Die Sonne glühte über den Wolken, als Flug 2847 von Seattle nach Denver abhob. Emma Rodriguez, elf Jahre alt, saß am Fenster, die Stirn an der Scheibe, und beobachtete die weißen Watteberge unter ihr. Sie kam gerade vom Weltraumcamp – zwei Wochen voller Raketen, Planeten und Sternenträume.
Neben ihr strickte Mrs. Patterson ruhig.
„Hattest du Spaß im Camp, mein Schatz?“ fragte sie lächelnd.
„Es war fantastisch! Ich durfte sogar einen Flugsimulator steuern“, antwortete Emma stolz.
Doch nach anderthalb Stunden änderte sich die Atmosphäre. Die Flugbegleiter flüsterten nervös, der Co-Pilot trat bleich aus dem Cockpit.
„Ist ein Arzt an Bord?“ rief er.
Ein Sanitäter stand auf – und verschwand mit ihm. Kurz darauf: Stille. Dann kam er zurück, totenblass.
„Der Kapitän ist bewusstlos“, sagte er.
Der Co-Pilot übernahm, doch seine Hände zitterten. Minuten später brach auch er zusammen.
„Lebensmittelvergiftung“, flüsterte der Sanitäter.
Die Passagiere murmelten ängstlich. Niemand wusste, was zu tun war.
„Gibt es jemanden mit Flugerfahrung?“ rief die Stewardess Jessica ins Mikrofon.
Niemand antwortete.
Dann erhob sich eine leise, aber klare Stimme:
„Ich habe schon geflogen – in einem Simulator.“
Alle Köpfe drehten sich. Ein Kind. Elf Jahre alt.
„Komm mit“, sagte Jessica schließlich. „Wir brauchen jede Hilfe.“
Das Cockpit war voller blinkender Lichter. Emma setzte sich in den rechten Sitz. Ihr Herz pochte. „Atmen“, flüsterte sie.
„Flug 2847, hier ist Denver Control“, knisterte es im Funk.
„Hier ist… Emma Rodriguez“, antwortete sie zögernd. „Die Piloten sind bewusstlos. Ich brauche Hilfe.“
Stille – dann eine ruhige Stimme:
„Emma, ich bin Fluglotse Davis. Ich bin Fluglehrer. Wir schaffen das zusammen.“
Schritt für Schritt leitete Davis sie an – wie man den Autopiloten prüft, Geschwindigkeit hält, Höhe reduziert. Emma befolgte jedes Wort. Ihre Hände zitterten, aber sie tat es.
„Sehr gut, Emma“, sagte Davis. „Jetzt wirst du das Flugzeug wirklich spüren.“
Sie löste den Autopiloten. Der Steuerknüppel vibrierte in ihren Händen.
„Du fliegst“, sagte Davis ruhig.
Emma spürte den Druck der Luft, das Gewicht des Metalls – und die Verantwortung von 89 Menschen hinter ihr.
Als Denver in Sicht kam, leuchteten die Lichter der Landebahn wie Sterne.
„Zeit für die Landung“, sagte Davis. „Ich bin bei dir.“
Emma stellte die Klappen, das Fahrwerk fuhr aus. Das Brummen der Hydraulik füllte das Cockpit.
„Dreihundert Meter… zweihundert… jetzt zieh leicht.“
Emma zog. Das Flugzeug berührte den Boden – ein Schlag, dann Stille. Bremsen. Gerade halten.
Das Rumpeln wurde langsamer, dann stoppte die Maschine.
Applaus, Jubel, Tränen. Jessica stürmte nach vorn und schloss Emma in die Arme.
„Du hast uns gerettet“, flüsterte sie.
Emma nickte nur, Tränen in den Augen. Draußen blinkten die Blaulichter wie Sterne, die zu ihr hinuntergrüßten.
Am nächsten Tag hielt ein schwarzer Wagen vor dem Haus der Familie Rodriguez. Ein Mann in Uniform überreichte einen Brief mit dem Logo der NASA.
„Emma Rodriguez, wir möchten dich kennenlernen – das Mädchen, das den Himmel landete.“