Das Beben von Budapest: Wie die Allianz Trump, Orbán und Weidel die europäische Friedensstrategie zerschlägt
Article: Das Beben von Budapest: Wie die Allianz Trump, Orbán und Weidel die europäische Friedensstrategie zerschlägt
Als Alice Weidel im Oktober 2025 in Budapest eintraf, war die Inszenierung akribisch choreografiert, doch die Botschaft war von ungeschminkter Echtheit. Seite an Seite mit Ungarns Premierminister Viktor Orbán verkündete die AfD-Vorsitzende, es gäbe keinen besseren Ort auf der Welt als Budapest, um über die Erreichung von Frieden in Europa zu sprechen. Dieser Auftritt war mehr als nur eine Fotogelegenheit; er war die Manifestation einer neuen geopolitischen Achse, die das Fundament der europäischen Außenpolitik in seinen Grundfesten erschüttert.
Weidel lobte Orbán explizit dafür, sich in seinen Bemühungen um Frieden und Kompromisse nicht habe beirren zu lassen und trotz intensiven Drucks aus Brüssel seinen Kurs beibehalten zu haben. Dies waren keine üblichen diplomatischen Floskeln, sondern die Artikulation einer europäischen Vision, die in scharfem Kontrast zum Brüsseler Konsens steht. Während EU-Spitzenpolitiker Ungarns Bereitschaft, Gastgeber eines geplanten Gipfeltreffens zwischen Donald Trump und Wladimir Putin zu sein, als gefährliche Beschwichtigung von Aggression verurteilten, sah Weidel darin pragmatische Diplomatie. Wo das Establishment von Berlin bis Paris Orbán als „russischen Agenten“ oder „nützlichen Idioten“ verunglimpfte, pries Weidel ihn dafür, Kommunikationskanäle aufrechtzuerhalten, die das Blutvergießen in der Ukraine tatsächlich beenden könnten.
Die Macht der Optik: Weidels Frontalangriff auf Berlin
Der Zeitpunkt des Besuchs war keineswegs zufällig. Die Vorbereitungen für den Trump-Putin-Gipfel waren in vollem Gange, wobei der ungarische Außenminister Péter Szijjártó zwischen Washington und Budapest pendelte. Ungeachtet der Tatsache, dass Moskau eine sofortige Waffenruhe ablehnte, sandte Weidels Präsenz in diesem kritischen Moment ein kraftvolles Signal an Trump und Putin: Es gab politische Kräfte in Europa, signifikante Kräfte, die Millionen von Wählern repräsentierten und den diplomatischen Ansatz unterstützten.
Die AfD, die in Deutschland trotz Ausschluss von der Regierung konstant an zweiter Stelle in Umfragen lag, repräsentiert eine Wählerschaft, die den Krieg satt hat – einen Krieg, der keinen klaren Endpunkt erkennen lässt und europäische Wirtschaftsinteressen ignoriert. Während europäische Staats- und Regierungschefs die gewaltsame Änderung internationaler Grenzen ablehnten, positionierte sich Weidel durch das Treffen mit Orbán und die öffentliche Unterstützung der Budapester Gipfelinitiative als Teil einer aufkeimenden Alternative zum transatlantischen Establishment, das die europäische Außenpolitik seit Jahrzehnten dominiert. Es ging nicht nur um ein einzelnes Treffen, sondern um die Infragestellung des gesamten Rahmens, wer überhaupt Entscheidungen über Europas Zukunft treffen darf.
Das Merz-Dilemma: Der Kanzler in der Zwickmühle
Unterdessen befand sich Friedrich Merz, der neu gewählte deutsche Bundeskanzler, in einer zunehmend unbequemen Lage. Der konservative Politiker, der angetreten war, um Deutschlands Wirtschaft zu sanieren und seine militärische Stärke wieder aufzubauen, musste feststellen, dass die Welt schneller agierte, als der traditionelle Ansatz Berlins zuließ.
Als Trump den geplanten Gipfel mit Putin in Budapest ankündigte, offenbarte Merz’ Reaktion sein Dilemma: Er kritisierte das Treffen als potenziell gefährlich für die europäische Sicherheit, warnte vor den Risiken eines Ausschlusses der Ukraine von den Verhandlungen und forderte, Deutschland und Europa müssten bei allen Gesprächen über die Zukunft des Kontinents am Tisch sitzen. Sein Einwand wirkte jedoch kraftlos und ohne Überzeugung. Merz konnte die moralische Überlegenheit in der Ukraine-Frage kaum glaubwürdig beanspruchen, da sein eigener Koalitionspartner, die SPD, jahrelang bestimmte Waffenlieferungen an Kiew blockiert hatte.
Noch wichtiger: Merz konnte den direkten Zugang nicht replizieren, den Orbán zu Trump und Putin aufgebaut hatte – das Ergebnis jahrelanger, konsistenter Beziehungsarbeit. Der Kontrast zu Alice Weidel hätte kaum schärfer und für Merz’ politisches Standing kaum schädlicher sein können. Während der Kanzler Erklärungen abgab und in Interviews seine Besorgnis äußerte, war Weidel tatsächlich in Budapest, traf sich mit den Schlüsselakteuren und positionierte die AfD als Teil der Lösung statt als Teil des Problems. Die politischen Optiken waren verheerend für Merz. Er wirkte wie ein Anführer, der an überholten Rahmenwerken festhielt und versuchte, seine Relevanz durch Prozesse und Verfahren zu wahren, während andere die eigentlichen Entscheidungen trafen. Weidel hingegen wirkte wie jemand, der sich auf die Zukunft vorbereitet und Beziehungen zu den Kräften aufbaut, die Europas Schicksal gestalten würden.
Die Hysterie des Establishments und die Verhaftungsmentalität

Die Reaktion anderer europäischer Staats- und Regierungschefs reichte von Alarm bis hin zu kaum verhohlener Panik. Und in dieser Panik offenbarten sie, wie wenig sie tatsächlich von dem verstanden hatten, was vor sich ging. Der deutsche Grünen-Politiker Anton Hofreiter forderte Sanktionen gegen Ungarn und bezeichnete Viktor Orbán als russischen Agenten – eine so überzogene Behauptung, dass sie jede legitime Kritik, die er möglicherweise hatte, untergrub. Roderich Kiesewetter von Merz’ eigener CDU beschrieb den geplanten Budapester Gipfel als „Sicherheitskatastrophe“, die es Russland erlauben würde, Europa zu spalten, anscheinend ohne zu erkennen, dass Europa bereits tief gespalten war.
Die vielleicht aufschlussreichsten Antworten kamen jedoch von jenen, die die bloße Logistik des Gipfels infrage stellten. Einige deutsche Politiker äußerten offen ihre Verwunderung, wie Putin überhaupt nach Budapest reisen könne, da er den Luftraum der NATO und der Europäischen Union durchqueren müsste. Es gab sogar ernst gemeinte Vorschläge von gewählten Amtsträgern, Putin solle bei seiner Ankunft aufgrund des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs verhaftet werden. Diese Idee, die Verhaftung eines der führenden Köpfe eines Friedensgipfels, der einen Krieg mit über einer Million Opfern beenden sollte, ist zutiefst verstörend.
Diese Reaktionen enthüllten eine tief verwurzelte Haltung in den europäischen Politikzirkeln: Es schien keine Vorstellung davon zu geben, dass Frieden möglicherweise erfordert, mit Menschen zu sprechen, die man moralisch ablehnt. Dass das Beenden von Kriegen oft bedeutet, mit Kriegsverbrechern zu verhandeln. Dass die Wahl möglicherweise nicht zwischen einem perfekten Frieden und einem fortgesetzten Krieg liegt, sondern zwischen einem unvollkommenen Frieden und endlosem Gemetzel.
Die Fundamentale Spaltung: Moralische Prinzipien vs. Pragmatischer Frieden
Die Budapester Initiative legte eine fundamentale Spaltung im europäischen Denken offen. Ein Lager, repräsentiert durch die meisten EU-Institutionen und Figuren wie Ursula von der Leyen, glaubte, dass maximaler Druck, fortgesetzte militärische Unterstützung für die Ukraine und die diplomatische Isolation Russlands Moskau schließlich zwingen würden, europäische Bedingungen zu akzeptieren. Das andere Lager, repräsentiert durch Persönlichkeiten wie Orbán, Trump und zunehmend Weidel, war der Ansicht, dass der Weg zum Frieden direkte Verhandlungen, die Anerkennung bestimmter geopolitischer Realitäten und Kompromisse erforderte. Budapest wurde zur physischen Manifestation dieses ideologischen und strategischen Konflikts.
Die Bedeutung der Budapester Treffen liegt in der Entstehung einer neuen politischen Achse, die traditionelle Links-Rechts-Grenzen überschreitet. Das Zweckbündnis zwischen Trump, Orbán und populistischen Bewegungen wie der AfD basiert nicht primär auf Ideologie im herkömmlichen Sinne. Was sie eint, ist die gemeinsame Ablehnung dessen, was sie als ein abgehobenes, technokratisches Establishment betrachten, das den Bezug zu den Anliegen der Bürger verloren hat und Systeme aufgebaut hat, die sich von demokratischer Rechenschaftspflicht isolieren sollen.
Diese aufkommende Achse stellt jahrzehntelange Annahmen der europäischen Eliten infrage. Sie fragt, ob Brüssel die Autorität haben sollte, nationale Regierungen in Fragen von vitaler nationaler Bedeutung zu überstimmen. Sie hinterfragt, ob das Aufrechterhalten abstrakter Prinzipien über Demokratie und Menschenrechte – Prinzipien, die je nach Land selektiv angewendet werden – Vorrang vor praktischen Erwägungen wie Energiesicherheit, wirtschaftlicher Stabilität und der tatsächlichen Sicherheit europäischer Bürger haben sollte.
Das Ende der Immunität und der Wendepunkt
Die sogenannte „Firewall-Strategie“ gegen populistische Parteien – ein System, das darauf ausgelegt ist, diese ungeachtet ihres Wählerzuspruchs von der Macht auszuschließen – wird durch diese Treffen selbst als anti-demokratisch entlarvt. Millionen europäischer Wähler haben das Gefühl, dass ihre Bedenken hinsichtlich Einwanderung, wirtschaftlichem Niedergang, Energiekosten und endloser Beteiligung an Konflikten von ihren eigenen Führern ignoriert oder dämonisiert werden.
Der Erfolg von Parteien wie der AfD spiegelt diese Diskrepanz wider. Die Budapester Treffen waren nicht nur eine Debatte über die Ukraine oder Russland; sie handelten davon, ob es in der europäischen Politik noch Raum für Stimmen gibt, die den vorherrschenden Konsens infrage stellen.
Budapest im Oktober 2025 markiert einen Wendepunkt. Jahrzehntelang operierte die europäische Politik auf einer unausgesprochenen Vereinbarung: Die etablierten Parteien hielten einen Konsens über grundlegende Fragen aufrecht, und Kräfte, die diese Fundamente infrage stellten, wurden unabhängig von ihrer Wahlergebnisse von der Macht ferngehalten. Budapest enthüllte, dass die Immunität dieses Systems verschwunden ist.
Als Weidel neben Orbán stand und Ungarns Ansatz lobte, zeigte sie, dass alternative Machtzentren und -möglichkeiten existieren. Die Firewall, die die AfD von der Macht fernhalten sollte, die Sanktionen, die Orbán zur Räson bringen sollten – all das funktionierte nicht mehr. Die Bereitschaft der Trump-Administration, direkt mit Figuren wie Weidel und Orbán in Kontakt zu treten, legte offen, dass die Autorität des europäischen Establishments nicht auf demokratischen Mandaten, sondern auf institutioneller Kontrolle und der Annahme beruhte, es gäbe keine Alternative. Budapest hat diese Annahme zerstört. Und wenn diese Annahme einmal zerstört ist, gibt es kein Zurück mehr.