Der 22. Februar 1943. 10 Jahre nach Beginn der Nazierrschaft lässt Deutschlands trangen, jede Ecke der Gesellschaft zu beherrschen, keinen Raum für freies Denken. An einem kalten Morgen stehen die jungen Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose in einem überfüllten Münchner Gerichtssaal wegen Hochverrats vor Gericht.

Ihr Verbrechen, sie hatten Flugblätter verteilt, die die Deutschen aufforderten, die Grausamkeit von Hitlers Krieg zu erkennen. Statt eines fairen Prozesses erleben sie eine inszenierte Machtdemonstration. Die donnernde Stimme des Richters unterbricht jeden Versuch zu sprechen. Dennoch bleiben die Studenten Mitglieder der berühmten deutschen Widerstandsgruppe Weiße Rose ruhig und weigern sich ihren Glauben zu verraten.
Selbst als Wut und Spott sie umgeben. Das Urteil steht bereits fest. Die Mitglieder der weißen Rose werden zum Tode verurteilt. Ihre Hinrichtung soll von einem Mann vollzogen werden, der zu einem Werkzeug der Nazipolitik geworden ist und für den Tod tausender verantwortlich war. Sein Name ist Johann Reichadt.
Johann Baptist Reichad wurde am 29. April 1893 in der kleinen Siedlung Wichenbach bei der Stadt W Andonau im damaligen deutschen Kaiserreich geboren. Seine Familie hatte einenigartigen und düsteren Beruf. Schon acht Generationen vor ihm hatten seine Vorfahren als Schafrichter gearbeitet. Es war eine Tätigkeit, die die Reicha gesellschaftlich isolierte, ihnen aber zugleich den Lebensunterhalt sicherte und einen gewissen offiziellen Status verlie, den nur wenige andere besaßen.
Im Jahr 1902, als Johann noch jung war, starb sein Vater und er wurde von seiner Mutter großgezogen. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Ausbildung als Metzger. Als im Sommer 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, wurde er in die deutsche Armee eingezogen und diente als Soldat. Wie so viele junge Männer seiner Generation erlebte er die Schrecken des Stellungskrieges, überlebte jedoch und erlebte den Untergang des deutschen Kaiserreichs.
Nach dem Ende des Krieges im Jahr 1918 wurde Deutschland in eine Republik verwandelt. Die alte Monarchie verschwand und die neue demokratische Weimarer Republik kämpfte mit Wirtschaftskrisen, politischer Gewalt und dem Verlust des Nationalstolzes. Reich kehrte ins zivile Leben zurück und versuchte eine Metzkerei zu betreiben.
Er heiratete und bekam drei Kinder. Doch in den frühen 1920er Jahren ruinierten die Hyperinflation und die Wirtschaftskrise unzählige kleine Betriebe und er bildete keine Ausnahme. Da er keinen Lebensunterhalt verdienen konnte, suchte er nach anderen Möglichkeiten seine Familie zu versorgen.
Im April 1924 ernannte ihn das bayerische Justizministerium zu einem düsteren und einsamen Amt. Er übernahm das Amt des offiziellen Schafrichters von Bayern in die Fußstapfen seines Onkels Franz Xaver Reicher tretend, der viele Jahre lang dieselbe Aufgabe ausgeübt hatte. Die Stelle brachte feste Zahlungen 150 Mark pro Hinrichtung, ein Tagessatz von 10 Mark und freie Fahrt in der dritten Klasse der Eisenbahn.
Trotz dieser Regelungen wurde die Tätigkeit bald unsicher. Der Grund war, dass von 1924 bis 1928 die Zahl der Hinrichtungen in der Weimerer Republik stark zurückging. Im Jahr 1928 gab es nur eine einzige Exekution. Dieser drastische Rückgang machte es für Reich schwer, seine Familie zu ernähren. Er beantragte und erhielt die Genehmigung auch andere Arbeiten anzunehmen, selbst außerhalb Deutschlands, und musste nicht länger an einem festen Wohnort leben, wie es ursprünglich verlangt worden war.
Wegen der wirtschaftlichen Probleme in Deutschland gab er 1925 sein Transportunternehmen und 1926 seine Gastwirtschaft auf. Um zu überleben wurde er Handelsvertreter. Schließlich versuchte Reichhard seine Stellung ganz aufzugeben. Im Jahr 1928 bat er um die Auflösung seines Vertrags mit dem Justizministerium, doch sein Antrag wurde abgelehnt.

Er verließ Deutschland und zog nach Den Haag, wo er einen Neuanfang als Gemüsehändler wagte. Sein neues Leben schien erfolgreich und eine Zeit lang hielt er seine frühere Identität geheim. Doch das sollte nicht von Dauer sein. Im Frühjahr 1931 und erneut im Juli 1932 kehrte Reich kurzzeitig nach München zurück, um zwei separate Hinrichtungen im Gefängnis Staadelheim durchzuführen.
Nach der zweiten Reise deckten mehrere niederländische Zeitungen seine Vergangenheit als Schafrichter auf und berichteten darüber. Die Enthüllungen beschädigten sein Geschäft und zerstörten seine zweite Karriere. Mit ruiniertem Ruf kehrte Reicha im Frühjahr 1933 nach München zurück. Der stetige Niedergang seines Lebens ließ ihn daran zweifeln, ob er in seinem düsteren Beruf überhaupt bleiben sollte.
Alles änderte sich für ihn, als die Nazis im Januar 1933 an die Macht kamen und das deutsche Justizsystem schnell umgestaltet wurde. Das neue Regime weiterte die Anwendung der Todesstrafe aus, um politische Gegner auszuschalten, sogenannte Rassenfeinde zu vernichten und Angst in der Gesellschaft zu verbreiten.
Neue Gesetze führten die Todesstrafe für eine breitere Palette von Verbrechen ein, darunter Hochverrat, Werkraftzersetzung und andere Delikte. Johann Reichzlaufbahn als Schafrichter trat in eine neue Phase. Am 22. Juni 1933 unterzeichnete einen neuen Vertrag mit dem Bayerischen Justizministerium. Dieses Abkommen sicherte ihm ein deutlich höheres festes Jahresgehalt, das nun monatlich ausgezahlt wurde.
Im Januar 1934 nach weiteren Verhandlungen mit der bayerischen Justiz wurde sein Gehalt auf 3720 Reichsmark pro Jahr erhöht. Mit den gesicherten Finanzen musste Reicha nicht länger um seinen Lebensunterhalt bang. Neben seinen offiziellen Pflichten trat Reichad auch mehreren NS-Oganisationen bei und am 1.
Mai 1937 wurde er Mitglied der NSDP. Im Laufe der Zeit weitete sich sein Tätigkeitsbereich weit über Bayern hinaus aus. Er führte Hinrichtungen in Köln, Berlin, Plötzensee, Frankfurt, Preingesheim, Gördern und dem damaligen Presslau heute Wotslav. Zwischen 1938 und 1944 war er zudem für Hinrichtungen in den österreichischen Städten Wien und Graz verantwortlich.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Reicha insgesamt 310 Menschen getötet. 2951 mit der Guillotine und 59 durch den Strang. Darunter befanden sich 250 Frauen. Eine seiner bekanntesten Hinrichtungen fand am 22. Februar 1943 statt. An diesem Tag richtete er Hans und Sophie Scholl hin, Mitglieder der berühmten studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose.
Später sagte er, dass er noch nie jemanden gesehen habe, der dem Tod mit so viel Mut begegnete wie so viel Scholl. Reichhard richtete auch Mitglieder der Nazielite hin, die sich gegen Adolf Hitler und das Naziregime gewandt hatten. Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 nahm die Zahl der Hinrichtungen rapide zu.
Bis Ende dieses Jahres war Reichert auch in den Gefängnissen von München, Stadelheim, Stuttgart und Bruchsal tätig. Dort fanden viele der verurteilten Verschwörer in den letzten Kriegsmonaten ihr Ende. Reich war dafür bekannt, jede Exekution akribisch vorzubereiten. Die Verurteilten wurden in die Hinrichtungskammer geführt, ihr Name bestätigt und das Urteil verlesen.
Reichard führte sie dann zur Guillotine, fixierte sie und vollstreckte die Strafe. Seine Gehilfen kümmerten sich anschließend um den Leichnahen. Er liebte seine Arbeit so sehr und diente dem NS-Rime so treu, dass er mehrere technische Veränderungen an den in Nazi Deutschland eingesetzten Guillotinen vornahm.
Diese Modifikationen sollten den Hinrichtungsprozess beschleunigen und das Leiden der Verurteilten verringern. Nach dem Ende des Krieges wurde Reichad im Mai 1945 von Angehörigen der US-Armee verhaftet und für eine Woche in das Gefängnis München Stadelheim gebracht. Wegen seiner Rolle bei der Durchführung von Exekutionen während der Zeit der NS-Justiz durfte er nicht sofort wieder offizielle Aufgaben übernehmen.
In den ersten Monaten der Besatzung wurden viele ehemalige Funktionäre des Regimes inhaftiert oder vom öffentlichen Dienst ausgeschlossen. Reicha wurde zu seiner Arbeit und zu seinem Wissen über die Urteile, die er vollstreckt hatte, verhört. Ironischerweise wurde er anschließend bis Ende Mai 1946 von den US-Vertretern in Deutschland beschäftigt.
In dieser Zeit erhängte er etwa 20 verurteilte Kriegsverbrecher im Kriegsverbrechergefängnis im Bayerischen Landsberg. Die gelegentlich wiederholte Behauptung, er habe den amerikanischen Master Sergeant Johnse C. Woods im Umgang mit dem Galgen ausgebildet und sei von den Amerikanern beauftragt worden, den Bau des Galgens in Nürnberg zu überwachen, erwies sich jedoch als falsch.
Der Bau des Galgens in Nürnberg wurde in Wirklichkeit von Woods selbst beaufsichtigt. Einer der Gründe war, daß Reichade Mai 1946 offenbar erfuhr, er habe aufgrund einer Verwechslung zwei unschuldige Menschen hingerichtet. Von diesem Zeitpunkt an führte er keine weiteren Hinrichtungen mehr durch. Insgesamt tötete Johann Reichad während seiner 23-jährigen Karriere als Schafrichter 3165 Menschen und er war der meist beschäftigte Henker des 20.
Jahrhunderts. Nach seiner Arbeit für die Alliierten war Reichad tiefem sozialem Stigma ausgesetzt. Im Nachkriegsdeutschland betrachteten ihn viele Menschen als Symbol der Naziunterdrückung. Im Mai 1947 wurde Johann Reichad erneut inhaftiert. Dieses Mal stand er in München vor einem Entnaifizierungsgericht. Anfang September desselben Jahres stufte ihn das Gericht als Hauptschuldigen ein und verurteilte ihn zu 10 Jahren Zwangsarbeit in einem Arbeitslager.
Doch das Urteil hatte nicht lange Bestand. Im Dezember 1948 wurde sein Status in eine geringere Kategorie herabgestuft. Seine Strafe wurde auf zwei Jahre im Arbeitslager reduziert. Dazu kam die Einziehung der Hälfte seines Vermögens. Nach einer Berufung wurde die Strafe weiter auf einehalb Jahre reduziert mit dem Verlust von nur 30% seines Besitzes.
Da er bereits genügend Zeit in Haft verbracht hatte, wurde Reichad kurz darauf freigelassen. Reichas lange und düstere Laufbahn hinterließ auch tiefe Spuren in seinem Privatleben. Seine Arbeit hatte ihn zu einer isolierten Figur gemacht, seine Ehe zerbrach und sein 23-jähriger Sohn Hans, der die Scham und die Last der Rolle seines Vaters bei den Justizmorden der NS-Zeit nicht ertragen konnte, nahm sich 1950 das Leben.
Danach lebte Reichad allein mit wenigen Freunden und noch weniger Unterstützern. Seine letzten Jahre verbrachte er in Armut, angewiesen auf eine kleine Pension aus seiner Dienstzeit im Ersten Weltkrieg. In späteren Jahren sprach sich Reichhard öffentlich gegen die Todesstrafe aus. Dennoch akzeptierte er auch eine Ehrenmitgliedschaft in einer Gruppe, die seine Rückkehr befürwortete.
Seine Haltung war widersprüchlich und geprägt von einem Leben im Zentrum staatlich sanktionierter Tötungen. Johann Reichad starb am 26. April 1972 in der Stadt Dorfen bei München, drei Tage vor seinem 79. Geburtstag. Vielen Dank, dass du dir den World History Kanal angeschaut hast. Klick auf Gefällt mir, abonniere unseren Kanal und aktiviere die Benachrichtigungen, um keine Folge zu verpassen.
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