Zwischen Hollywood und Camelot: Was Elizabeth Taylor über John F. Kennedy wirklich sagte – und was bloß Legende bleibt
Ein Leben im gleißenden Licht
Elizabeth Taylor wuchs in einem Rampenlicht auf, das selten erlosch. Acht Ehen, ikonische Rollen, Diamanten von historischer Größe – und doch war es am Ende nicht der Schmuck, der die Deutung ihrer Biografie bestimmte, sondern ein Name: John F. Kennedy. In vertraulichen Gesprächen kurz vor ihrem Tod sprach Taylor davon, eine „Wahrheit“ klarziehen zu wollen. Was davon ist belastbar – und was gehört zum unsterblichen Klatsch zwischen Hollywood und Washington?
Vom Wunderkind zur Projektionsfläche
Taylor, 1932 in London als Tochter US-Amerikaner geboren, kam als Kind nach Los Angeles und war kaum neun, als sie ihren ersten Studiovertrag unterschrieb. Mit „National Velvet“ wurde sie 1944 zur Sensation. MGM formte aus dem Mädchen mit den „violetten Augen“ eine Perfektionsfigur – mit Fotoshootings, Presseterminen, sorgfältig gesteuerter Öffentlichkeit. Früh zeigte sich die Kehrseite des Ruhms: Taylor wurde zur Projektionsfläche für Begehren, Erwartungen – und Gerüchte.
Gerüchte als Dauerrauschen
In den 1950er-Jahren kumulierten Geschichten, wie sie die Traumfabrik seit jeher produziert. Umstrittene Biografien deuteten Begegnungen mit einflussreichen Männern an, grenzüberschreitende Konstellationen eingeschlossen. Seriös verifizierbar ist vieles davon nicht; gleichwohl prägten diese Erzählungen das Bild der Schauspielerin. Entscheidend ist: Bereits damals rückte auch der Name John F. Kennedy ins Blickfeld – zunächst als Sohn des US-Botschafters, später als aufstrebender Senator.
Kennedy tritt in den Fokus
Als Taylor zwischen frühen Ehen und privaten Krisen taumelte, war Kennedy ein Politiker mit Ambitionen – und mit einem Ruf, Frauen zu magnetisieren. Überlieferungen zufolge kreuzten sich ihre Wege in Hollywood-Kreisen, vermittelt durch gemeinsame Bekannte aus der Unterhaltungsindustrie. Von nächtlichen Gesprächen in Bungalows, von Partys in Beverly Hills und von Begegnungen im Umfeld Frank Sinatras ist die Rede. Was davon sichere Quelle, was Reminiszenz oder Hörensagen ist, bleibt oftmals unklar.
Die Mechanik des Skandals
Taylor heiratete 1959 Eddie Fisher – eine Verbindung, aus Trauer geboren, wie sie später sagte, nachdem Mike Todd 1958 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Exakt in diese verwundbare Lebensphase fallen die intensivsten Spekulationen über Taylor und Kennedy. Je größer Kennedys politischer Aufstieg, desto lauter raunten Boulevardspalten und Salonklatsch: Es sei mehr gewesen als gehobene Konversation. Besonders hartnäckig hielten sich Geschichten über private Badefotos oder eine intime Episode im Haus eines Schauspielkollegen – bis heute unbelegt.
Camelot, Eifersucht und die Grenze des Sagbaren
1961 zieht Kennedy ins Weiße Haus ein. Das Narrativ „Camelot“ verschmilzt Politik mit Glamour – und setzt das Ehepaar Kennedy unentwegt auf die Bühne. Jacky Kennedy, so berichten Zeitgenossen, beobachtete die weiblichen Satelliten um ihren Mann mit kühler Aufmerksamkeit; Marilyn Monroe dominierte die Schlagzeilen, Elizabeth Taylor blieb als glamouröse Kontrasterzählung präsent. Für Taylor bedeutete jede Zeile über vermeintliche Nähe zu JFK eine neue Schicht im Bild der „Skandaldiva“ – unabhängig von der Faktenlage.
„Kleopatra“, Burton – und der globale Sturm
Parallel erreicht Taylor als Schauspielerin ihren Zenit: „Cleopatra“ verschafft ihr 1961 das erste Millionen-Honorar Hollywoods, die Affäre mit Co-Star Richard Burton entfacht einen internationalen Aufruhr. Der Vatikan tadelt, Politiker poltern, die Presse stürzt sich auf die privat-öffentliche Doppelfigur Taylor. Im Windschatten dieses Bebens gerinnt die Kennedy-Erzählung weiter: Die Königin auf der Leinwand, der charismatische Präsident – eine symbolmächtige Paarung, die den Klatsch immun gegen Widerlegung macht.
Dallas 1963: Die Legende friert ein
Mit der Ermordung John F. Kennedys im November 1963 wird aus Spekulation Mythos. Ohne die Möglichkeit, Gerüchte zu bestätigen oder zu dementieren, kristallisiert die Geschichte im öffentlichen Gedächtnis. Freunde berichten, Taylor habe tief getroffen reagiert. Ob persönliche Trauer oder geteilte nationale Schockstarre – beides ist plausibel. Jedenfalls blieb Kennedys Name eine Konstante im Echo ihrer Biografie.
Rückzug, Selbstbehauptung, Aktivismus
Nach den stürmischen Burton-Jahren wendet sich Taylor in den 1980ern entschlossen der Aids-Aufklärung zu. Sie gründet Organisationen, sammelt Mittel, verleiht dem Thema global Gehör – und verschiebt damit den Fokus von der Skandalchronik zum bürgerschaftlichen Engagement. Gesundheitliche Rückschläge begleiten diese Jahre; die öffentliche Taylor wird leiser, die private selbstbestimmter.
Das späte Wort: „Verbunden, aber nicht Affäre“
In späten Gesprächen, so Vertraute, habe Taylor betont, die Gerüchte um JFK seien „übertrieben“. Es habe Nähe gegeben, Momente von Vertraulichkeit und Lachen, aber keine „ausgewachsene Affäre“. Wichtiger als die Frage nach körperlicher Intimität erscheint in dieser Darstellung ein anderes Motiv: gesehen zu werden – als Mensch, nicht als Chiffre. Für eine Frau, deren Leben von Kontrollverlusten und Fremdzuschreibungen geprägt war, ist das ein aufschlussreiches Bekenntnis.
Einordnung aus journalistischer Sicht
Für eine nüchterne Bilanz gilt:
- Belegt sind Begegnungen Taylors und Kennedys in denselben Gesellschaftskreisen, ihre parallel verlaufenden Karrieren und die andauernde mediale Verknüpfung beider Namen.
- Glaubhaft, aber nicht gerichtsfest sind Erinnerungen von Freunden an vertrauliche Gespräche und Taylors spätere Relativierungen.
- Unbelegt bleiben die spektakulären Details (Badefotos, Dreier, geheime Rendezvous), die seit Jahrzehnten zirkulieren. Sie illustrieren eher das Bedürfnis der Öffentlichkeit nach großen Erzählungen als eine gesicherte Faktizität.
Warum diese Geschichte nicht verstummt
Taylors Biografie markiert die Bruchkante zwischen persönlicher Souveränität und öffentlicher Verwertung. Kennedy steht darin weniger für eine Affäre als für eine Projektionsfläche: Macht, Charisma, kulturelle Deutungshoheit. Die „Wahrheit“, die Taylor am Ende andeutet, ist womöglich die unspektakulärste – und gerade deshalb die glaubwürdigste: Es gab Nähe, aber der Rest ist nach Jahrzehnten nicht mehr zu trennen von dem, was Hollywood und Politik aus zwei Namen gemacht haben.
Schlussbild
Elizabeth Taylor starb am 23. März 2011 im Alter von 79 Jahren. Ihr Humor, ihr Eigensinn – sogar der Wunsch, zur eigenen Beerdigung „zu spät zu kommen“ – blieben Teil der Erzählung. Was von der Kennedy-Geschichte bleibt, ist kein Enthüllungsdonner, sondern ein Echo: die Erinnerung an zwei Ikonen, deren Laufbahnen sich kreuzten – und an eine Frau, die spät im Leben definierte, was sie unter „ihrer Wahrheit“ verstand.