Er ist eine lebende Legende, eine Ikone des deutschen Kulturguts, der Mann mit der Brille und der unverkennbaren Baritonstimme. Heino ist mehr als nur ein Sänger; er ist ein Monument. Doch wer dachte, der Barde der “Schwarzen Haselnuss” würde seinen Ruhestand genießen, sieht sich getäuscht. Im Gegenteil: Heino ist kampflustiger, provokanter und ungefilterter als je zuvor. In einem Interview, das bereits jetzt als einer der größten TV-Aufreger des Jahres gehandelt wird, hat der Sänger eine verbale Bombe gezündet. Auf die Frage nach dem Gendern verlor Heino die Fassung und blamierte die Fragesteller mit einer Wut-Tirade, die sich gewaschen hat. Es ist ein Ausbruch, der Deutschland spaltet und ein grelles Licht auf den Mann wirft, der sich weigert, sich dem Zeitgeist zu beugen – komme, was wolle.
Es war ein Moment, der an Deutlichkeit nicht zu überbieten war. Angesprochen auf die Debatten um geschlechtergerechte Sprache, holte Heino zum verbalen Rundumschlag aus. “Das ist für mich alles…”, begann er, bevor er die Contenance verlor. “Den haben sie ins Gehirn geschissen, die sowas wollen!”, donnerte er. Ein Satz, so brachial und ungefiltert, dass er wie ein Peitschenhieb durch die deutsche Medienlandschaft knallte. Für Heino ist die Sache klar: “Das ist alles Blödsinn.” Er sei nicht bereit, diesen, wie er es nennt, “idiotischen” Trend mitzumachen. Es ist die totale Verweigerung, ein “Nein”, das lauter nicht sein könnte.

Doch Heino beließ es nicht bei dieser Beschimpfung. Er machte unmissverständlich klar, dass dies kein einmaliger Ausrutscher war, sondern eine prinzipielle Haltung. Er werde sich von “keinem Menschen abbringen” lassen, seine alten Lieder weiter zu singen. Lieder, die heute von vielen als problematisch angesehen werden. Explizit nannte er “Lustig ist das Zigeunerleben” und die “Schwarze Haselnuss”. Für ihn ist das kein Anlass zur Debatte, sondern eine Frage der Ehre. “Das waren unsere… das ist ein Stück Kulturgut”, erklärte er mit Nachdruck. Er habe diese Lieder in den 60er Jahren, auf dem Höhepunkt der Beat-Welle, wieder populär gemacht, und er sehe nicht ein, warum dies heute anders sein sollte. “Das soll auch so bleiben, wie es ist.”
Diese unnachgiebige Haltung, dieses Festhalten an einer als “gesunder Menschenverstand” deklarierten Weltsicht, ist Heinos Markenkern. Der Interviewer lobt ihn für seinen “beeindruckenden Mut” und seine Weigerung, sich dem Mainstream “anzubiedern”. Heino, so scheint es, ist der letzte Fels in der Brandung einer sich verändernden Welt.
Doch genau hier nimmt die Geschichte eine bizarre, fast schon surreale Wendung. Denn der Mann, der so vehement für das traditionelle “Kulturgut” kämpft, präsentiert gleichzeitig ein neues Album, das auf den ersten Blick das genaue Gegenteil von allem ist, wofür er zu stehen scheint. Der Titel: “Lieder meiner Heimat”. Der Inhalt: Coverversionen der größten Ballermann- und Party-Hits.
Heino, der Barde der Volksmusik, singt jetzt “Lauda Leila”, “Mama Lauda”, “Cordola Grün”, “Das rote Pferd” und “Schatzi schenk mir ein Foto”. Es ist eine Wendung, die so absurd wirkt, dass sie schon wieder genial ist. Wie passt das zusammen? Heino hat auch hier eine entwaffnend einfache Erklärung. Auf die Frage, wie er diese Sauflieder als “Heimatmusik” bezeichnen könne, antwortet er kühl: “Das sind ja Lieder, die hier in Deutschland gesungen werden, in bzw. in unserer Heimat, in meiner Heimat.” Es sei Musik, die “Spaß” macht und “Party” bringt.
Mit dieser provokanten Neudefinition von “Heimat” reißt Heino die Grenzen zwischen Hoch- und Trivialkultur ein. Und er ist sich der Sprengkraft dieser Aktion voll bewusst. Auf den Hinweis, dass dies natürlich “Schlagzeilen” mache, lacht er nur. “Das wollen wir ja auch”, gibt er unumwunden zu. “Die Plattenfirma ist halt kein Wohlfahrtsinstitut. Die wollen ja Umsätze machen.” Es ist diese Mischung aus knallhartem Geschäftssinn und demonstrativem Traditionsbewusstsein, die Heino so unberechenbar macht.
Er scheut vor nichts zurück, nicht einmal vor den wildesten Provokateuren der Branche. Mickey Krause, einer der Könige des Ballermann, schickte eine Grußbotschaft und bezeichnete Heinos Cover seiner Songs als “Ritterschlag”. Krause konnte sich einen Seitenhieb auf die aktuelle Debatte nicht verkneifen und feierte Heino dafür, dass er “Finger im Po, Mexiko” singt, “und das in den Genderzeiten wie heute. Ich hoffe, die werden irgendwann abgeschafft.” Die Provokateure halten zusammen.