In der Geschichte des Weltkinos gibt es kaum einen Namen, der so sehr für intensives Verlangen und rebellische Schönheit steht wie Brigitte Bardot. Mit ihrem charakteristischen zerzausten blonden Haar, den dunkel umrandeten Augen und dem schmollenden Mund schrieb sie Mitte des 20. Jahrhunderts die Regeln des Ruhms neu. Sie war ein Symbol der Befreiung, die “meistfotografierte Frau der Welt” und die Muse der berühmtesten Regisseure. Doch als das Rampenlicht am hellsten strahlte, kehrte sie allem plötzlich den Rücken.

Heute, da sie im Jahr 2025 ihren 90. Geburtstag feiert, besteht das Leben von “BB” nicht mehr aus luxuriösen roten Teppichen oder Partys in Paris. Stattdessen verbirgt sie sich hinter den verschlossenen Toren von La Madrague – ihrem legendären Anwesen in Saint-Tropez. Nicht, um ihren Lebensabend in Samt und Seide zu genießen, sondern um einer einzigen Mission zu dienen: dem Schutz der Tiere. Die Geschichte von Brigitte Bardot ist nicht nur die Anekdote eines Stars im Ruhestand, sondern die Reise einer Seele, die entschlossen nach dem wahren Sinn des Lebens sucht, selbst wenn dies bedeutet, ein ganzes Vermögen zu opfern.
Vom “Goldenen Käfig” zur Rebellion einer Ikone
Geboren 1934 in eine streng katholische bürgerliche Familie in Paris, wuchs Brigitte Bardot inmitten von Privilegien auf, fühlte sich aber stets gefangen. Der klassische Ballettunterricht verlieh ihr Anmut, doch es war ihr Freiheitsdrang, der eine rebellische Seele formte. Ihre frühe Ehe mit dem Regisseur Roger Vadim und ihre Jahrhundertrolle in “Und immer lockt das Weib” (1956) machten sie zu einem globalen Phänomen.
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war Bardot eine wahre Geldmaschine. Sie war eine der bestbezahlten Schauspielerinnen Europas, mit Gagen von bis zu 500.000 Francs pro Film in den 60er Jahren – eine damals astronomische Summe. Doch was Bardot besonders machte, war nicht das Geld, das sie verdiente, sondern das, was sie ablehnte.
Hollywood rollte den roten Teppich aus und lockte mit Blankoschecks. Die Studios wollten sie an der Seite von Frank Sinatra, Marlon Brando oder Elvis Presley sehen. Sie wollten sie in “Der rosarote Panther” oder “My Fair Lady”. Aber Bardot schüttelte den Kopf. Sie weigerte sich, eine kommerzialisierte Version ihrer selbst zu werden. Sie fürchtete, Hollywood würde sie “verschlingen” und ihr die Freiheit rauben, die sie mehr schätzte als das Leben selbst. Diese Entscheidung kostete sie laut Biografen die Chance, Milliardärin zu werden, bewahrte aber ihre unversehrte Seele.
1973: Der Abschied, der die Welt schockierte
Im Jahr 1973, kurz vor ihrem 40. Geburtstag, verblüffte Brigitte Bardot die Welt mit der Ankündigung ihres Rücktritts. Sie drehte ihren letzten Film und verschwand für immer von der Leinwand. Ihre Erklärung war ebenso bitter wie stolz: “Ich habe meine Jugend und Schönheit den Männern gegeben. Jetzt werde ich meine Weisheit und Erfahrung den Tieren schenken.”
Das war keine impulsive Laune. Es war der Beginn eines zweiten Lebens, in dem Geld nicht mehr das Ziel, sondern Mittel für einen moralischen Kampf war.
Um 1986 die Fondation Brigitte Bardot zu gründen, tat sie etwas, das kaum ein Star wagen würde: Sie versteigerte ihre Erinnerungen. Schmuck, wertvolle Gemälde, luxuriöse Möbel, die mit ihrer goldenen Ära verbunden waren – alles wurde verkauft. Als die Stiftung in finanzielle Schwierigkeiten geriet, zögerte sie nicht einmal, ihre geliebte Villa La Madrague zu beleihen, um den Rettungsbetrieb aufrechtzuerhalten.
La Madrague: Eine Festung des Mitgefühls
Versteckt an der Mittelmeerküste ist La Madrague mehr als nur ein Haus; es ist ein Heiligtum. Gekauft in den 1950er Jahren, als Saint-Tropez noch ein armes Fischerdorf war, wird das Anwesen heute auf Millionen von Dollar geschätzt. Doch für Bardot liegt der Wert nicht in der Immobilie.

Hinter diesen Mauern existiert eine völlig andere Welt. Keine extravaganten Partys, nur die Laute von Dutzenden geretteter Tiere. Hunde, Katzen, Ziegen, Schafe und sogar Schweine leben frei im schattigen Garten. Hier lebt sie seit über 60 Jahren, fernab der Pariser Salons. Für sie bedeutet wahrer Reichtum, zu sehen, wie ein verlassener Hund geheilt wird oder ein Tier dem Schlachthof entkommt.
Im Jahr 2025 lebt Brigitte Bardot trotz eines geschätzten Vermögens von etwa 65 Millionen Dollar im Vergleich zu Superreichen erstaunlich bescheiden. Sie hat keinen Chauffeur, keine Yacht, kein Gefolge. Sie widmet den Großteil ihres Vermögens dem Betrieb der Stiftung, finanziert Sterilisationskampagnen, baut Rettungsstationen und betreibt juristische Lobbyarbeit für Tierrechte weltweit.
Die wahren Erben
Einer der kontroversesten Aspekte ihres Lebens ist die Beziehung zu ihrem einzigen Sohn, Nicolas-Jacques Charrier. Bardot hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie keinen starken Mutterinstinkt besitzt, und das Verhältnis war stets angespannt.

In ihrem Testament und ihren Finanzplänen hat Bardot eines klargestellt: Die Tiere sind die wahren Erben. Obwohl das französische Recht vorsieht, dass Kinder einen Pflichtteil erhalten müssen, wird der Großteil ihres Vermögens – einschließlich der Bildrechte und Immobilien – an die Fondation Brigitte Bardot übergehen. Sie will sicherstellen, dass der Kampf für die schutzlosen Geschöpfe auch dann weitergeht, wenn sie nicht mehr da ist.
Das Vermächtnis einer “Kriegerin”
Wenn man auf das 90-jährige Leben von Brigitte Bardot zurückblickt, sieht man eine außergewöhnliche Transformation. Von einem zum Objekt gemachten Sexsymbol wurde sie zu einer entschlossenen, manchmal extremen Sozialaktivistin. Sie nutzte ihren Ruhm als Waffe gegen die Robbenjagd, kämpfte für humane Schlachtmethoden und gegen Tierversuche.
Man mag mit ihren scharfen politischen Äußerungen der letzten Jahre nicht einverstanden sein, aber niemand kann die enormen Opfer leugnen, die sie für ihre Ideale gebracht hat. Sie hat bewiesen, dass Geld nur dann einen Wert hat, wenn es dazu verwendet wird, das Leid in der Welt zu verringern.
Wenn im Jahr 2025 die Sonne über der Bucht von Saint-Tropez untergeht, findet die Frau, die einst die Welt verrückt machte, ihren Frieden bei ihren vierbeinigen Freunden. Sie braucht es nicht, dass die Welt sie als Filmstar in Erinnerung behält. Sie möchte als jemand erinnert werden, der sein halbes Leben als Schutzschild für diejenigen verbracht hat, die sich nicht selbst verteidigen können. Das ist die vielleicht größte Rolle im Leben der Brigitte Bardot.