Der Zuchtkeller der Albrecht-Schwestern — 28 Männer verschwanden im Schwarzwald 1899

” Neumann schrieb seinen Artikel nie. Er kehrte nach Berlin zurück und trat kurz darauf einer Missionsgesellschaft bei, die nach Afrika zog. Niemand hörte je wieder von ihm. Im Herbst des Jahres 1903 wurde das Tal offiziell aus allen Karten gestrichen. Der Landrat von Willing ließ anordnen, dass die Wege dorthin aus Sicherheitsgründen geschlossen werden sollten. Niemand widersprach.

Die Bauern, die in den umliegenden Tälern lebten, erzählten nur flüsternnd von dem Ort und wenn Fremde nach dem Weg fragten, antworteten sie: “Dort ist nichts, nur Wald.” Bezirkswachtmeister Ernst Riedel blieb bis zu seiner Pensionierung im Dienst, doch der Fall ließ ihn nie los. Nachts, so sagten seine Nachbarn, hörte man ihn manchmal im Schlaf sprechen, als verhöre er jemanden, den nur er sehen konnte.

In seinem Haus sammelte er Zeitungsausschnitte über vermisste Personen, jedes Stück Papier ordentlich beschriftet. Im Jahr 1905 fand ihn sein Nachbar tot an seinem Schreibtisch. die Hand noch auf einem Brief, den er nicht beendet hatte. Darin stand: “Ich glaube, der Glaube kann töten, wenn er blind wird.

Und ich glaube, manche Orte behalten das Echo derer, die dort litten.” Der Brief wurde nie abgeschickt. Dr. Heinrich Falkenstein übernahm nach Riedels Todrung der Tagebücher von Magdalena Albrecht. Er hielt sie in einem verschlossenen Schrank in seinem Arbeitszimmer und zeigte sie nur einem einzigen Menschen, seinem Studenten Karl Brenner, der Medizin studierte und sich für Psychiatrie interessierte.

Im Frühjahr des Jahres 1907 las Brenner die Aufzeichnungen und schrieb später: “Ich habe viele Berichte über Wahnsinn gelesen, aber nichts vergleichbares gesehen.” Sie war überzeugt, dass Gott selbst durch sie sprach. Es war kein Schwindel, keine Berechnung. Es war echter, reiner Wahn. In denselben Jahren veränderte sich das Leben in Deutschland.

Die Eisenbahn erreichte die Täler, Telegraphenleitungen zogen sich über die Berge und selbst in den entlegensten Dörfern sprach man nun von Fortschritt und Elektrizität. Doch im Schwarzwald blieb das Tal, in dem der Albrechthof gestanden hatte, unberührt. Ein leerer Fleck auf der Karte, ein Schatten, in dem sich niemand mehr zu bewegen wagte.

Anna, das Älteste der Überlebenden Kinder, wurde mit 14 Jahren in einer Anstalt bei Heidelberg verlegt. Dort begann sie einfache Tätigkeiten zu erlernen, Nähen, Putzen, Gartenarbeit. Sie sprach wenig, aber sie hatte gelernt zu beten. Manchmal stand sie nachts am Fenster und murmelte leise Worte, die niemand verstand.

Eines Abends, im Frühjahr des Jahres 1911, sah man sie nicht mehr in ihrem Bett. Die Fenster waren geschlossen, die Tür verriegelt, doch das Bett war leer. Man fand keine Spur. Die Pfleger sagten: “Sie sei davon gegangen wie Rauch im Wind. Jakob, der Junge, überlebte noch ein weiteres Jahr. Er sprach nie, doch er begann Linien in den Boden zu ritzen, dieselben verschlungenen Kreise, die Ener einst gezeichnet hatte.

Als ein Pfleger ihn fragte, was das bedeute, kratzte der Junge ein Wort in den Steinboden. Licht. Kurz darauf bekam er hohes Fieber und starb innerhalb von drei Tagen. Dr. Falkenstein schrieb in sein Tagebuch: “Vielleicht wollte er heimkehren. Vielleicht war das Licht, das er suchte, nicht das Unsere.” Nach seinem Tod ließ der Arzt die Tagebücher der Albrechts in die Universitätsbibliothek von Freiburg bringen.

Sie wurden versiegelt mit der Anweisung, sie erst nach 50 Jahren wieder zu öffnen. Doch der Krieg kam und die Bibliothek wurde teilweise zerstört. Als man nach dem Zweiten Weltkrieg die Archive sichtete, waren die Hefte verschwunden. Niemand wusste, ob sie verbrannt waren oder jemand sie an sich genommen hatte. Ein alter Archivar behauptete später, ein Mann in schwarzem Mantel, habe sie kurz vor den Bombardierungen abgeholt, mit offiziellem Siegel.

Doch auf keiner Liste fand sich ein Eintrag. So blieb die Geschichte unvollständig, ein Echo, das nur in wenigen vergilbten Berichten und den Erinnerungen der Alten weiterlebte. Wenn im Winter der Nebel tief zwischen den Bergen hing, schworen manche: “Man könne dort oben noch Kinderstimmen hören. Ein Flüstern.

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