Robert Redford – Hollywood-Legende, Regisseur, Umweltaktivist – blickt auf ein außergewöhnliches Leben zurück, geprägt von künstlerischem Mut, persönlichen Verlusten und stiller Beharrlichkeit. Nun, mit 88 Jahren, zieht er eine intime Bilanz seiner Beziehungen und spricht offen über die Frau, die sein Leben endgültig geerdet hat. Es ist eine Einsicht, die leiser klingt als jeder Applaus – und doch gewichtiger ist als jede Auszeichnung.
Die erste große Liebe: Ehe mit Lola Van Wagenen.
Bevor Hollywood ihn zum Weltstar machte, fand Redford in Lola Van Wagenen eine Partnerin auf Augenhöhe. Ende der 1950er Jahre, frisch aus Europa zurück, suchte der junge Künstler nach Richtung – und fand sie in dieser klugen, ambitionierten Frau. 1958 heiratete das Paar in kleinem Rahmen. Der frühe Familienglück wurde jedoch von Tragik überschattet: Sohn Scott starb 1959 am plötzlichen Kindstod. Der Verlust brannte sich tief ein, schärfte Redfords Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit des Lebens und schweißte das Paar zunächst zusammen.
Familie und Karriere im Spannungsfeld.
In den 1960er- und 1970er-Jahren stieg Redford mit Filmen wie „Butch Cassidy and the Sundance Kid“, „The Sting“ und „All the President’s Men“ zum Symbol des amerikanischen Kinos auf. Der Preis für den Ruhm: Dreharbeiten, Pressetouren, Abwesenheit. Lola, die ihre eigene akademische und gesellschaftspolitische Laufbahn vorantrieb, hielt die Familie zusammen und engagierte sich für Geschichte, Bildung und Umweltschutz. Trotz aller Verbundenheit wuchsen Distanz und unterschiedliche Lebensrhythmen.
Respektvolle Trennung nach fast drei Jahrzehnten.
Anfang der 1980er-Jahre begann die Ehe zu bröckeln. Redfords wachsendes Engagement – als Schauspieler, Regisseur und später als Gründer des Sundance Institute und des Sundance Film Festivals – kollidierte mit dem Wunsch nach einer präsenteren Partnerschaft. Die Scheidung 1985 war keine Abrechnung, sondern eine nüchterne Anerkennung verschiedener Wege. Der Respekt blieb, die Verantwortung als Eltern ebenso.
Zwischen Rampenlicht und Suche: Romanzen im Schatten Hollywoods.
Als einer der begehrtesten Schauspieler seiner Zeit wurde Redford mit prominenten Frauen in Verbindung gebracht. Beziehungen zu Sonia Braga und Lena Olin spiegelten Anziehung, künstlerische Nähe – und doch Vergänglichkeit. Eine längere, ruhigere Partnerschaft führte er in den 1990ern mit Kathy O’Rear, die außerhalb der Scheinwerfer der Unterhaltungsindustrie arbeitete. Fünf Jahre Stabilität, Reisen, Natur – aber keine erneute Ehe. Am Ende blieb die Erkenntnis: Er suchte etwas Tieferes als Leidenschaft und Kameradschaft allein.
Die Wende: Begegnung mit Sibylle Szaggars.
Ende der 1990er-Jahre traf Redford in seinem geliebten Sundance-Refugium auf die in Deutschland geborene Künstlerin Sibylle Szaggars. Sie suchte nicht das Rampenlicht, war in der Kunst zuhause und teilte seine Leidenschaft für Natur und Umwelt. Ihre Gespräche drehten sich nicht um Ruhm, sondern um Ideen, Formen, Verantwortung. Szaggars betrachtete Redford nicht als Hollywood-Ikone, sondern als Mensch – ein Blick, der ihn spürbar befreite.
Mehr als Romantik: Eine gemeinsame Lebensvision.
Was diese Beziehung von früheren unterschied, war ihre Ruhe. Verständnis statt Getöse, Partnerschaft statt Projektion. Beide glaubten an die Kraft der Kunst als Katalysator gesellschaftlicher Veränderung. Über ein Jahrzehnt wuchs eine Verbindung, die Redford „Frieden, Kameradschaft und eine gemeinsame Bestimmung“ nannte – eine Stabilität, die sowohl Freiraum als auch Halt bot.
Diskret und bedeutungsvoll: Hochzeit in Hamburg.
2009 gaben sich Redford und Szaggars in Hamburg das Ja-Wort – fern des Glamours, nah bei sich selbst. Die private Zeremonie spiegelte das Wesen dieser Partnerschaft: bescheiden, persönlich, fokussiert auf das Wesentliche. Für Redford war es kein romantisches Finale, sondern der Beginn eines konsistenten Alltags in geteilter Verantwortung.
Kunst, Klima, Konsequenz: Engagement über die Leinwand hinaus.
Gemeinsam gründeten sie „The Way of the Rain“, ein Projekt an der Schnittstelle von Kunst, Musik und Umweltbewusstsein. Redfords jahrzehntelanger Einsatz für die Natur erhielt dadurch eine neue, performative Dimension. Kunst wurde zum Medium der Mahnung – und die Beziehung zum Motor, aus Intention Wirkung zu machen.
Das schwerste Kapitel: Verlust und Halt.
2020 starb Redfords Sohn James an Leberkrebs – ein Filmemacher, Aktivist und enger Partner des Vaters. Für Redford, der bereits den frühen Tod von Sohn Scott betrauern musste, war es ein Schmerz von kaum fassbarer Tiefe. Szaggars wurde in dieser Zeit zum ruhenden Pol, zur Hand im Schweigen, zur Erinnerung daran, dass Leben und Werk Sinn stiften können – auch im Angesicht des Unbegreiflichen.
Späte Einsicht: „Sie hat mir ein völlig neues Leben geschenkt.“
Mit 88 Jahren formuliert Redford, was lange spürbar war: Sibylle Szaggars ist die Liebe seines Lebens. Nicht, weil sie lauter wäre als frühere Romanzen, sondern weil sie beständiger ist. Weil sie den Menschen hinter der Figur sieht – den Künstler, Vater, Aktivisten, Träumer. Diese Liebe ist weniger Feuerwerk als Feuerstelle: ein Ort, an dem Wärme bleibt.
Vermächtnis eines Unruhigen: Kino, Sundance, Verantwortung.
Redfords filmisches Œuvre bleibt monumental – als Schauspieler („Butch Cassidy“, „The Sting“, „All the President’s Men“, „Out of Africa“, „The Natural“, „Jeremiah Johnson“) und als Regisseur („Ordinary People“, Oscar 1981). Doch sein dauerhaftester Abdruck ist womöglich Sundance: ein Systemwechsel zugunsten des unabhängigen Films, ein Forum für Stimmen jenseits des Studioschemas. Hier verdichten sich seine Ideale – Qualität, Integrität, gesellschaftlicher Blick.
Ein Fazit in leisen Tönen.
Robert Redford hat gelernt, dass ein Leben nicht an Trophäen gemessen wird, sondern an Wirkung: auf Kinder und Kollegen, auf Kunst und Klima, auf das, was bleibt, wenn die Lichter ausgehen. In dieser Bilanz hat die Liebe einen Namen. Nicht als Mythos, sondern als gelebte Praxis: teilen, tragen, gestalten.
Und so steht am Ende eines großen Lebens die unspektakulärste, vielleicht schönste Einsicht: Die wahre Liebe ist jene, die nicht nur bewegt, sondern Haltung gibt – Tag für Tag.