Wie der 21-Jährige Fritz Eckstein zum Panzerjäger der Waffen-SS wurde | WW2 Biografie

Am Morgen des 9. August 1944 rollen Panzer der ersten polnischen Panzerdivision Cromwell Panzer der Alliierten durch eine Lücke in der deutschen Frontlinie bei Signol. Sie dominieren Höhe 111 und schneiden damit die Nachschublinien einer ganzen deutschen Kampfgruppe ab. In einem tiefer gelegten Jagdpanzer vi versteckt zwischen den Heckenreihen der Normandie sitzt einzigjähriger Wirtenberger am Richtgerät.
Fritz Eckstein drückt das Auge an das Zielfernrohr, führt die Kanone nach und in den nächsten Stunden wird er 13 alliierte Panzer zerstören. In den folgenden fünf Tagen werden es laut deutscher Gefechtsmeldungen insgesamt 26 sein. Doch hinter diesem militärischen Erfolg steht die Geschichte eines jungen Mannes, der sich freiwillig in den Dienst eines verbrecherischen Systems stellte, eines Systems, dessen Einheiten systematisch Kriegsverbrechen begingen.


Fritz Eckstein kam am 27. Januar 1923 in Schweigheim zur Welt, einer kleinen Gemeinde in Würtenberg, etwa 15 km nordöstlich von Stuttgart. Seine Eltern Adolf und Maria Eckstein führten ein Handelsgeschäft in Stuttgart. Fritz war das erste von drei Kindern und wuchs in einer Zeit auf, die von wirtschaftlicher Depression und politischer Radikalisierung geprägt war.
Mit 14 Jahren verließ er die Volksschule und begann im väterlichen Geschäft zu arbeiten. Anschließend wechselte er in die Verkaufsabteilung eines Eisengroßhandels. Es war eine unspektakuläre Jugend. in einem unspektakulären Ort. Doch Ecksteins Generation sollte die am tiefsten indoktrinierte werden, die das Dritte Reich hervorbrachte.
Im Mai3, nur wenige Monate nach Hitlers Machtergreifung, trat der Zehnjährige Fritz Eckstein der Hitlerjugend bei. Er gehörte damit zu jener Generation, die vollständig im nationalsozialistischen Erziehungssystem aufwuchs. Von der Grundschule bis zum Berufseintritt wurde er mit der Ideologie des Regimes durchdrungen, mit dem Kult um Gehorsam, Opferbereitschaft und rassischer Überlegenheit.
Diese Jahre in der Hitlerjugend formten einen jungen Mann, der 1940 bereit war, den nächsten Schritt zu tun. Mit 17 Jahren meldete sich Fritz Eckstein freiwillig zur Waffen Ss. Es war Juni 1940. Frankreich war gerade gefallen und das Regime schien auf dem Höhepunkt seiner Macht. Eckstein wurde dem Ausbildungs und Ersatzbataillon der Führer zugeteilt und anschließend in das SS-Riment der Leibstandarte S.
S Adolf Hitler übernommen. Hitlers persönliche Elitetruppe, die sich bereits in Polen und Frankreich einen düsteren Ruf erworben hatte. Die Leibstandarte war mehr als eine militärische Einheit. Sie war das Symbol der nationalsozialistischen Ideologie in Waffen. Ihre Offiziere und Mannschaften waren handverlesen, ideologisch geschult und auf absolute Loyalität zum Führer eingeschworen.
Im Mai 1940, nur wenige Wochen bevor Eckstein seinen Dienst antrat, hatten Angehörige der Einheit bei Wormhaut in Nordfrankreich etwa 80 britische und französische Kriegsgefangene ermordet, erschossen oder mit Handgranaten getötet. Der Verantwortliche Offizier Wilhelm Monke wurde niemals vor Gericht gestellt.
Im April 191 nahm Eckstein am Balkanfeldzugteil der Operation Marita, dem deutschen Angriff auf Griechenland und Jugoslawien. 2 Monate später, am 22. Juni 1941 begann das Unternehmen Barbarossa der Überfall auf die Sowjetunion. Die Leibstandte wurde der Heresgruppe Süd zugeteilt und kämpfte sich durch die Ukraine.
Im August 191 ermordeten Angehörige der Division bei Novoanzig etwa 4000 sowjetische Kriegsgefangene als Vergeltung für gefundene Leichen von SS-Männern. Die Ostfront wurde zum Schauplatz einer Barbarisierung des Krieges, die alle Grenzen des Kriegsrechts sprengte. Im Februarin kämpfte die Leibstandarte in der dritten Schlacht um Karkow.
Während dieser Kämpfe wurde Fritz Eckstein verwundet und in ein Lazarett evakuiert. Zurelben Zeit verübten Einheiten der Division Massaker an ukrainischen Zivilisten. Am 17. Februar 1943 töteten SS-Männer unter Joachim Piper in den Dörfern Jefremowka und Semonovka 872 Männer, Frauen und Kinder, etwa 240 von ihnen wurden in einer Kirche bei lebendigem Leib verbrannt.
Nach der Rückeroberung Scharkovs wurden etwa 200 Verwundete in einem Krankenhaus von der SS ermordet und das Gebäude anschließend niedergebrannt. Fritz Eckstein verbrachte das Jahr 1943 mit der Genesung von seinen Verwundungen. Im Februar 1944 kehrte er zum Frontdienst zurück und wurde der ersten Batterie des SS Panzerjägerbataillons eins der Leibstandarte zugeteilt, nun als Richtschütze eines Panzerjägers.
Im April 1944 erfolgte ein folgenreicher Transfer. Sein gesamtes Bataillon wurde der neu aufgestellten Zwölfen SS. Panzerdivision Hitlerjugend unterstellt. Die Division Hitlerjugend war eine der fanatischsten Einheiten der Waffen SS. Sie bestand hauptsächlich aus Mitgliedern der Hitlerjugend der Jahrgänge 1925 und 1926.
Teenager, die ihr gesamtes bewußtes Leben unter dem Hakenkreuz verbracht hatten. Die erfahrenen Offiziere und Unteroffiziere stammten größtenteils aus der Leibstandarte und brachten die Brutalität der Ostfront mit in die neue Einheit. Als die Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie landeten, war die Hitlerjugend eine der ersten deutschen Einheiten, die zum Gegenangriff antrat.
Was in den folgenden Tagen geschah, gehört zu den schwersten dokumentierten Kriegsverbrechen an kanadischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Zwischen dem 7. und 17. Juni 1944 ermordeten Angehörige der Division etwa 156 kanadische und zwei britische Kriegsgefangene an verschiedenen Orten. An der Abei Darden, dem Hauptquartier des 25.
SS Panzer Grenadier Regiments unter Kurtmeier wurden 20 kanadische Soldaten durch Genickschuss hingerichtet. Bei Auti wurden 37 Kanadier ermordet, manche mit Bayonetten erstochen, andere von Panzern überfahren. Am Chu de Drieux wurden weitere 19 bis 24 kanadische und zwei britische Gefangene getötet. Das schwerste Einzelverbrechen ereignete sich bei Fontenle Pessneln, wo SS Obersturmbandführer Wilhelm Monke etwa 40zig Gefangene mit Maschinengewehren erschießen ließ, nur fünf entkamen.
Fritz Eckstein erreichte die Normandie erst Mitte Juli 1944 nach diesen Massakern. Sein Bataillon war wegen des Transfers zur Hitlerjugend zunächst als nicht kampfbereit eingestuft worden und hatte nicht an den Unikämpfen teilgenommen. Doch er kam in eine Einheit, deren Hände bereits mit dem Blut von Kriegsgefangenen befleckt waren und kämpfte unter Offizieren, die für diese Verbrechen verantwortlich waren.
Anfang August 1944 starteten die Alliierten die Operation Totalise, einen Großangriff der ersten kanadischen Armee in Richtung Falläß. Die dezimierte Hitlerjugend sollte mit ihren verbliebenen 50 Panzern den Durchbruch verhindern. Fritz Eckstein, nun Rottenführer in der ersten Kompanie der SS Panzerjägerabteilung, diente als Richtschütze im Jagdpanzer 4 von Oberschafführer Rudolf Reu. Am 8.
August 1944 bei St. Inignon de Krames Neil zerstörte Eckstein als Richtschütze acht alliierte Panzer. Für diese Leistung erhielt er noch am selben Tag das eiserne Kreuz erster Klasse. Am nächsten Morgen durchbrachen polnische Cromwellpanzer die Frontlinien bei Sagoles und bedrohten die Nachschubwege der deutschen Kampfgruppe Waldmüller.
Ecksteins Jagdpanzer nahm den Kampf auf und in den folgenden Stunden zerstörte er neun weitere Panzer. Am Abend, als ein polnischer Panzerverband überraschend angriff, zerstörte er vier weitere. 13eh Panzer an einem einzigen Tag. Innerhalb von fünf Tagen hatte Fritz Eckstein laut deutscher Gefechtsmeldung insgesamt 26 Alliierte Panzer vernichtet.
Eine außergewöhnliche Abschussquote, die ihm das Ritterkreuz des eisernen Kreuzes einbrachte. Am 18. November 1944 wurde ihm die Auszeichnung verliehen. Er wurde damit der zweite Richtschütze in der gesamten Waffen SS, der das Ritterkreuz erhielt. Bald darauf wurde er zum SS unter Scharführer befördert und erhielt das Kommando über ein eigenes Fahrzeug.
Die deutsche Niederlage in der Normandie konnte er nicht aufhalten. Ende August 1944 war die ZTE SS Panzerdivision praktisch vernichtet. Tausende deutsche Soldaten gerieten im Verläß Kessel in Gefangenschaft. Die Überlebenden, darunter Fritz Eckstein, zogen sich nach Osten zurück. Er blieb bis Kriegsende bei der SS Panzerjägerabteilung 12.
Nach dem Krieg kehrte Fritz Eckstein in seine Heimatstadt Schweigheim zurück. Im Gegensatz zu vielen höherrangigen SS-Führern entging er jeder strafrechtlichen Verfolgung. Von einer Gefangenschaft, einem Prozess oder einer Verurteilung ist nichts dokumentiert. Die großen Kriegsverbrecherprozesse konzentrierten sich auf die Befehlshaber.
Kurtmeier wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und 1954 entlassen.


Wilhelm Monke wurde trotz seiner Verantwortung für zwei Massaker niemals angeklagt. Fritz Eckstein lebte nach dem Krieg weitere 34 Jahre. Am Vier April starb er im Alter von Jahren in Schweigheim, demselben Ort, in dem er geboren wurde, aufgewachsen war und von dem aus er einst als 17-Jähriger freiwillig in den Dienst des verbrecherischen NS-Rimes 1933 getreten war.
Die Geschichte von Fritz Eckstein wirft eine unbequeme Frage auf. Wie soll man einen Mann bewerten, der militärisch erfolgreich für ein verbrecherisches System kämpfte, ohne dass ihm persönlich konkrete Verbrechen nachgewiesen werden können? Eckstein war kein Kurtmeier, der Befehle zur Ermordung von Kriegsgefangenen gab. Er war kein Joachim Piper, dessen Männer Dörfer in Brand setzten und deren Bewohner ermordeten.
Doch er war auch kein Unbeteiligter. Mitzehn Jahren meldete er sich freiwillig zur Waffen SS, nicht zur Wehrmacht, nicht zur Marine, sondern zur ideologischen Elitetruppe des Nationalsozialismus. Er diente in der Leibstandarte während der Zeit ihrer größten Verbrechen an der Ostfront. Er kämpfte für eine Division, die systematisch Kriegsgefangene ermordete.
Er trug mit seinem militärischen Können dazu bei, daß der Krieg und damit das Morden länger dauerte. Die Waffen Ss. Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg 1946 zur verbrecherischen Organisation erklärt. Nicht wegen der militärischen Aktionen ihrer Soldaten, sondern wegen der systematischen Beteiligung an Kriegsverbrechen, am Holocaust und an Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Jeder, der sich freiwillig dieser Organisation anschloß, trug mit Verantwortung, unabhängig davon, ob ihm persönlich konkrete Taten nachgewiesen werden konnten. Fritz Eckstein war ein technisch begabter Soldat, der laut deutscher Meldung 26 feindliche Panzer zerstörte, doch er kämpfte für ein Regime, das unermessliches Leid über Europa brachte und für Einheiten, die das Kriegsrecht systematisch brachen.
Deine Geschichte ist keine Heldenerzählung. Sie ist eine Mahnung, wohin blinder gehorsam ideologische Verblendung und die Bereitschaft führen können, für ein unmenschliches System zu kämpfen. Die etwa 160 kanadischen und britischen Kriegsgefangenen, die von seiner Einheit in der Normandie ermordet wurden, hatten keine Chance auf ein Leben nach dem Krieg.
Fritz Eckstein hatte 34 Jahre. Wenn dir diese Biographie gefallen hat, unterstütze den Kanal mit einem Like, abonniere für weitere Biografien aus dem Zweiten Weltkrieg und schreib in die Kommentare, wessen persönliche Geschichte als nächstes erzählt werden soll. M.

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