Tragödie um „Capucine“: Warum die einst schönste Frau der Welt 1990 in Lausanne in den Tod sprang?

Lausanne. Es ist ein kühler Samstagmorgen, der 17. März 1990, in der vornehmen Ruhe von Lausanne. Die Schweizer Stadt, bekannt als diskreter Rückzugsort für die Reichen und Berühmten, wird jäh durch ein Ereignis erschüttert, das so gar nicht in die idyllische Postkartenlandschaft am Genfersee passen will. Eine Frau stürzt aus dem achten Stock eines Wohnhauses in den Tod. Ihr Körper zerschellt auf dem harten Boden der Realität, weit entfernt von dem Glamour, der ihr Leben einst definierte. Die Tote ist keine Unbekannte. Ihr Name ist Germaine Lefebvre, doch die Welt kannte sie unter einem einzigen, klangvollen Namen: Capucine.

Wer erinnert sich an Capucine?

In den 1960er Jahren galt sie vielen als die „schönste Frau der Welt“. Mit ihrer kühlen, aristokratischen Eleganz und den fast meißelartig perfekten Zügen verkörperte sie das Ideal einer unnahbaren Schönheit. Doch hinter der makellosen Fassade der gefeierten Hollywood-Diva und Muse von Hubert de Givenchy verbarg sich eine Seele, die zunehmend von tiefen Schatten verdunkelt wurde. Ihr gewaltsames Ende markierte den tragischen Schlussakt eines Lebens, das zwischen strahlendem Rampenlicht und tiefster innerer Einsamkeit pendelte.

Von der Côte d’Azur auf die Laufstege von Paris

Geboren als Germaine Hélène Irène Lefebvre im französischen Saint-Raphaël, schien ihr Weg zunächst in bürgerlichen Bahnen zu verlaufen. Doch ihre außergewöhnliche Erscheinung blieb nicht unbemerkt. Ein Fotograf entdeckte die junge Französin, und schon bald tauschte sie die Provinz gegen die glitzernden Boulevards von Paris. Sie nannte sich nun „Capucine“ – nach der Kapuzinerkresse, einer Blume, die ebenso wild wie empfindlich ist.

Capucine: the beauty who dazzled Dior, outfoxed Clouseau, then vanished

In der Modehauptstadt stieg sie schnell zur Muse der größten Couturiers auf. Christian Dior und Pierre Balmain rissen sich um sie, doch es war Hubert de Givenchy, der in ihr die perfekte Verkörperung seiner Mode sah. Hier lernte sie auch Audrey Hepburn kennen, mit der sie eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Doch Capucine wollte mehr als nur Kleider präsentieren; es zog sie zum Film.

Der Ruf Hollywoods und der „Rosarote Panther“

Ihr Weg führte sie nach Amerika, wo der mächtige Produzent Charles K. Feldman ihr Potenzial erkannte. Hollywood lag ihr bald zu Füßen, doch Capucine blieb stets eine Außenseiterin im System der Traumfabrik. Sie spielte an der Seite von Weltstars wie John Wayne in „Land der tausend Abenteuer“ und William Holden, mit dem sie eine leidenschaftliche und komplizierte Beziehung führte.

Unsterblichkeit erlangte sie jedoch durch ihre Rolle als Simone Clouseau in der Kultkomödie „Der rosarote Panther“ (1963). An der Seite von Peter Sellers bewies sie ein unerwartetes komödiantisches Talent. Ihre kühle Distanziertheit bot den perfekten Kontrapunkt zu Sellers’ chaotischem Inspektor Clouseau. Sie war der Inbegriff der eleganten Verführerin, der „Eiskönigin“, deren bloße Präsenz den Raum zu gefrieren schien. Doch dieses Image war nicht nur eine Rolle – es war ein Schutzschild.

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Der langsame Rückzug in die Dunkelheit

Mit dem Ende der 1960er Jahre begann ihr Stern in Hollywood langsam zu sinken. Capucine kehrte nach Europa zurück und ließ sich in der Schweiz nieder. Die Rollen wurden kleiner, die Aufmerksamkeit geringer. Doch schwerer als der verblassende Ruhm wog eine Krankheit, über die man damals in Gesellschaftskreisen nur hinter vorgehaltener Hand sprach: Bipolare Störung.

Freunde beschrieben sie als eine Frau extremer Stimmungsschwankungen. Phasen manischer Energie wechselten sich mit Episoden lähmender Depression ab. „Ich bin müde“, soll sie oft gesagt haben, müde vom Leben, müde vom Kampf gegen die eigenen Dämonen. In ihrem Apartment im achten Stock eines Lausanner Hochhauses zog sie sich immer mehr zurück. Ihre engsten Vertrauten waren am Ende nicht mehr Regisseure oder Schauspielkollegen, sondern ihre drei Katzen. Die Frau, die einst auf den exklusivsten Partys der Welt tanzte, lebte nun wie eine Einsiedlerin.

Ein einsamer Entschluss

Was genau in den Morgenstunden jenes 17. März 1990 in ihr vorging, wird für immer ihr Geheimnis bleiben. Berichten zufolge litt sie unter schweren Depressionen. Vielleicht war es der Moment, in dem die Erschöpfung über den Lebenswillen siegte. Capucine öffnete das Fenster ihres Apartments und trat hinaus ins Leere. Sie war 62 Jahre alt (obwohl sie ihr Alter zeitlebens jünger mogelte).

Ihr Tod löste Bestürzung, aber bei engen Weggefährten kaum Überraschung aus. Ihr ehemaliger Geliebter William Holden hatte sich bereits Jahre zuvor zu Tode getrunken; eine Generation von Stars, die den Glanz des alten Hollywoods verkörperten, trat langsam und oft tragisch ab. Audrey Hepburn, ihre alte Freundin aus Pariser Tagen, trauerte still um die Frau, die sie als Schwester im Geiste betrachtete.

Das Vermächtnis der „Eiskönigin“

Crystal Facts About Capucine, The Falling Star

Heute, Jahrzehnte nach ihrem Tod, bleibt von Capucine vor allem das Bild der unnahbaren Schönheit. Sie war eine der wenigen französischen Schauspielerinnen, die in Hollywood echten Star-Status erreichten, und doch schien sie dort nie ganz heimisch zu werden. Ihr Leben war eine Illustration des bitteren Klischees, dass Schönheit und Ruhm kein Garant für Glück sind.

In den Archiven der Filmgeschichte lebt sie weiter: als die Frau, die selbst im Chaos des „Rosaroten Panthers“ nie die Haltung verlor. Doch die wahre Geschichte der Capucine ist die einer Frau, die ihr ganzes Leben lang eine Rolle spielte – die der perfekten Schönheit – während sie innerlich zerbrach. Ihr gewaltsames Ende in Lausanne war der letzte, verzweifelte Ausbruch aus einem goldenen Käfig, der ihr schon lange zu eng geworden war.

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