Die Zwillinge von Ebersberg: die Akte, die Deutschland zu löschen versuchte

Am nächsten Tag antwortete Theresa nicht mehr auf meine Nachrichten. Ich ging zu ihrer Wohnung. Ihre Mitbewohnerin sagte, sie sei seit Ebersberg nicht zurückgekehrt. Ich rief Karl an. Seine Nummer war nicht mehr aktiv. Als ich ins Redaktionsarchiv ging, um alte Sicherungskopien meiner Recherchen zu prüfen, fand ich ein Video, dass ich nie hochgeladen hatte. Es dauerte nur z Sekunden.

Die Kamera zeigte eine Kle Wand im Ordnerhaus. Leer. Doch langsam erschienen zwei identische Gestalten im Bild. Sie traten nicht ein, sie waren einfach plötzlich da. Einer hob die Hand und zeigte direkt in die Linse. Der andere sprach: “Verzerrt, aber deutlich: “Schreibst du gerade unser Tagebuch?” Die Aufnahme brach abrupt ab.

Doch noch bevor sie endete, fügte sich automatisch eine Zeile in die Datei. Teil von ZF. Drei Nächte lang konnte ich nicht schlafen. Nicht wegen des Videos, nicht wegen des Verschwindens von Karl und Theresa. Es war der letzte Satz, der mir den Schlaf raubte. Schreibst du gerade unser Tagebuch? Sie wussten, seit wann diese Recherche wirklich meine eigene geworden war.

Ich versuchte erneut den Fall null für Siebon in den Archiven des Bundes zu finden. Doch die gesamte Datenbank war gesperrt, nicht aus Datenschutzgründen, sondern aufgrund einer Bundesanordnung aus dem Jahr 1996. Darauf stand in Paragraph 35b institutionelle Auslöschung. Das bedeutete, offiziell hatten die Zwillingeordner nie existiert.

Doch ich fand eine Lücke, ein eingescanntes PDF, ein unscheinbarer regionaler Bericht, unklassifiziert. Darin stand ein einziger Satz: Die Minderjährigen, identifiziert als die Symmetrischen, wurden ins Spezialzentrum Rosenheim verlegt. Beobachtung ohne Kontakt, bis auf weiteres. doppelte neuroverhaltensmedizinische Aufsicht erforderlich. Unbefristet Rosenheim.

Dort gab es in den 90er Jahren ein psychiatrisches Kinderzentrum. Geschlossen 199 wegen Bauschäden. Heute eine Pflegeschule. Doch im Keller lagerten noch alte Akten. Versiegelt. Mit Hilfe eines ehemaligen Mitarbeiters gelangte ich hinein. Der Keller roch nach rostigem Metall. Flure ohne Licht. Umgestürzte Schränke.

Ganz hinten eine Kiste ohne Etikett. Darin Notizen, Tonaufnahmen, handgeschriebene Berichte, alles über die Ordnerzwillinge. Das schrecklichste war ein Observationsbericht vom März 1995. Julian und Matthias zeigen alternierendes Schlafmuster. Nie schlafen beide gleichzeitig. Kameras belegen ununterbrochene nächtliche Aktivität.

Wachpersonal meldet, selbst im Schlaf hält einer die Augen offen. Zusätzlich Temperaturabfälle von sechs bis 8° Celsus in ihren Zellen, nur nachts. Ein Nachtwächter Eduard S. schrieb ein persönliches Protokoll. Eines Nachts sah ich etwas. Matthias lag mit geschlossenen Augen. Julian saß in der Ecke, murmelte, aber nicht zu seinem Bruder, zu etwas anderem. Er sagte, er ist schon in ihr und ich bin noch hier.

Danach lauschte er still, wie auf Antwort wartend. Am nächsten Tag kündigte ich. Im medizinischen Dossier fand ich einen Bericht von Dr. Victor R. April 1995. Beide Patienten zeigen identische Hirnaktivität, sogar in gegensätzlichen Bewusstseinszuständen. MRT Scans liefern deckungsgleiche Muster als wiederhole das System die Daten fehlerhaft.

Wir bestätigen, es ist kein Fehler. Darunter in roter Schrift: “Das Bewusstsein ist nicht lokalisiert, dupliziert. Ich tat etwas Unverniges. Ich spielte Kassette Nummer 17 erneut ab. Diesmal direkt im Keller des ehemaligen Zentrums an dem Ort, wo die Zwillinge einst festgehalten wurden. Ich setzte mich auf den Boden, stellte den Rekorder an und wartete.

Bei Minute 3 Sekunde 48 erklang die Stimme. Sie darf nicht erzählen, was sie gesehen hat. Dann stille. Doch in mir vibrierte etwas. Ein Gedanke, der nicht von mir kam. Eine Gewissheit. Sie sehen nicht die Zukunft. Sie hören nie auf, in der Vergangenheit zu sein. Der Rekorder schaltete sich von selbst aus.

Die Luft wurde schlagartig kälter, mein Rücken nass vor Schweiß. Und an der Wand, wo eben noch nichts stand, erschien in rotem Wachsmalstift eine Schriftzeile. Sag ihnen, dass sie uns nicht schließen sollen. Sag ihnen, dass wir wach sind. Zurück in meiner Wohnung ging ich duschen. Ich schloß die Augen nur kurz.

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