Alte Frau, bist du da? Mach auf. Ein Klos bildete sich in ihrem Magen. Es war Erik, ein Trunkenbold aus dem Dorf. Er hatte sie oft in der Stadt verspottet, sie eine Hexe genannt und gesagt, sie spreche freundlicher mit Tieren als mit Menschen. Die Wölfe bewegten sich unruhig, knurrten immer lauter. Elsa flüsterte dringend still, aber sie ignorierten sie.
Ihre Körper waren angespannt wie Federn. Das Klopfen wurde lauter. Ich habe Spuren gesehen, Wölfe in der Nähe deines Hauses. Du versteckst sie, du alte Hexe. Sein Lachen war grausam. Mach auf oder ich erzähle dem Dorf, dass du den Verstand verloren hast. Elsas Hände zitterten auf dem Riegel. Wenn sie die Tür öffnete, würde Erik alles sehen.
Wenn sie es nicht tat, würde er die Gerüchte trotzdem verbreiten. Und wenn das Dorf herausfand, dass sie Wölfe in ihrem Haus hatte. Ihre Augen fielen auf die Mutterwölf, die mit gesträubtem Fell und scharfen Zähnen aufrecht stand, ihr goldener Blick auf die Tür gerichtet. Elsas Herz pochte heftig. Das Mitgefühl hatte die Wölfe in ihr Haus gebracht, aber nun drohte die Entdeckung, sie alle zu zerstören. Der Sturm heolte draußen.
Erik schlug fest dazu, was die alten Scharniere zum Vibrieren brachte und Elsa wurde klar, dass sie nur Sekunden hatte, um zu wählen, ihr Geheimnis zu schützen oder den Zorn des ganzen Dorfes zu riskieren. Die Schläge auf die Tür wurden stärker und ließen die alten Scharniere erzittern.
Elsas Stock rutschte aus ihrer zitternden Hand, während sie erstarrt in der Mitte des Raumes stand. Die beruhigende Anwesenheit von Rex hatte sie früher beruhigt, aber jetzt hatte sie nur wilde Wölfe, unberechenbar und nervös. Das Knurren der Mutterwölfin wurde tiefer, tiefer und gefährlicher. Ihre Welpen drängten sich an ihre Beine, ihre Augen waren weit aufgerissen und ihre winzigen Körper zitterten vor dem Lärm.
Elsas Herz raste. Sie wusste, wenn sie jetzt die Tür öffnete, gäbe es keine Möglichkeit, den Singter, den Instinkt des Tieres zu stoppen. “Mach auf, du Alte!”, schrie Erik wieder. Seine Stimme war vom Wind gedämpft, aber voller Boshaftigkeit. “Ich weiß, du versteckst etwas.
Wölfe kommen nicht so nah an das Dorf, es sei denn, jemand füttert sie.” Er lachte grausam und schrill. Vielleicht stimmt, was sie sagen. Du hast den Verstand verloren. Ein Klos bildete sich in Elsas Brust. Man hatte sie schon früher eh seltsam genannt. Man hatte auf dem Markt über sie getuschelt. Kinder mieden sie. Aber das hier war anders.
Wenn das Dorf glaubte, sie habe Wölfen Unterschlupf gewährt, würden sie sie nicht nur meiden, sondern vertreiben. Oder noch schlimmer, die Tiere töten. Sie zwang sich zu atmen, während alle Muskeln zitterten. Still, flüsterte sie zu den Wölfen. Ihre Stimme brach, aber irgendwie beruhigte sich die Mutter, obwohl ihre Augen die Tür nie verließen. Elsa schlurfte zur Tür, drückte ihren zerbrechlichen Körper gegen das Holz.
Geh nach Hause, Erik”, rief sie mit zitternder Stimme. “Hier gibt es nichts für dich.” Es gab einen Moment der Stille, nur unterbrochen vom Sturm. Dann halte Eriks Lachen wieder. “Ich komme mit Männern zurück, die diese Tür notfalls niederbrennen werden. Wir werden sehen, wie es deinen Haustieren dann ergeht.” Seine Schritte knirschten im Schnee, dann verstummten sie in der Nacht. Elsa sank gegen die Tür.
Ihr ganzer Körper zitterte. Die Wölfe blieben angespannt, die Ohren aufgerichtet, aber langsam senkte die Mutter den Kopf und ging zurück zu ihren Welpen. Elsa legte ihre Hände auf die Brust, ihr Herz pochte heftig. Sie wandte sich zum Feuer und flüsterte laut, obwohl niemand außer den Wölfen sie hören konnte. “Sie werden kommen. Sie werden kommen.
Und wenn sie euch hier finden?” Ihre Stimme brach ab. Sie sah die Welpen an. die zusammengekauert auf ihrer Decke lagen. “Sie werden euch töten.” Die Wölfin hob den Kopf und blickte Elsa in die Augen. Für einen Moment schien es ein Verständnis zwischen ihnen zu geben, ein unausgesprochenes Einverständnis über die gemeinsame Gefahr.
In dieser Nacht schlief Elsa nicht. Sie saß in ihrem Stuhl am Feuer, der Stock auf ihrem Schoß, die Augen auf die Tür gerichtet. Jeder Windstoß ließ sie zusammenzucken. Jedes Knarren des Holzes ließ sie den Stock fester umklammern. Als der Morgen grausam und bleich dämmerte, zwang sie sich aufzustehen. Sie sammelte die wenigen trockenen Bohnen und den Fisch, die ihr noch geblieben waren, und legte sie in die Nähe der Wölfe.