Dein Vater, deine Frau, sie haben diese Wärme hinterlassen. Ich habe sie nur wieder angezündet. Wincent sah auf seine Hände. Weißt du, ich habe immer gedacht, Reichtum bedeutet Kontrolle. Alles planen, alles überwachen, aber ich habe mich geirrt. Kontrolle schafft keine Nähe. Vertrauen schon. Helena lächelte traurig. Und Vertrauen kann man nicht kaufen. Nein, antwortete er.
Aber man kann es lernen, wenn jemand geduldig genug ist, es einem zu zeigen. Ein Windstoß wehte durch den Garten, die Blätter raschelten und für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Helena sah hinauf zum Himmel, wo die Sterne funkelten und dachte an ihre Mutter, an Johann Albrecht, an Susanne.
“Manchmal frage ich mich”, sagte sie leise, “bier sehen können, ob sie wissen, dass wir ihr Erbe weitertragen, nicht in Geld, sondern in Güte.” Vincent nickte. “Ich glaube, sie wissen es. Vielleicht war es genau das, was sie wollten, daß wir uns finden, dass aus Schuld und Verlust wieder etwas Schönes entsteht.
Er holte tief Luft, stand auf und verschwand kurz im Haus. Als er zurückkam, hielt er einen kleinen Holzrahmen in den Händen. Darin befand sich der silberne Medaillon Anhänger geöffnet. Auf der einen Seite das Foto seines Vaters Johann mit Theres Mutter, auf der anderen das Bild von Susanne und Felix.
Ich dachte, er gehört hierher”, sagte er, in die Mitte unseres Lebens, nicht in eine Schublade. Helena nahm den Rahmen vorsichtig entgegen. “Er ist wunderschön. Er erinnert mich daran,” fuhr Vincent fort, “dass Versprechen stärker sein können als Zeit. Dein Versprechen an deine Mutter, meine Frau, die dich um Hilfe bat. Mein Vater, der an Güte glaubte.
Sie alle sind hier in dir, in Felix, in diesem Haus.” Helena lächelte durch Tränen. Weißt du, Vincent, manchmal denke ich, dein Vater hat uns schon damals zusammengeführt, nur brauchte das Leben ein paar Umwege. Er lachte leise. Mein Vater war gut darin, Menschen zu verbinden. Vielleicht hat er auch das hier geplant. Sie setzten sich wieder und während sie redeten, sank die Nacht stiller und weicher über den Garten.
Es war als würde das Haus selbst aufatmen, nach all den Jahren des Schweigens endlich erfüllt von Lachen, Stimmen und Leben. Einige Wochen später fand in der Villa ein kleines Festatt. Felix hatte Geburtstag, 2 Jahre alt. Die Küche duftete nach Vanillekuchen und im Garten flatterten bunte Luftballons. Freunde, Nachbarn, Mitarbeiter der Firma, alle waren da.
Vincent war nervös wie selten zuvor. vor allem, weil er nicht mehr wusste, wie man Feste feiert, die nicht geschäftlich sind. Helena stand am Buffet, schenkte Limonade aus, lachte, wenn die Kinder durch den Garten rannten. Als sie sah, dass Wincent unbeholfen zwischen den Gästen stand, ging sie zu ihm. “Entspann dich”, flüsterte sie. “Das ist kein Bankett.
Niemand wartet auf eine Rede über Umsatzsteigerungen.” Er grinste. “Das ist mein Problem. Ich weiß nicht, wie man einfach nur feiert. Dann lernt’s, antwortete sie, von deinem Sohn. Felix kletterte gerade auf den Stuhl und pustete mit voller Kraft die Kerzen aus, während alle klatschten. Er schaute zu Helena, rief laut: “Tante Helena, hast du gesehen?” “Ich hab es geschafft.
” Vincent sah das Funkeln in ihrem Blick, als sie sich über den Jungen beugte und ihn küsste, und er wusste in diesem Moment, dass sie recht gehabt hatte. Familie entsteht nicht durch Blut, sondern durch Menschen, die bleiben, wenn sie auch gehen könnten. Der Abend senkte sich über die Villa Albrecht wie eine warme Decke. Die letzten Gäste verabschiedeten sich.
Die Luft war erfüllt vom Duft nach Kerzenwachs, Vanille und Kindergelächter. Felix war erschöpft, aber glücklich. Er saß in Helenas Armen, den Kopf an ihre Schulter gelehnt, während Vincent die letzten Geschenke vom Tisch räumte. “Ich glaube, er wird gleich einschlafen”, flüsterte Helena. Dann hat er seinen großen Tag voll ausgekostet”, sagte Vincent mit einem weichen Lächeln.
Sie brachte Felix in sein Zimmer, deckte ihn zu und blieb noch einen Moment neben dem Bett stehen. Das kleine Nachtlicht tauchte das Kinderzimmer in sanftes Orange. Felix murmelte verschlafen. “Tante Helena, du bleibst hier.” “Ja?” Sie lächelte und strich ihm über die Stirn. “Natürlich, mein Schatz, ich gehöre hierher.” “Wie Mama?”, fragte er leise.