Bereits 1948 hatte er eine erste kleine Filmrolle, doch erst seine Auftritte in den deutschen Edgar-Wallace-Verfilmungen machten sein markantes Gesicht einem breiteren Publikum bekannt. Er spielte oft den diabolischen, unberechenbaren Bösewicht – eine Rolle, die ihm auf den Leib geschneidert schien. Es folgten kleine Rollen in US-Kriegsfilmen, doch der eigentliche Durchbruch stand noch bevor.
Ende der 1960er Jahre zog Kinski nach Italien, das Epizentrum des Spaghetti-Westerns. Hier war seine wilde, ungezügelte Energie gefragt. Er drehte Dutzende von Filmen, darunter “Für ein paar Dollar mehr”, und wurde zu einem bekannten Gesicht des Genres. Doch es war die Begegnung mit einem Mann, den er Jahre zuvor unter bizarren Umständen kennengelernt hatte, die ihn unsterblich machen sollte.

Im Jahr 1955 hatte Kinski für drei Monate in einer Münchner Pension gelebt. In derselben Pension wohnte ein 13-jähriger Junge namens Werner Herzog. Jahrzehnte später, in seiner Dokumentation “Mein liebster Feind”, erinnerte sich Herzog lebhaft an diese Zeit. Er beschrieb, wie der damals schon berüchtigte Kinski sich für 48 Stunden im Gemeinschaftsbad einschloss und den Raum methodisch in seine Einzelteile zerlegte, ein Tobsuchtsanfall von apokalyptischem Ausmaß. Der junge Herzog war ein stummer Zeuge dieses Ausbruchs – und er war fasziniert.
Diese Faszination führte zu einer der toxischsten und gleichzeitig fruchtbarsten Kollaborationen der Filmgeschichte. Ab 1972 drehten Herzog und Kinski fünf Filme zusammen, die heute als Meilensteine gelten: “Aguirre, der Zorn Gottes” (1972), “Woyzeck” (1978), “Nosferatu – Phantom der Nacht” (1979), “Fitzcarraldo” (1982) und “Cobra Verde” (1987).
Ihre Zusammenarbeit war ein Krieg. Kinski tobte, bedrohte Herzog und die Crew, wollte das Set verlassen, schoss Berichten zufolge sogar mit einer Waffe. Herzog hielt mit stoischer Besessenheit dagegen, drohte seinerseits, Kinski und dann sich selbst zu erschießen, wenn dieser den Dreh von “Aguirre” verlassen würde. Es war ein Pakt mit dem Teufel, ein Ringen zweier Besessener. Herzog war der einzige Regisseur, der Kinskis wahnsinnige Energie nicht zu zähmen versuchte, sondern sie einfing, sie bündelte und auf die Leinwand schleuderte. Kinski gab Herzog Bilder von einer Intensität, die kein anderer Schauspieler liefern konnte. Es war eine Hassliebe, die Meisterwerke gebar.
Kinski war nun ein internationaler Star. Doch sein Größenwahn und seine Verachtung für das Establishment kannten keine Grenzen. 1980 bot ihm Steven Spielberg die Rolle des Hauptbösewichts Major Toht in “Jäger des verlorenen Schatzes” an. Kinskis Reaktion war typisch. Er lehnte ab und teilte Spielberg mit, das Drehbuch sei “ein gähnend langweiliger Haufen Scheiße” und “idiotisch beschissen”. Er zog es vor, einen anderen, heute vergessenen Film zu drehen, weil das Gehalt besser war.
Sein Privatleben war ebenso turbulent wie seine Karriere. Er war viermal verheiratet und hatte drei Kinder, die später selbst berühmt werden sollten. Doch der Mann, der auf der Leinwand und der Bühne so überlebensgroß war, schien im Inneren zutiefst zerrissen.
Das Ende kam ohne Vorwarnung. Am 23. November 1991 starb Klaus Kinski in seinem Haus in Lagunitas, Kalifornien. Er war allein. Die Todesursache: ein plötzlicher, schwerer Herzinfarkt. Er wurde nur 65 Jahre alt. Der Mann, der sein ganzes Leben mit der Energie einer Supernova gebrannt hatte, war still und leise erloschen. Was bleibt, ist das Bild eines Mannes, der die Schauspielerei neu definierte, indem er sich selbst opferte – ein unvergessliches Genie, ein unerträgliches Monster und eine der größten Legenden, die das Kino je hervorgebracht hat.
