
Aber die vielleicht überraschendste Allianz ist eine andere. Der Interviewer erinnert an Heinos legendären Auftritt vor zehn Jahren beim Heavy-Metal-Festival in Wacken. Auf die Anmerkung, “du scheißt dich auch nichts” (du hast vor nichts Angst), reagiert Heino mit Genugtuung. Er erinnert sich an den Anruf von Rammstein-Sänger Till Lindemann und schwärmt von der Erfahrung. Und selbst angesichts der jüngsten Kontroversen um Rammstein lässt Heino nichts auf seine Kollegen kommen. “Ich habe nette, selten so nette Kollegen gesehen, Menschen um mich rum waren wie die Rammstein-Jungs. Sie waren vom Feinsten.” Es ist ein weiteres Statement der totalen Unabhängigkeit. Heino lässt sich von niemandem vorschreiben, wen er gut zu finden hat, genauso wenig wie er sich vorschreiben lässt, wie er zu sprechen hat.
Man könnte diesen Mann nun als lauten, unbelehrbaren Provokateur abstempeln, als Relikt einer vergangenen Zeit, das wütend um sich schlägt. Doch das Interview enthüllt noch eine andere, weitaus verletzlichere Seite. Es ist der Moment, als das Gespräch auf sein Privatleben kommt, auf den schmerzlichen Verlust seiner geliebten Frau Hannelore.
Plötzlich ist der laute Poptitan verschwunden. Gefragt, wie er die schwierige Zeit verkraftet, wird Heino still. “Ja, die ist jetzt immer noch schwierig. Die ist jetzt für mich nicht leicht.” Dann teilt er ein Detail, das an Intimität kaum zu überbieten ist. Hannelores Grab ist nicht weit entfernt. “Ich habe ja die Hannelore ist ja nicht unweit von unserem Haus entfernt am Friedhof, so dass ich hier von der vom Zimmer aus kann ich sie jeden Tag sehen. Grüße ich sie auch.” Man spürt den Kloß in seinem Hals, als er hinzufügt: “Es ist natürlich für mich immer sehr traurig, dass ich… ja, wenn ich dran denke, darf ich nicht… muss ich… es ist eben halt so, ne?”
Es ist ein seltener Einblick in die Seele eines Mannes, der sein Herz sonst nicht auf der Zunge trägt – es sei denn, er ist wütend. Dieser Schmerz, diese unverheilte Wunde, steht in krassem Kontrast zu der lauten Fassade, die er der Welt präsentiert. Sein Lebensmotto sei “Wein, Weib und Gesang”, sagt er. Er schläft lange, sein Tag beginnt um 11 Uhr morgens, und abends trinkt er maximal zwei kleine Gläschen Rotwein. Es ist das Bild eines Mannes, der das Leben zu genießen weiß, aber auch tiefen Schmerz kennt.

Was bleibt, ist das Bild eines zutiefst widersprüchlichen Mannes. Heino im Jahr 2025 ist ein Kulturkrieger, der mit “Gehirn geschissen” gegen Gender-Sternchen wettert. Er ist ein Traditionalist, der “Lustig ist das Zigeunerleben” als Kulturgut verteidigt. Er ist ein cleverer Geschäftsmann, der den Ballermann zur “Heimat” erklärt, um Platten zu verkaufen. Er ist ein loyaler Freund, der die “Rammstein-Jungs” als “vom Feinsten” lobt. Und er ist ein trauernder Witwer, der jeden Tag das Grab seiner Frau grüßt.
Heino ist nicht einfach. Er ist unbequem, er ist laut, er ist für viele unerträglich. Aber eines ist er zweifellos nicht: langweilig. Er “spricht aus, was viele denken”, wie es im Abspann heißt. Ob man das gut oder schlecht findet – ignorieren kann man Heino nicht. Und das ist vielleicht genau das, was er mehr als alles andere will.