einer enormen sozialen Resonanz. Die sozialen Medien sind voll von Hilferufen, geteilten Vermisstenmeldungen und Spekulationen. Während die Polizei auf die nüchternen Fakten und forensische Beweise angewiesen ist, hoffen Hunderttausende online auf ein Wunder.
Dieser Fall zeigt, wie sehr sich die Realität und die digitale Welt heute durchdringen. Die öffentlichen Fotos und Videos der Vermissten helfen bei der Fahndung, doch die ständige mediale Präsenz erhöht auch den Erwartungsdruck auf die Ermittler.
V. Ausblick und rechtliche Situation: Schweigen und die Vermutung der Unschuld
Für den Ex-Partner und die beiden anderen Festgenommenen gilt, wie bei jedem Verdächtigen, die Unschuldsvermutung. Bis eine Anklage erhoben und die Beweislage vor Gericht verhandelt wurde, sind sie nicht schuldig. Die Staatsanwaltschaft muss nun die gesammelten Indizien – die Kampfspuren, das weggeworfene Smartphone, den ausgebrannten Wagen, die Zeugenaussagen und die weiteren forensischen Gutachten – zu einer lückenlosen Kette verbinden.
Die Verhaftungen sind zwar ein wichtiger Durchbruch, lösen aber nicht das zentrale Rätsel: Wo ist Stefanie Pieper?
Die Ermittler stehen vor der immensen Aufgabe, die Wahrheit hinter den römischen Ziffern des auffälligen Tattoos auf Stefanies Arm, hinter den makellosen Make-up-Posts und den glanzvollen Reels zu finden. Die Tatsache, dass ein Nachbar den Ex-Partner am Haus sah, der Wagen an der Grenze in Flammen aufging und das familiäre Umfeld nun ebenfalls im Fokus steht, deutet auf einen zutiefst persönlichen Konflikt hin, der auf tragische Weise eskaliert sein könnte.
Die Gemeinde Graz und die Followerschaft von Stefanie Pieper halten den Atem an. Jeder hofft, dass die intensive Suche der Polizei und das öffentliche Interesse dazu beitragen können, Stefanie Pieper zu finden – hoffentlich lebend. Die nächsten Tage werden zeigen, wie schnell die Auslieferung des Hauptverdächtigen nach Österreich erfolgt und welche weiteren, möglicherweise entscheidenden Spuren die Beamten im Umfeld der Festgenommenen und in den grenznahen Gebieten aufspüren können.
Der Fall Stefanie Pieper ist ein düsteres Mahnmal dafür, dass selbst im schillernden Scheinwerferlicht der sozialen Medien die größte Gefahr oft aus dem unsichtbaren, privaten Schatten kommt. Die Hoffnung bleibt, dass die Wahrheit ans Licht kommt und dieser zutiefst beunruhigende Fall bald eine Auflösung findet.