Die Welpen schnupperten daran und ließen sich dann unbeholfen auf den Stoff fallen und rollten sich zu kleinen Bällen zusammen. Die Mutterwölfin blieb stehen und sah Elsa nicht aus den Augen. Es war ein stiller Kampf zwischen Frau und Tier, vereint durch einen unausgesprochenen Waffenstillstand. Elsa ließ sich mit schlaffen Knien in ihren Stuhl fallen und griff nach der Teekanne auf dem Ofen.
Der Duft von Camille erfüllte den Raum. während sie sich Tee einschenkte. Ihre Hände zitterten so sehr, daß sie etwas auf die Untertasse verschüttete. “Du bist nicht die erste, die an meiner Tür kratzt”, sagte sie leise und brach die Stille.
Als ich ein Mädchen war, schlich sich ein Straßenhund während der Stürme immer hierher. Mein Vater hat ihn rausgeworfen und gesagt, daß Freundlichkeit gegenüber Tieren nutzlos sei. Ihre Lippen formten ein trauriges Lächeln, aber ich habe das nie geglaubt. Vielleicht beweise ich ihm heute Abend, dass ich recht hatte.
Die Wölfin blinzelte langsam und legte sich dann auf den Boden, kuschelte sich schützend um die Welpen. Das Licht des Feuers spiegelte sich in ihrem Fell und warf einen goldenen Schein auf ihren Körper. Zum ersten Mal legte sich Elsas Schrecken und wurde durch Staunen ersetzt. Sie nahm ein Stück hartes Brot aus einer Dose auf der Theke, brach ein Stück ab und legte es vorsichtig auf den Boden in der Nähe der Wölfin.
“Es ist nicht viel”, murmelte sie. Aber es ist alles, was ich habe. Die Wölfin schnupperte am Brot und schob es dann zu den Welpen. Sie knabberten unbeholfen daran und wedelten schwach mit ihren Schwänzen. Elsa spürte, wie sich ihre Brust bei diesem Anblick zusammenzog. Hunger war ihr nicht fremd. Sie wußte, wie es war, in ein leeres Regal zu blicken.
Doch ihr wurde klar, daß sie noch nie einen so verzweifelten Hunger gesehen hatte, wie den, der sich in diesen winzigen, zitternden Körpern widerspiegelte. Die Stunden vergingen, der Sturm heulte draußen und rüttelte an den Fensterläden, aber in der kleinen Hütte breitete sich eine zerbrechliche Ruhe. Ohr aus.
Elsa döste in ihrem Stuhl, erwachte jedes Mal, wenn das Feuer zu laut knisterte, jedes Mal, wenn sich der Wolf bewegte. Sie erlaubte sich nicht Hom, tief zu schlafen, wissend, dass eine einzige falsche Bewegung ihre letzte sein könnte. Kurz vor Tagesanbruch erwachte sie durch ein Geräusch, daß ihre Brust schmerzte, ein leises, sanftes Jaulen.
Sie blinzelte und bemerkte, dass der Wolf neben ihr stand, die Augen auf die Teekanne gerichtet. Ihre Lippen verzogen sich zu einem müden Lächeln. “Du hast Durst.” Sie goss Wasser in eine gesprungene Schüssel und schob sie sanft über den Boden. Der Wolf senkte den Kopf und trank tief, bevor er die Schüssel zu den Welpen schob.
Elsa beobachtete schweigend, ihre Augen waren feucht. Es war, als hätte man ihr einen Einblick in eine Welt gewährt, die die meisten Menschen nie sahen. Die Zärtlichkeit eines wilden Geschöpfs, die Verzweiflung einer Mutter, die ihre Jungen beschützt. Als das Tageslicht durch die heiße sah durch die vereisten Fenster drang, wußte Elsa, dass ihr Leben verändert war.
Die Menschen im Dorf würden es nie verstehen. Die Nachbarn tuschelten bereits, daß sie seltsam sei, daß sie zu freundlich mit den Tieren spreche. Wenn sie wüssten, dass sie einen Wolf in ihr Haus gelassen hatte, würden sie sie für verrückt erklären oder schlimmeres. Doch als sie die Welpen friedlich auf ihrer Decke schlafen sah, ihre winzigen Seiten im Takt hoben und senkten, verspürte sie keine Reue.
Zum ersten Mal seit Jahren schien ihr einsames Haus lebendig zu sein. Dennoch nagte eine beunruhigende Frage an ihrer Brust. Was würde passieren, wenn der Sturm vorüber war? Würden die Wölfe schweigend gehen? Oder würde die Außenwelt ihr Geheimnis entdecken und Konsequenzen mit sich bringen, auf die sie nicht vorbereitet war? Elsa wußte es nicht. Sie wußte nur eines.
Sie hatte sich für Mitgefühl und gegen Angst entschieden. Und was auch immer passieren mochte, diese Entscheidung würde sie nicht rückgängig machen. Der Sturm dauerte noch zwei weitere Tage an und isolierte das Dorf von der Außenwelt. Die Straßen waren verschneit und selbst die mutigsten Bauern blieben zu Hause. Für Elsa war die Isolation nichts Neues.