Hayali und der Fall der Glaubwürdigkeit: Wie die Täter-Opfer-Umkehr die ZDF-Ikone zu Fall brachte und das System erzittern lässt
Article: Hayali und der Fall der Glaubwürdigkeit: Wie die Täter-Opfer-Umkehr die ZDF-Ikone zu Fall brachte und das System erzittern lässt

In einer beispiellosen Machtdemonstration hat das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) eine Entscheidung von historischer Tragweite getroffen: Der Intendant Norbert Himmler persönlich ordnete das sofortige Ende der Zusammenarbeit mit Dunja Hayali an und verhängte ein vollständiges, internes Verbot. Hayali, über Jahre hinweg das wohl prominenteste Gesicht des Senders und eine Ikone der meinungsstarken, moralischen Öffentlichkeit, darf fortan keinen Fuß mehr in die Redaktionsräume in Mainz setzen. Der Grund für diesen radikalen Schnitt ist ein jüngster Skandal, der die Debatte um die Neutralität und Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf eine neue, explosive Stufe gehoben hat. Die Frage steht im Raum: Ist dies ein lange überfälliger Sieg für den seriösen Journalismus, oder lediglich ein Bauernopfer, das gebracht werden musste, um ein tiefer liegendes, ideologisches Problem im System zu kaschieren?
Der unfassbare Skandal der Täter-Opfer-Umkehr
Auslöser für die endgültige Eskalation war ein Moment, der in seiner moralischen Bankrotterklärung kaum zu überbieten ist. Nachdem die letzten noch lebenden israelischen Geiseln nach über zwei Jahren aus der grausamen Gefangenschaft der Hamas befreit wurden, blickte die Welt auf ergreifende Bilder von abgemagerten, aber überglücklichen Menschen – Zeugen der Greueltaten, denen sie ausgesetzt waren. Darunter Menschen wie Eviat David, der von seinen Peinigern gezwungen wurde, sein eigenes Grab zu schaufeln, nun aber zurück in Israel ist.
Doch inmitten dieser Momente, in denen politische Differenzen angesichts des erlittenen Leids in den Hintergrund treten sollten, leistete sich Dunja Hayali im ZDF-Morgenmagazin eine unentschuldbare Entgleisung. Sie sprach von „palästinensischen Geiseln“, die im Rahmen des Austauschs freikämen. In einem bewussten Akt der Verdrehung der Realität verharmloste sie verurteilte Straftäter, Terrorhäftlinge und Unterstützer militanter Gruppen, die im Gegenzug freigelassen wurden, zu normalen Palästinensern. Sie suggerierte sogar, es handle sich dabei um Scharen unschuldiger Frauen und Kinder, obwohl die Faktenlage, die jedem Journalisten zugänglich ist, eine andere Sprache spricht: Der Großteil dieser Freigelassenen bestand aus verurteilten Terroristen und deren Unterstützern.
Das Wort „palästinensische Geiseln“ war dabei kein Versprecher. Die Moderatorin wiederholte diesen fatalen Ausdruck über fünf Mal, was interne und externe Beobachter zu dem Schluss kommen ließ, es sei ein bewusster Akt der Täter-Opfer-Umkehr gewesen – eine moralische Grenzverschiebung, die selbst für den an Skandale gewöhnten Mainzer Sender nicht mehr tragbar war. Anstatt die Wahrheit zu vermitteln, wurde ein Bild verkauft, das weichgezeichnet und manipulativ war, um eine symmetrische Erzählung zu erzwingen, selbst dort, wo es schlicht Täter und Opfer gibt.
Die Summe der Grenzüberschreitungen: Ein Muster des Aktivismus
Der jüngste Skandal war lediglich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, aber er war nicht der erste. Die Entlassung Hayalis ist das Ergebnis einer jahrelangen Kette von Vorwürfen, die ihr offen den Vorwurf des politischen Aktivismus machten. Seit Langem hatte Hayali, die von ihrer Popularität und ihrem Image als Gesicht der Vielfalt geschützt war, gegen das oberste Gebot des öffentlich-rechtlichen Journalismus verstoßen: die Neutralität.
Zuschauer und konservative Medien hatten ihre parteiischen Auftritte, tendenziösen Interviews und vor allem ihre belehrenden Kommentare in den sozialen Medien immer wieder scharf kritisiert. Man erinnert sich an den Sommer 2020, als sie Demonstranten vorschnell als „Gefährder der Demokratie“ pauschalisierte, noch bevor eine fundierte faktenbasierte Einordnung möglich war. Auch ihr Auftritt in einer Talkshow 2022, bei dem sie einen AfD-Abgeordneten mitten in der Diskussion unterbrach, einem grünen Politiker jedoch ungekürzte Monologe gestattete, häufte die Beschwerden und nährte den Verdacht einer ideologischen Schlagseite.

Die Ansammlung dieser Fehltritte, Arroganzmomente und einer unbelehrbaren Haltung legte offen, wie tief der Wunsch in Teilen der Medienkultur sitzt, lieber „moralisch zu wirken, als faktisch zu arbeiten“. Die Moderatorin schien ihre persönliche politische Agenda über ihren journalistischen Auftrag zu stellen, was über Monate und Jahre hinweg ungestraft blieb – bis zu jenem verhängnisvollen Morgen, an dem sie die Opfer des Terrors mit deren Tätern gleichsetzte.
Die Explosion auf dem Lärchenberg: Himmlers harte Entscheidung
Der Aufschrei nach Hayalis Äußerungen war immens und von einer Intensität, die das ZDF in dieser Form noch nicht erlebt hatte. Die Telefone auf dem Mainzer Lärchenberg glühten. Zuschauer protestierten massenhaft. Jüdische Organisationen forderten unverzüglich Konsequenzen. Auch aus der Politik kamen Rufe nach Aufklärung. Selbst innerhalb der eigenen Redaktion begannen Stimmen laut zu werden, die erkannten: „Das geht zu weit.“
ZDF-Intendant Norbert Himmler, der zuvor mehrfach versucht hatte, seine prominente Moderatorin zu schützen, zu relativieren und ihre Fehler zu erklären, soll in der anschließenden Krisensitzung des Verwaltungsrates förmlich explodiert sein. Interne Quellen berichten, dass er von einem „unverzeihlichen Vertrauensbruch“ sprach, von einer Wiederholung „systematischer Grenzüberschreitungen“ und einem „Verrat an den Grundwerten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Ihm war klar: Wenn er jetzt nicht die Reißleine zog, drohte nicht nur Hayali, sondern dem gesamten ZDF ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust.
Die daraus resultierende Entscheidung war beispiellos in der Geschichte des Senders. Hayali wurde nicht etwa suspendiert oder in eine längere Pause geschickt, sondern vollständig und endgültig entfernt. Das verhängte Hausverbot und die interne Sperre für alle zukünftigen Formate machen sie zur Persona non grata auf dem Lärchenberg. Himmler handelte nicht, weil er wollte, sondern weil er musste. Er opferte eine Ikone, um das System – oder zumindest dessen Fassade – zu retten.
Wer kontrolliert die Kontrolleure? Die Krise des Systems
Der Rauswurf von Dunja Hayali ist ein notwendiger, aber längst nicht ausreichender Schritt. Er beleuchtet auf dramatische Weise die tief sitzenden Probleme im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die weit über eine einzelne Person hinausgehen. Der Fall Hayali ist ein Symptom für eine Medienkultur, in der – wie Kritiker seit Jahren monieren – Empathie wichtiger geworden ist als Wahrheit, und Gefühle über Fakten stehen. Die entscheidende Frage, die im Lichte dieses Skandals in den Kommentaren des Netzes und in der politischen Debatte gestellt wird, lautet: Wie viele „Hayalis“ gibt es noch?
Der Umstand, dass niemand in der Redaktion am Morgen des Skandals eingegriffen, kein Korrektiv, kein Widerspruch geäußert wurde, deutet auf das „Schweigen derer“ hin, die längst Teil des Problems geworden sind. Es enthüllt eine Medienblase, die so sehr darauf programmiert ist, ausgleichend und moralisch überladen zu wirken, dass sie den Unterschied zwischen Täter und Opfer nicht mehr erkennt oder nicht mehr machen will.
Die Bürger haben das Vertrauen verloren. Der Rauswurf der prominenten Journalistin mag ein Signal sein, aber er ist keine Lösung für die grundlegende ideologische Schlagseite. Eine tiefgreifende strukturelle Reform des gesamten öffentlich-rechtlichen Systems scheint unumgänglich, um sicherzustellen, dass die Sender wieder das tun, wofür sie mit Milliarden an Zwangsgebühren finanziert werden: neutral, objektiv und wahrheitsgemäß zu berichten, anstatt politische Agenden zu verfolgen und moralische Grenzen zu verschieben. Der Fall Hayali ist das lauteste und deutlichste Warnsignal, das die Medienlandschaft seit Langem erhalten hat. Es liegt nun an den Verantwortlichen, zu beweisen, dass sie mehr als nur kosmetische Korrekturen vornehmen können.