Er war einer der ganz Großen in Hollywood – obwohl er eben diesem Hollywood immer wieder den Kampf ansagte und ganz eigene Wege ging. Robert Redford, der am Dienstag im Alter von 89 Jahren gestorben ist, hatte ein Leben lang den Glamour der großen, unnahbaren Stars wie James Stewart oder Cary Grant und war damit eigentlich einer, der “zu spät” gekommen ist.
Seit den 60-ern, seit “Butch Cassidy and the Sundance Kid” (1969), reichte kaum ein Superlativ aus, um die Ausstrahlung und Schönheit des ewig jugendlichen Stars mit den stahlblauen Augen in Worte zu fassen. Der “attraktivste Mann des amerikanischen Films” wurde trotz einer Größe von nur 1,70 Metern, aber auch trotz eines durchaus begrenzten Rollenrepertoires ein Leinwand-Gigant, der gleichermaßen in politischen wie romantischen Filmen überzeugte.
Mitte der 1970-er spielten seine Filme an den Kinokassen mehr ein als die jedes anderen Schauspielers, einem jüngeren Publikum wurde er vor allem mit “Jenseits von Afrika” und “Der Pferdeflüsterer” bekannt. Längst ist Redford nicht mehr nur Schauspieler, Regisseur und Produzent hochkarätiger Filme, sondern Umweltbewahrer, Naturschützer und Kritiker eines radikalkonservativen Amerikas.
Robert Redford soll die Präsidentschaftskandidatur ausgeschlagen haben
Immer wieder hat er Filme gemacht, die nach eigener Auskunft “den Zustand Amerikas in einem bestimmten Moment beschreiben sollten”, Filme wie “Der Kandidat”, “Die drei Tage des Condor”, “Die Unbestechlichen” über den Watergate-Skandal, “Quiz Show” über den Betrug am TV-Zuschauer, und “Von Löwen und Lämmern”, in dem er 2007 einen gealterten Professor spielte, an den niemand mehr glaubt und der dennoch einen jungen Studenten von der Notwendigkeit eines politischen Engagements überzeugen will. 2018 kündigte er an, seine Leinwand-Karriere zu beenden. Die letzte Hauptrolle war im selben Jahr in der herrlich altmodischen Krimikomödie “Ein Gauner & Gentleman”.
Den Weg in die Politik schlug er beizeiten aus. “Ich bin Schauspieler”, beschied der in Santa Monica geborene Redford, der das Studium abbrach, aber 30 Jahre später von der Universität in Colorado den Ehrendoktor bekam, als man ihm seitens der Demokraten die Präsidentenkandidatur angetragen haben soll. Als Junge hatte er nach einem Sportfest von Präsident Nixon mit anderen eine Urkunde erhalten sollen. Der Mann, der ihm da gegenüberstand, sei eine einzige Unwahrheit gewesen, so erinnerte er sich. Von der Realpolitik war er von da an wohl für immer geheilt.
Der Hollywood-Superstar lebte auf einer Farm in den Bergen von Utah
Sein Leben bietet Stoff für eine Edelschnulze: Mit 16 Jahren schiffte er sich als Heizer auf der “Queen Mary” nach Europa ein und trampte später quer durch den Kontinent. Nach seiner Rückkehr heiratete er als 20-jähriger Kunststudent die zwei Jahre jüngere Lola. Die Ehe mit Lola Jean van Wagenen, die seine weiblichen Fans an den Rand des Wahnsinns brachte, währte immerhin 27 Jahre, das Paar ließ sich 1985 scheiden. “Ich kann sie alle haben, aber ich will nicht”, erklärte Redford, dreifacher Vater, zu besten Zeiten mal das Verhältnis zu seinen weiblichen Fans.
2009 dann wieder Aufregung um Redfords Privatleben: Da heiratete er nach zwölfjähriger Beziehung in Hamburg seine Freundin Sibylle Szaggars, eine um 20 Jahre jüngere Malerin. Das Jawort gab man sich, wie es hieß, im engsten Familienkreis. “Bild” war immerhin exklusiv dabei und berichtete in Wort und Bild von der Trauungszeremonie, in der man zum Psalmwort: “Herr, Deine Güte reicht so weit der Himmel ist und Deine Wahrheit so weit wie die Wolken gehen …” die Ringe tauschte – schön wie in einem Redford-Film.
Robert Redford war nie ein Mann der Klatschgeschichten und Skandale. Als er durch Filme wie “Barfuß im Park”, “Butch Cassidy” und “The Candidate” längst zu höchsten Hollywoodehren aufgestiegen war, zog er sich mit seiner Familie völlig aus dem öffentlichen Leben zurück und floh auf eine Farm in den Bergen von Utah, wo er bis zuletzt lebte und auch starb.
“Spezialist für private Drehpausen mit Überlänge”
Von dort ließ sich der aktive Umweltschützer nur äußerst ungern vor die Filmkamera locken. Die erwirtschafteten Millionengagen steckte er in eigene Produktionen wie “Eine ganz normale Familie”, für die er 1981 den Oscar als bester Regisseur erhielt. Den Ehrenoscar fürs Lebenswerk bekam er 2002. Außerdem gründete er in Utah sein Sundance Institut und das gleichnamige Festival für unabhängige Filme, heute eine Institution des Independent-Kinos.
Der “Spezialist für private Drehpausen mit Überlänge” wählte sorgfältig seine Rollen aus und verzichtete dabei bewusst auf Gagen und mögliche Erfolge. “Ich seh ja nun wirklich nicht aus wie ein Collegeboy, der noch nie geb..mst hat”, lautete seine Absage an “Die Reifeprüfung”, mit der später Dustin Hoffmann seine Karriere starten sollte.
Die Versuche, Filme ganz auf die Wirkung seiner Person zuzuschneiden, nahmen teilweise groteske Formen an. An der Seite der zwölf Zentimeter größeren Jane Fonda konnte sich Redford vor der Kamera nur auf einer Art überdimensionalem Skateboard bewegen. Regisseur George Roy Hill inszenierte 1969 in “Butch Cassidy and the Sundance Kid” (deutscher Verleihtitel: “Zwei Bandidten”) eine Art “Schönheitswettkampf” und stellte die Zuschauer vor die Wahl: Redford oder Newman. Der Zweikampf endete unentschieden, sodass Hill fünf Jahre später in der brillanten Gaunerkomödie “Der Clou” erneut auf das bewährte Gespann zurückgriff.
“Verglichen mit Robert ist sogar die Sphinx eine Plaudertasche”
Medienfreundlicher blieb Nudelsoßen-Erfinder Newman allemal. Sein Urteil: “Verglichen mit Robert ist sogar die Sphinx eine Plaudertasche.” Generationen von Reportern können dies nur mit einem Kopfnicken bestätigen. Und im Studio oder am Schneidetisch verhielt er sich Zeugen zufolge gar wie ein Geist: Er machte sich unsichtbar – und war dann im entscheidenden Moment wieder da.
Nun ist die Hollywood-Sphinx für immer verstummt. Die “New York Times” meldete unter Berufunf auf die Agentur des Künstlers, Robert Redford sei im Schlaf gestorben. Zur Todesursache wurde zunächst nichts bekannt.
Sie heirateten heimlich in Hamburg: Eine Deutsche war Redfords (†89) letzte große Liebe
Doch hinter dem strahlenden Hollywood-Star verbarg sich ein Mann, dessen Herz vor allem für eine Frau schlug – die deutsche Künstlerin und Umweltschützerin Sibylle Szaggars.
Ein zufälliges Treffen mit Folgen
Es war 1996, als sich die Wege von Robert Redford und Sibylle Szaggars im Sundance Mountain Resort in Utah kreuzten. Szaggars, eine Hamburgerin, die zu dieser Zeit wenig über Redfords Filmkarriere wusste, war dort zum Skifahren. Redford fand es erfrischend, dass sie ihn nicht als Hollywood-Star, sondern als Mensch begegnete. „Es war der Beginn einer Beziehung, weil wir uns als zwei Menschen begegnet sind“, sagte Redford später in einem Interview mit AARP
Die stille Hochzeit in Hamburg
Nach über einem Jahrzehnt der Beziehung gaben sich Redford und Szaggars im Juli 2009 in Hamburg das Ja-Wort. Die Trauung fand im exklusiven Louis C. Jacob Hotel statt, fernab des Blitzlichtgewitters der Öffentlichkeit. Nur etwa 30 enge Freunde und Familienmitglieder waren anwesend. Pastor Frank Engelbrecht aus der Hamburger St. Katharinenkirche leitete die Zeremonie und betonte, wie wichtig den beiden die intime Gestaltung ihrer Hochzeit war
Gemeinsam für den Umweltschutz
Sowohl Redford als auch Szaggars teilten eine tiefe Leidenschaft für den Umweltschutz. 2015 gründeten sie gemeinsam die Non-Profit-Organisation The Way of the Rain, die Kunst und Umweltbewusstsein miteinander verbindet. Szaggars, eine etablierte Multimedia-Künstlerin, nutzte ihre Werke, um auf ökologische Themen aufmerksam zu machen, während Redford seine Bekanntheit einsetzte, um für den Umweltschutz zu werben.
Ein Leben in Liebe und Respekt
Obwohl Redford in der Öffentlichkeit stand, hielt er sein Privatleben weitgehend aus den Schlagzeilen heraus. Er beschrieb Szaggars als „eine sehr besondere Person“, die ihm „ein ganz neues Leben“ geschenkt habe. Gemeinsam führten sie ein ruhiges Leben in Utah, abseits des Rampenlichts, und unterstützten sich gegenseitig in ihren künstlerischen und umweltpolitischen Bestrebungen.
Ein bleibendes Erbe
Robert Redford hinterlässt nicht nur ein beeindruckendes filmisches Erbe, sondern auch eine Geschichte der Liebe, des Engagements und des Respekts. Seine Beziehung zu Sibylle Szaggars zeigt, dass wahre Liebe nicht von Ruhm oder Erfolg abhängt, sondern von gemeinsamen Werten und einer tiefen Verbindung. Ihre Partnerschaft ist ein Beispiel dafür, wie zwei Menschen zusammenkommen können, um die Welt durch Kunst und Aktivismus zu einem besseren Ort zu machen.
In Erinnerung an Robert Redford und Sibylle Szaggars bleibt die Botschaft, dass Liebe und Engagement für die Umwelt Hand in Hand gehen können – und dass wahre Partnerschaft auf Verständnis, Respekt und gemeinsamen Zielen basiert.