Dort weit weg von der Welt fand Sarah langsam ihren Frieden. Sie wurde Schwester Maria, nicht als Nonne, aber als Teil der Gemeinschaft. Sie arbeitete im Garten, pflegte die Kranken in der kleinen angeschlossenen Krankenstation und half in der Küche. Sie sprach selten über ihre Vergangenheit und die Schwestern dort waren taktvoll genug, nicht zu fragen.
Sie spürten die Tiefe des Schmerzes, den sie mit sich trug, und gaben ihr den Raum, den sie brauchte. Manchmal, wenn sie im Garten arbeitete und ihre Hände in der kühlen, reichen Erde hatte, zitterte sie. Aber dann atmete sie tief durch und erinnerte sich an Timothys warmen Atem, nicht an die Kälte des Grabes. Jahre vergingen. Die Geschichte von Diana Harrison und der wundersamen Rettung von Timothy verblasste zu einer jener unglaublichen Geschichten, die man sich in True Crime Podcasts erzählte.
Die Sarah’s Hope Foundation wuchs zu einer der einflussreichsten Kinderhilfsorganisationen des Landes heran. Mr. Harrison widmete sein Leben dieser Arbeit und fand darin eine Form der Erlösung. Diana Harrison starb im Gefängnis an einem Herzinfarkt allein und von der Welt vergessen.
Und Sarah Sarah lebte ihr stilles Leben in Vermont. Sie war älter geworden, ihre Haare waren mit Grau durchzogen, aber ihre Augen hatten eine Klarheit und einen Frieden gefunden, den sie im Harrison Anwesen nie besessen hatte. Eines Tages kam ein junger Mann in das Exerzienhaus. Er war groß, trug einen Anzug, hatte aber freundliche Augen, die Sarah auf seltsame Weise bekannt vorkamen.
Er fragte nach Sarah Müller. Die Oberin, Mutter Agnes, war unsicher. Wir haben hier niemanden dieses Namens. Vielleicht kennen Sie sie als Schwester Maria, sagte der junge Mann. Sie trägt vielleicht ein kleines silbernes Medaillon. Mutter Agnes führte ihn in den Garten, wo Sarah, Alias Schwester Maria Rosen beschnitt.
Der junge Mann blieb stehen und betrachtete sie. Sarah spürte den Blick, drehte sich um und ließ die Gartenschere fallen. Sie sah ihn an und die Jahre fielen von ihr ab. Der Junge war weg, stattdessen stand da ein Mann. Aber die Augen, es waren dieselben Augen. Timothy flüsterte sie. Er trat vor. Tränen liefen ihm über das Gesicht.
Er öffnete seine Jacke. An einer Kette um seinen Hals hing das angelaufene silberne Medaillon. Ich habe es nie vergessen, Tante Sarah. Sie öffnete ihre Arme und er umarmte sie, so wie er es als Kind getan hatte, nur daß er jetzt derjenige war, der sie hielt. “Ich habe sie überall gesucht”, sagte er. “Ich ich bin jetzt Arzt, Kardiologe. Ich leite die Stiftung.
” “Ich weiß”, sagte Sarah lächelnd. “Ich habe es in der Zeitung gelesen. Ich bin sehr stolz auf dich.” Sie setzten sich auf eine Steinbank im Garten, so wie sie es damals im Klostergarten in den Nachrichten gesehen hatten, nur dass es diesmal echt war. Er erzählte ihr von seinem Leben, von seinem Studium, von der Lehre, die sie hinterlassen hatte und von dem Verständnis, dass er als Erwachsener für ihre Entscheidung gefunden hatte.
Er erzählte ihr auch, dass er Diana im Gefängnis besucht hatte, kurz vor ihrem Tod. Ich musste es tun. sagte er. “Nicht für sie, für mich.” “Und was ist passiert?”, fragte Sarah leise. “Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr vergebe”, sagte Timothy. “Nicht für das, was sie getan hat, sondern weil ich den Hass nicht länger tragen wollte. Sie hat mich nur angestarrt. Sie hat es nicht verstanden.
” Aber das war auch nicht wichtig. Sarah nahm seine Hand. Sie war nicht mehr die zitternde Hand eines geretteten Kindes, sondern die starke Hand eines Heilers. Du bist ein guter Mann geworden, Timothy Harrison. Nur wegen ihnen, sagte er. Nein! Widersprach sie sanft.
wegen dir, wegen der Kraft, die du in dir hattest, um die Dunkelheit zu überleben. Ich habe dich nur ausgegraben. Den Rest hast du selbst gemacht. Er blieb eine Woche in dem Exerzizienhaus. Sie sprachen stundenlang, holten ein Leben voller verpasster Gespräche nach. Als er ging, war es kein Abschied mehr. Sie werden zur Eröffnung unseres neuen Flügels im Krankenhaus kommen”, sagte er. Es war keine Frage. Sarah lächelte.