Ihr dünner Körper zitterte, aber ihre Stimme war fest. Leg die Waffen nieder. Sie ist nicht hier, um jemandem Schaden zuzufügen. Peter spottete. Du erwartest, dass wir das glauben. Ein Wolf in deiner Küche am Kamin, sie wird dich zerfleischen, sobald du ihr den Rücken zukehrst. Elsas Herz pochte, aber sie zwang sich einen Schritt nach vorne zu machen, ihren zerbrechlichen Körper zwischen die Gewehre und die Tiere zu stellen.
Sie kam zu mir, verhungert mit ihren Jungen. Hättet ihr sie im Schnee sterben lassen? Die Männer tauschten unsichere Blicke aus. Jonas presste die Kiefer zusammen. Elsa, das hat nichts mit Mitgefühl zu tun. Wölfe gehören nicht in Häuser, wenn das Rudel erfährt, wo sie ist.
Es gibt kein Rudel, unterbrach Elsa ihn scharf. Sie ist allein, das seht ihr doch. Die Mutterwölfin knurrte leise, ohne anzugreifen, aber um ihre Anwesenheit deutlich zu machen. Ihre goldenen Augen waren auf die Eindringlinge gerichtet, fest und unerschrocken. Peter hob sein Gewehr leicht. Sie ist gefährlich. Elsas Stimme brach vor Dringlichkeit.
Das bin ich auch, wenn du einen Schritt weitergehst. Ihr Stock zitterte in ihren Händen, aber das Feuer in ihren Augen brachte die Männer zum Halten. Jonas seufzte und senkte seine Waffe ganz. Elsa, du wirst das ganze Dorf gegen dich aufbringen. Erik wird nicht aufhören zu reden.
Wenn die Leute glauben, daß du Wölfen Unterschlupf gewährst, werden sie diesen Ort bis auf die Grundmauern niederbrennen. Elsa schmerzte die Brust. Sie wusste, er hatte recht. Das Dorf hatte immer einen Grund gesucht, sie noch weiter auszugrenzen. Das würde die ultimative Ausrede sein. Doch dann sah sie die Welpen mit ihren kleinen zusammengekauerten Körpern, ihrem mageren, hungrigen Fell und ihren weit aufgerissenen, verängstigten Augen. Etwas in ihr verhärtete sich.
“Sollen sie doch kommen”, flüsterte sie grimmig. Ich lasse lieber mein Haus abbrennen, als diese Kleinen erfrieren zu sehen. Stille breitete sich aus. Die Männer traten nervös zurück. Ihre Stiefel knirschten auf dem Holz. Schließlich schüttelte Jonas den Kopf und murmelte: “Du bist eine sture alte Frau.” Er wandte sich den anderen zu. “Wir können es jetzt nicht tun.
Nicht hier, nicht während sie zuschaut.” Peter senkte widerwillig sein Gewehr. Sein Gesicht war vor Wut angespannt. Und was dann? Gehen wir einfach. Jonas sah wieder auf die Wölfin, deren Zähne im Feuerschein schwach glänzten. Fürs erste. Ja. Die drei Männer zogen sich langsam zurück und die kalte Luft wehte herein, als sich die Tür hinter ihnen schloss.
Elsa sank mit schlaffen Knien und keuchend gegen das Holz. Sie wandte sich der Wölfinzu, die immer noch Wache hielt. Ihr Blick war lange nach dem Schließen der Tür auf sie gerichtet. “Sie werden wiederkommen”, flüsterte Elsa mit gebrochener Stimme. “Und das nächste Mal werden sie nicht schweigend kommen.
” Die Mutterwölfin blinzelte langsam und legte sich dann auf den Boden, um sich wieder um ihre Welpen zu kuscheln. Die Anspannung im Raum löste sich ein wenig, aber Elsas Brust war immer noch eng. Sie schlurfte zu ihrem Stuhl und ließ sich schwer fallen. Ihre Hände zitterten, als sie sich Tee einschenkte. und mehr verschüttete als sie trank.
Draußen konnte sie die Stimmen der Männer hören, die im Sturm verstummten und ihr Schicksal zurück ins Dorf trugen. Den Rest des Tages saß Elsa in Stille, die Wölfe am Ofen eingekuschelt, während der Sturm sich schließlich in ein stetiges Schneetreiben verwandelte. Jeder Knistern des Holzes, jedes Knarren der Balken ließ sie zusammenzucken. Erwartete sie, daß die Dorfbewohner mit Fackeln zurückkehren würden.
In dieser Nacht gab sie die restlichen Mehlvorräte in einen kleinen Topf und rührte eine leichte Suppe an. Sie stellte die Schüssel auf den Boden und sah zu, wie die Welpen gierig davon schleckten, während die Mutter sie mit starren Augen ansah. “Ihr werdet Kraft brauchen”, murmelte Elsa. Wenn Sie zurückkommen, kann ich sie vielleicht nicht aufhalten.
Die Wölfin senkte den Kopf in etwas, das fast wie ein Nicken aussah. Als die Nacht hereinbrach, saß Elsa am Fenster und starrte auf den dunklen Bergrücken, wo die Männer verschwunden waren. Ihre Gedanken rasten. Sie hatte instinktiv gehandelt, aus Mitgefühl. Aber jetzt drohten die Konsequenzen schwerer, als sie es ertragen konnte.