Sie lachten über seine “Scheunentор-Antenne” — bis sie ein Regiment verstummen ließ

Das Scheuentormonster erwacht zur Stunde 0. Die Uhr zeigte 03:47 Uhr, als Major Werner Kraus die Hand auf das kalte Metall der Antennenkonstruktion legte. 50 m Draht, gespannt zwischen vier Holzmasten wie das Skelett eines prähistorischen Tieres. Die anderen Offiziere hatten es das Scheunentormonster genannt, nicht als Kompliment.


Jetzt in der Dunkelheit des ostpreußischen Waldes vibrierte die gesamte Struktur leicht im Wind. Kraus spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. 45 Minuten bis zum Angriff, Herr Major. Die Stimme von Feldwebel Dietrich kam aus dem provisorischen Bunker 3 m hinter ihm. Durch die offene Luke sickerte gelbes Licht nach draußen, vermischte sich mit dem Nebel zwischen den Kiefern.
Kraus drehte sich um. Seine Stiefel knirschten auf dem gefrorenen Boden. Ist die Stromversorgung stabil? Zwei Generatoren laufen parallel. Der Dritte steht bereit. Gut. Graus ging zur Luke hinunter. Die Stufen waren rutschig vom Tau. Im Inneren des Bunkers roch es nach Dieselabgasen, heißem Metall und Schweiß. An der Wand tickten drei Uhren.
Berlin, Moskau, Gran. Vor dem massiven Funkgerät saß Oberfeldwebel Lindemann, die Kopfhörer halb vom Ohr gerutscht. Seine Finger tanzten über die Frequenzwähler. Status: Kraus trat näher. Lindemann deutete auf das Spektrumanysegerät. Die grüne Linie zuckte in unregelmäßigen Intervallen. Sowjetisches 47. Schützenregiment, drei Hauptfrequenzen, alle im Kurzwellenbereich.
Sie kommunizieren verschlüsselt, aber das Muster ist erkennbar. Alle acht Minuten ein Funkspruch an das Divisionshauptquartier. Graus beugte sich vor, die Linie sprang nach oben. Ein kurzes Piepen erfüllte den Raum. “Das war Regiment zu Bataillon 1”, sagte Lindemann. “Sie bestätigen Stellungen.
Unsere Infanterie wird in”, er sah auf die Uhr, in 43 Minuten direkt in ihre Verteidigungslinie laufen. Kraus richtete sich auf. Durch die Luke sah er die Silhouette der Antenne gegen den aufhellenden Himmel, das Scheunentormonster. Sechs Wochen hatte er daran gearbeitet, während die Ingenieure aus Berlin ihn für verrückt erklärt hatten.
Eine Riesenantenne im Frontgebiet. Wahnsinn. Die Sowjets würden sie innerhalb von Stunden lokalisieren und mit Artillerie zerstören. Aber Kraus hatte etwas begriffen, dass die Theoretiker in ihren sauberen Büros nicht sehen wollten. Größe bedeutete Reichweite, Größe bedeutete Kraft und Kraft bedeutete die Möglichkeit, nicht nur zu hören, sondern zu sprechen, laut genug, um alles andere zum Schweigen zu bringen.
Herr Meer, General Steiner am Funkgerät. Dietrich hielt ihm den Hörer hin. Kraus nahm ihn. Kraus? Die Stimme des Generals knisterte durch die Leitung. Mayer, ihre Antenne. Funktioniert sie? Das werden wir in Kürze erfahren, Herr General. Kürze reicht nicht. Unsere Sper melden verstärkte Bewegungen auf sowjetischer Seite.
Wenn die ihr Artilleriefeuer koordinieren können, verlieren wir zwei Kompanien, bevor sie überhaupt die erste Verteidigungslinie erreichen. Ich brauche Gewissheit. Kraus schloss kurz die Augen. Gewissheit. Das Wort schmeckte bitter. Ich kann Ihnen Wahrscheinlichkeit anbieten, Herr General. Die Berechnungen sind solide. Die Antenne hat die theoretische Kapazität.
Ich scheiße auf Theorie, Major. Können Sie ihre verdammten Radios zum Schweigen bringen oder nicht? Die Leitung rauschte. Kraus hörte seinen eigenen Atem. Ja, Herr General, ich kann. Dann tun sie es. Sie haben grünes Licht. Steiner Ende. Klick. Kraus gab Dietrich den Hörer zurück. Seine Hand zitterte nicht. Noch nicht. Er ging zum Hauptschalter.
Ein schwarzer Hebel, dick wie ein Besenstil, mit roter Warnmarkierung. Daneben ein handgeschriebenes Schild. Sendeleistung maximum, nur auf Befehl. Lindemann, geben Sie mir die aktuellen Frequenzen. Der Oberfeldwebel riss ein Blatt von seinem Notizblock. 3,82 MHz, 4,15 und 6,93. Alle aktiv in den letzten vier Minuten. Graus nahm das Blatt, die Zahlen verschwammen kurz vor seinen Augen.
Er blinzelte. Bereiten Sie die Störsequenz vor. Volle Bandbreite, 3,5 bis 7,2 MHz. Impulswiederholung 20 pro Sekunde. Herr Major, das ist Lindemann stockte. Das ist was? Das ist sehr viel Leistung. Die Antenne, die Antenne hält. Kraus sprach die Worte langsam aus, als könnte er sich selbst damit überzeugen.
Sie wurde dafür gebaut. Lindemann nickte und drehte sich zu seinem Gerät. Seine Finger flogen über Knöpfe und Schalter. Das Brummen der Generatoren draußen wurde tiefer, aggressiver. Graus legte seine Hand wieder auf den Hauptschalter. Durch die Luke sah er die ersten rosastreifen am Horizont. Irgendwo da draußen, 4 km östlich, saßen sowjetische Funker in ihren Stellungen, tranken vielleicht gerade Tee, rauchten Machorka, glaubten sich sicher in ihrem unsichtbaren Netz aus Funkwellen.
“Bereit, Herr Major”, sagte Lindemann. Kraus atmete ein, atmete aus, dann drückte er den Hebel nach unten. Der Bunker explodierte nicht, aber für drei Sekunden glaubte Kraus, dass genau das passieren würde. Ein tiefes vibrierendes Summen erfüllte den Raum, stieg in der Tonhöhe, bis es in den Knochen zu spüren war.
Die Glühbirnen an der Decke flackerten. Das Spektrumanalysegerät zeigte eine massive grüne Welle, die über den gesamten Bildschirm schwappte. Sendeleistung bei hundertwanz, rief Lindemann über den Lärm hinweg. Seine Stimme klang gepresst. Antennenstrom stabil, keine Überhitzung. Graus starrte auf das Gerät. Die sowjetischen Signale, die präzisen rhythmischen Impulse, die er noch vor Sekunden gesehen hatte, waren verschwunden, begraben unter einem Berg elektronischen Rauschens.
Er trat näher, bis seine Nase fast den Bildschirm berührte, suchte nach irgendeinem Zeichen feindlicher Kommunikation. Nichts. Dietrich. Raus, prüfen Sie die Antenne visuell. Der Feldwebel hastete die Stufen hinauf. Kalte Luft strömte herein. Graus hörte das Knirschen von Stiefeln auf Frost, dann Stille, das Summen der Generatoren, das Zischen der Röhren in den Geräten.
15 Sekunden vergingen. Keine Schäden sichtbar, Herr Major. Dietrichs Stimme kam von draußen gedämpft. Die Konstruktion hält. Kraus erlaubte sich nicht zu lächeln, noch nicht. Er drehte sich zu Lindemann. Schalten Sie auf Empfang. Dre Sekunden Pause. Ich will hören, ob sie reagieren. Lindemann nickte und zog einen kleineren Hebel, das Summen erstarb.
In der plötzlichen Stille hörte Kraus sein eigenes Blut in den Ohren rauschen. Lindemann setzte die Kopfhörer auf, drehte am Frequenzwähler. Seine Augen verengten sich konzentriert. 3,82 Tot. Er drehte weiter. 4,15 Tot. Noch eine Drehung. Tot. Lindemann sah auf. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber Kraus sah den Glanz in seinen Augen.
“Sie sind still, Herr Major, komplett still.” Graus nickte langsam. “Senden Sie wieder volle Leistung.” Das Summen kehrte zurück. Kraus ging zur Landkarte an der Wand. Rote Linien markierten die deutschen Stellungen, blaue Kreise die sowjetischen. Zwischen ihnen 4 kilometer offenes Gelände durchzogen von Gräben und Granatentrichtern.
In 27 Minuten würden 3000 deutsche Soldaten über dieses Gelände vorrücken. Ohne koordiniertes sowjetisches Artilleriefeuer hatten sie eine Chance. Herr Major. Lindemanns Stimme war schärfer geworden. Bewegung im Spektrum. Graus fuhr herum. Auf dem Analysegerät erschienen neue Signale. Schwächer als zuvor, aber vorhanden.
Nicht auf den alten Frequenzen. Höher, viel höher. 7,4 Megz, sagte Lindemann. Sie wechseln die Frequenzen. Intelligent gemacht, springen außerhalb unseres Störbereichs. Kraus spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Natürlich, die Sowjets waren nicht, nicht dumm. Ihre Funker waren trainiert für genau diese Situation.
Frequenzwechsel bei Störung, Protokoll, Standard. Erweitern Sie den Störbereich, sagte er. 5 bis 10 MHz volle Abdeckung. Herr Major, das würde jetzt Lindemann zögerte nur einen Moment, dann drehte er an den Reglern. Das Summen wurde tiefer, brutaler. Durch die Luke sah raus, wie die Antenne zu schwingen begann. nur leicht, aber sichtbar.
Die Dräte vibrierten wie Gitarrenseiten. Sendeleistung bei, sagte Lindemann. Seine Stimme war jetzt angespannt. Das ist über dem Designlimit. Die Isolation. Hält sie oder nicht? Für wie lange? Für die nächsten 24 Minuten. Das reicht. Auf dem Spektrumgerät verschwanden die neuen sowjetischen Signale, aber Kraus wartete. 10ehn Sekunden, 20.
Er kannte das Spiel jetzt, sie würden es wieder versuchen, würden noch höher springen oder tiefer, würden nach Lücken in seinem elektronischen Vorhang suchen. Da Lindemann deutete auf den Bildschirm. 2,3 Megahz unterhalb unseres Bereichs. Schwaches Signal, aber koordiniert. Drei Stationen im Netz. Kraus ballte die Fäuste clever.
Sie nutzten niedrigere Frequenzen, längere Wellen, die seine Antenne weniger effektiv stören konnte. Die Reichweite wäre geringer, aber für Regiment zu Bataillonkommunikation würde es reichen. Senken Sie den Störbereich. 1,5 bis 10 MHz. Alles. Herr Major. Bei dieser Bandbreite verlieren wir Effizienz. Tun Sie es. Die Generatoren draußen holten auf.
Das Licht im Bunker wurde orange dmer. Kraus roch verbranntes Metall. Irgendwo in der Elektronik begann etwas zu klicken, schnell und rhythmisch wie ein mechanisches Herz. Dietrich erschien in der Luke. Sein Gesicht war blßs. Herr Major Rauch aus dem nördlichen Generator. Nicht viel, aber lassen Sie ihn laufen, wir haben keine Zeit.
Jawohl. Graus wandte sich wieder dem Spektrumgerät zu. Die sowjetischen Signale zuckten, wurden schwächer, verschwanden, erschienen woanders, verschwanden wieder. Es war ein Tanz, ein verzweifelter, unsichtbarer Tanz im Äter. sowjetische Funker irgendwo in ihren Bunkern drehten an Wählern, wechselten Kristalle, versuchten herauszufinden, was ihre Kommunikation zerfetzte und Kraus jagte sie.
Jedes Signal, das auftauchte, wurde innerhalb von Sekunden begraben. Seine Antenne war ein Hammer, der auf alles einschlug, was sich bewegte. “1 Minuten bis zum Angriff”, sagte Lindemann. Kraus nickte, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. Schweiß lief ihm über die Stirn, tropfte auf seinen Kragen.


Die Hitze im Bunker war jetzt fast unerträglich, aber auf dem Spektrumgerät auf diesem kleinen grünen Bildschirm sah er etwas Schönes. Stille. Keine sowjetischen Signale mehr. Nicht auf niedrigen Frequenzen, nicht auf hohen. Nichts. Nur das aggressive Rauschen seiner eigenen Störung, das wie eine Wand über dem gesamten Funkspektrum stand. Sie hatten aufgegeben.
Halten Sie die Sendeleistung, sagte grausleise. Keine Pausen mehr bis zum Angriffsbeginn. Verstanden, Herr Major. Kraus stieg die Stufen zur Luke hinauf. Draußen färbte sich der Himmel rot und gold. Zwischen den Kiefern hörte er Motorengeräusche. Die Panzer rückten in Stellung. Irgendwo bellte ein Offizier Befehle.
das Klicken von Gewehrschlössern, das Rascheln von Uniformen. Die Antenne über ihm summte wie ein riesiges Insekt. Kraus stand neben der Antenne und berührte einen der Holzmasten. Das Holz warm, nicht von der Sonne, sondern von der Energie, die durch die Dräte pulsierte. Er zog die Hand zurück. Unter seinen Fingern kribbelte es, als hätte er in einen Ameisenhaufen gefaßt. Herr Major.
Lindemanns Stimme schrill aus dem Bunker. Sie ändern die Taktik. Kraus rannte die Stufen hinunter, zwei auf einmal. Im Bunker hatte sich die Luft in etwas Dickflüssiges verwandelt, schwer von Hitze und Anspannung. Lindemann stand vor dem Spektrumgerät, die Kopfhörer in der Hand. Was haben Sie? Keine kontinuierlichen Signale mehr.
Sie senden in Bursts Mikrosekunden. Ein Impuls, dann Stille, dann der nächste. Wie Morse Code, aber komprimiert. Lindemann deutete auf den Bildschirm. Graus sah es. Winzige Spitzen in der grünen Welle so kurz, dass sie fast unsichtbar waren. Können Sie sie stören? Schwierig. Unsere Störung ist breitbandig, konstant.
Aber wenn Sie nur für Bruchteile von Sekunden senden, können kurze Datenpakete durchkommen. Nicht viel, aber genug für genug für Koordinaten. Kraus sprach die Worte wie einen Fluch aus. Genug für Artillerieziele. Lindemann nickte stumm. Kraus ging zum Hauptschalter. Seine Hand schwebte über dem Hebel. Zwölf Minuten bis zum Angriff.
Wenn die Sowjets auch nur drei, vier Feuerbefehle durchbekamen, würden deutsche Soldaten sterben. Dutzende, hunderte vielleicht. Erhöhen Sie die Pulsfrequenz unserer Störung, sagte er. 50 Impulse pro Sekunde. Nein, 100. Ich will, daß jede Millisekunde des Spektrums belegt ist, Herr Major. Bei dieser Frequenz die Generatoren werden halten müssen.
Lindemann zögerte, dann nickte er. Seine Finger tanzten über die Kontrollen. Das Summen veränderte sich, wurde zu einem hohen schneidenden Geräusch, das in den Zähnen weh tat. Die Glühbirnen über ihnen begannen im Rhythmus der Impulse zu flackern. An der Wand warf ihr Schatten stroboskopische Muster. Draußen schrie jemand. Kraus stürzte zur Luke.
Dietrich stand neben dem nördlichen Generator, die Arme schützend vors Gesicht gehoben. Aus dem Metallgehäuse schossen Funken orangefarbene Sterne, die im Morgenlicht tanzten. Rauchquoll hervor, dick und schwarz. Abschalten! Brüllte Kraus. Dietrich riss den Notschalter. Der Generator starb mit einem klagenden Stöhnen. Im Bunker dimmt das Licht.
Das Summen der Antenne wurde dünner, schwächer. Zweiter Generator auf Maximum. Kraus drehte sich zu Lindemann. Jetzt er läuft bereits am Limit, dann über dem Limit. Lindemann gehorchte. Das Summen kehrte zurück, nicht so kraftvoll wie zuvor, aber präsent. Auf dem Spektrumgerät sah Kraus die sowjetischen Burstsignale weiter durch seine Störung brechen.
Seltener jetzt, aber immer noch da. Hartnäckig, professionell. Er sah auf die Moskauer Uhr an der Wand. 10 Minuten. “Dietrich”, rief er nach draußen. “Wie schnell können Sie den dritten Generator starten?” “tre Minuten, vielleicht vier. Sie haben zwei.” Graus hörte hastige Schritte. das Klappern von Werkzeug. Er ging zurück zum Spektrumgerät.
Die Burstsignale kamen jetzt in einem Muster. Alle 30 Sekunden exakt. Die sowjetischen Funker hatten einen Rhythmus gefunden, ein Zeitfenster, in dem sie durchkamen. Klein, aber ausreichend. Lindemann sah ihn an. Wenn wir den dritten Generator anschließen und die volle Leistung fahren, dann bekommen wir vielleicht acht neun Minuten, bis die Antenne versagt oder die Generatoren durchbrennen.
Oder beides, oder beides, wiederholte Kraus. Er rieb die Augen, sie brannten vom Rauch, von der Erschöpfung. Aber 9 Minuten reichen. Der Angriff beginnt in Zeh. Sobald unsere Truppen sich bewegen, ist es egal. Die Sowjets werden keine Zeit mehr haben, koordiniertes Feuer zu organisieren. Und wenn doch? Graus gab keine Antwort.
Draußen hustete ein Motor. Einmal, zweimal, dann ein befriedigendes Brummen. Der dritte Generator. Dietrich erschien in der Luke sein Gesicht ruß verschmiert. Bereit, Herr Major, schließen Sie ihn an. Parallel zu den anderen beiden. Dietrich verschwand wieder. Graus hörte das Klicken schwerer Schalter, das Surren von Kabeln unterlast.
Das Licht im Bunker wurde heller, das Summen der Antenne schwoll an, füllte den Raum, die Lungen, alles. “Volle Leistung”, sagte Kraus. “Alles was wir haben.” Lindemann schob alle Regler nach vorne. Das Spektrumgerät explodierte in ein Chaos grüner Linien. Die sowjetischen Burstsignale verschwanden nicht. Sie wurden einfach bedeutungslos erträngt in einer flut elektronischen Lärms.
Sendeleistung bei 160%. Lindemanns Stimme zitterte leicht. Antennenstrom im roten Bereich, Isolation bei 80% Kapazität. Wie lange hält sie? Unmöglich zu sagen. 5 Minuten. 10, wenn wir Glück haben. Graus nickte. Er ging zur Luke, stieg hinauf, trat ins Freie. Die Antenne über ihm vibrierte jetzt sichtbar. Die Drähte sangen im Wind, ein metallisches, fast melodisches Geräusch.
An den Verbindungspunkten sah er kleine blaue Funken tanzen, Corona Entladungen, wo die Energie zu groß wurde für die Isolation. Östlich, jenseits der Kiefern hörte er Motoren aufheulen, Panzer. Die ersten Einheiten rückten aus ihren Stellungen vor. Er sah auf seine Armbanduhr. Acht Minuten. Ein Knacken, scharf wie ein Gewehrschuß.
Kraus wirbelte herum. Einer der Drehte, der Nordwestliche war gerissen. Das Ende peitschte durch die Luft, spuckte Funken, aber die Antenne sendete weiter. Schwächer, asymmetrisch, aber aktiv. Herr Major. Lindemanns Stimme aus dem Bunker. Isolation fällt. 60% 50. Graus ging nicht zurück hinein. Er stand da, im wachsenden Tageslicht und starrte auf seine Schöpfung, sein Scheunentormonster.
Es brach auseinander, langsam, aber es kämpfte. Jede Sekunde, die es durchhielt, war eine Sekunde, in der sowjetische Funker stumm blieben. Ein zweiter Draht riss, dann ein Dritter. Die Antenne neigte sich zur Seite. Einer der Holzmasten begann zu splittern. Sechs Minuten, Herr Major. Dietrich neben ihm jetzt die Augen geweitet.
Kraus sagte nichts. Er sah nur zu, sah, wie sein Werk starb. Aber im Osten, dort, wo seine Truppen vorrückten, hörte er keine Artillerie, kein Gebrüll sowjetischer Geschütze, nur das Rattern von Maschinengewehren, Infanteriefeuer, Nahkampf. Die Antenne starb, aber sie hatte lange genug gelebt. Der vierte Mast brach um 043 Uhr.
Graus sah, wie das Holz splitterte, wie die gesamte Konstruktion zur Seite kippte. Langsam, fast majestätisch. Die verbliebenen Dräte rissen nacheinander. Jeder mit einem scharfen Knall, der durch den Wald halte. Dann lag das Scheunentormonster am Boden, ein Gewirr aus Draht, Holz und geschmolzener Isolation. Das Summen erstarb. Die Stille danach war absolut.
Kraus stand regungslos. Rauch kräuselte sich von den Generatoren. Dietrich und zwei Techniker starrten auf die Trümmer. Niemand sprach. Durch die Kiefern hörte Kraus jetzt deutlich das Rattern der Maschinengewehre, das Dröhnen von Panzerketten. Einzelne Schreie zu weit entfernt, um Worte zu erkennen, aber keine Artillerie.
Er drehte sich um und ging zurück in den Bunker. Lindemann saß vor dem toten Spektrumgerät, die Kopfhörer noch auf den Ohren. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. “Status”, sagte Kraus. Lindemann zog die Kopfhörer herunter. Alle Systeme tot, Generatoren überlastet, die Hauptsenderöhren sind durchgebrannt. “Wir haben”, Er stockte.
Wir haben 4 Minuten und 12 Sekunden gesendet bei voller Leistung. Vi Minuten. Graus ließ die Zahl in seinem Kopf kreisen. Vi Minuten totaler elektronischer Dominanz. Vier Minuten, in denen kein sowjetischer Funker ein kohentes Wort übermitteln konnte. “Schalten Sie auf Empfang”, sagte er leise. “Batteriebetrieb.
Ich will hören, was Sie sagen.” Lindemann nickte und wechselte zu einem kleineren Gerät an der Seitenwand. Ein Reserveempfänger gespeist von Akkumulatoren. Er drehte am Frequenzwähler. Statisches Rauschen erfüllte den Raum. Dann Stimmen, russische Stimmen. Keine Verbindung zu Regiment seit 6 Minuten. Artillerie meldet fehlende Zielkoordinaten.
Deutsche Panzer durchbrechen Sektor 4. Die Stimmen überschlugen sich. Panik war nicht das richtige Wort. Eher Desorientierung, Verwirrung. Offiziere, die nicht wusstten, was ihre Nachbereinheiten taten. Bataillone, die isoliert kämpften, jedes für sich. Kraus schloss die Augen. Er hörte zu, wie das sowjetische Kommunikationsnetz versuchte, sich neu zu organisieren, aber es war zu spät.
Der deutsche Angriff hatte begonnen, als sie stumm waren. Jetzt, wo sie widersprechen konnten, waren die Frontlinien bereits verschoben. Die kritischen Minuten, die Minuten, in denen Artilleriefeuer hätte koordiniert werden müssen, waren vorbei. Herr Major Dietrich stand in der Luke. General Steiner am Feldtelefon. Kraus ging nach oben.
Das Morgenrot hatte sich in volles Tageslicht verwandelt. Am Horizont sah er Rauchsäulen aufsteigen, nicht nah, aber sichtbar. Er nahm den Hörer vom Feldtelefonapparat, der an einem Baum hing. Kraus. Steiners Stimme war rauer als zuvor, aber es lag etwas anderes darin. Maja, was zum Teufel haben Sie gemacht? Meine Arbeit, Herr General.
Ihre Arbeit. Steiner lachte. Ein kurzes, hartes Bällen. Meine Vorhut berichtet minimalen Widerstand. Die sowjetische Artillerie feuert wild ohne Koordination. Ihre Infanterie zieht sich zurück, unorganisiert. Wir haben in 20 Minuten mehr Boden gewonnen als in den letzten drei Tagen. Graus sagte nichts.
Er sah auf die Überreste seiner Antenne. “Wie lange hat ihre Vorrichtung gesendet?”, fragte Steiner. 4 Minuten, Herr General. Stille am anderen Ende. Dann vier Minuten haben einen gesamten feindlichen Regimentsverband taub gemacht. Jawohl. Kann sie wieder aufgebaut werden? Graus betrachtete die geschmolzenen Dräte, die zerbrochenen Masten, die rauchenden Generatoren.
Nein, Herr General, nicht diese, aber ich kann eine bessere bauen mit mehr Zeit, mehr Material. Sie bekommen beides. Ich will einen vollständigen Bericht auf meinem Schreibtisch bis morgen Abend. Spezifikationen, Anforderungen, alles. Wenn das, was Sie heute getan haben, repliziert werden kann. Steiner brach ab.
Graus hörte gedämpfte Stimmen im Hintergrund. Ich muss Schluss machen. Gute Arbeit, Major. Verdammt gute Arbeit. Die Leitung ging tot. Kraus hängte den Hörer zurück. Dietrich stand neben ihm, die Arme vor der Brust verschränkt. Die anderen Offiziere, Herr Major, die, die es Scheunentormonster nannten, was ist mit ihnen? Sie werden es jetzt anders nennen. Graus wandte sich ab.
Er ging zu den Überresten der Antenne, berührte einen, der drehte, noch warm. An seinen Fingerspitzen klebte geschmolzene Isolation, schwarz und klebrig. Er rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Vi Minutenz Sekunden elektronischer Krieg. Und in diesen Sekunden hatte ein Regiment das Äquivalent von Blindheit und Taubheit erlebt.
Hatten Funker verzweifelt an Wählern gedreht, Frequenzen gewechselt, alles versucht und nichts hatte funktioniert, weil über ihnen, unsichtbar im Spektrum ein Monster aus Draht und Strom alles andere zum Schweigen gebracht hatte. Lindemann kam aus dem Bunker. Die Sowjets versuchen ihre Kommunikation wiederherzustellen. Neue Frequenzen, neue Verschlüsselung, aber es dauert mindestens eine Stunde, bis sie wieder koordiniert sind.
Eine Stunde ist eine Ewigkeit im Krieg”, sagte Krausleise. Er sah nach Osten. Der Rauch dort wurde dichter. Deutsche Truppen rückten vor, Kilometer um Kilometer, ohne den konstanten Beschuss sowjetischer Artillerie, ohne die koordinierte Verteidigung eines funktionierenden Kommunikationsnetzes, weil ein Mann an ein Scheunentormonster geglaubt hatte. Dietrich räusperte sich.
Herr Major, die Techniker fragen, ob wir die Überreste bergen sollen. Kraus nickte. Alles, jeden Draht, jede Röhre. Ich brauche sie für die Analyse. Er machte eine Pause. Und für die nächste, die nächste, Herr Major. Kraus lächelte zum ersten Mal an diesem Morgen. Ein schmales, müdes Lächeln. Dietrich, das hier war nur der Anfang.
Wenn ich recht habe, wenn meine Berechnungen stimmen, dann haben wir gerade eine neue Art der Kriegsführung gesehen. Eine bei der Stille mehr Schaden anrichtet als jede Granate. Er ging zurück zum Bunker. An der Wand hing immer noch die Landkarte, die roten und blauen Linien, aber die blauen Linien würden sich bald verschieben müssen.
Zurück, weil für vier kritische Minuten ihre gesamte Kommunikation tot gewesen war. Lindemann saß vor seinem Reserveempfänger und machte Notizen. Kraus trat neben ihn. Was hören Sie? Chaos, Herr Major. Offiziere, die nach Befehlen schreien. Einheiten, die nicht wissen, ob sie kämpfen oder sich zurückziehen sollen. Das ist Lindemann suchte nach Worten.
Das ist nicht mehr Krieg, wie ich ihn kenne. Nein, sagte Kraus. Er legte eine Hand auf Lindemanns Schulter. Das ist die Zukunft. M.

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