Die Zwillinge von Ebersberg: die Akte, die Deutschland zu löschen versuchte

Als ich sie öffnete, war der Badezimmerspiegel beschlagen, obwohl das Wasser kalt lief. In der feuchten Fläche stand mit kindlicher Schrift: “Weißt du schon, wer das alles schreibt?” Ich rannte hinaus, verbrachte die Nacht in einem Hotel ohne Spiegel, ohne Fenster, doch selbst im Schlaf hörte ich zwei identische Stimmen. Keine Sätze, nur Worte.

Feuchtigkeit, Duplikat, nicht anfassen, unten, wiederholen, erwachen. Als ich aufwachte, schmeckte ich Blut. Mein Zahnfleisch war aufgerissen, als hätte ich meine eigene Zunge zerbissen, ohne Erinnerung daran. Ich kehrte erneut in die Archive des Zentrums von Rosenheim zurück. In der Kiste fand ich einziges weiteres Dokument, ein unvollständiges Dossier, verfaßt von einem nicht registrierten Psychiater Dr.

Ignards H. Sein Bericht unterschied sich von den anderen. Keine nüchterne Klinik, sondern Verzweiflung. Ich komme zu dem Schluss, dass die Ordner nicht Zwillinge im biologischen Sinn sind. Sie sind auch kein neurologisches Duplikat, sondern eine lebende Symmetrie, eine nicht reproduzierbare Anomalie, die nur existiert, weil beide existieren.

Wenn einer fehlt, kollabiert das System. Darum dürfen sie nicht getrennt, nicht befragt, nicht provoziert werden. Denn sie wiederholen nicht nur, sie bewahren. Bewahren was? ein Muster, eine Botschaft, eine Architektur der Wiederholung, die bisher niemand entschlüsseln konnte.

In derselben Nacht schrieb mir plötzlich Emilia, die Linguistin, die verschwunden war, eine neue E-Mailadresse, eine einzige Nachricht. Ich konnte es rekonstruieren. Das Muster im Heft ist keine menschliche Sprache. Es ist ein Plan, eine Art Maschine, aber nicht aus Teilen gebaut, sondern aus Handlung. Ich forderte einen Beweis. Sie schickte mir ein Bild.

Darauf die Symbole der Zwillinge, angeordnet wie ein Kalender. 28 Felder, jedes mit einer Kombination aus Gesten, Wiederholungen und Zeitintervallen. Darunter einziges Wort. Ersetzung. Ich rief sie sofort an. Keine Antwort. Am nächsten Tag fand man sie in ihrer Wohnung, lebend, aber ohne Sprache. Die Stimmbänder intakt, doch das Gehirn produzierte keine Worte mehr.

An der Wand mit Bleistift geschrieben: “Achtm wiederholt. Ich bin nicht ich”. Verzweifelt suchte ich einen alten Kryptografieexperten auf, ehemals Spezialist für sakrale Symbole beim Militär. Ich zeigte ihm das Muster. Er studierte es stundenlang. Dann sagte er, das ist wie eine Uhr. Aber sie zeigt keine Zeit. Sie markiert Handlung.

Welche Handlung? Fragte ich. Spiegelung. Verhaltensabläufe, die in einer genauen Reihenfolge stattfinden müssen, um etwas zu öffnen. Etwas, das ist unklar, aber es gibt einen Mittelpunkt, einen exakten Moment, in dem die Spiegelung nicht mehr passiv ist, sondern aktiv, wie ein Ritual, eine Ersetzung.

Ich schlug das blaue Heft erneut auf, dass ich im Keller gefunden hatte. Auf der letzten Seite war eine neue Zeichnung. Zwei menschenähnliche Figuren, nicht mehr kindlich, sondern erwachsen. Einer stand, der andere kniete, dazwischen ein Kreis, in dessen Mitte ein fremdes Symbol. Ich suchte danach in allen Datenbanken, fand es schließlich in einem Manuskript aus dem 10.

Jahrhundert aufbewahrt an der Universität Salzburg. Es bezog sich auf das alte Konzept des Bewussten doppelten. Definition: Ein Spiegel, der sieht, wenn der Körper nicht kann. Erinnerung an das, was nicht geschehen ist. Ein Abbild, das wartet. Ich legte alle Hefte nebeneinander auf den Boden, so wie Emilia es beschrieben hatte. Ein Muster entstand.

Ich setzte mich davor und sprach die Namen: Julian Matthias. nichts. Doch als ich das Licht löschte, begannen die Seiten schwach zu leuchten. Kein chemisches Glühen, kein Strom, eher wie Bildschirme, die sich von innen aktivieren. Und im Zentrum des Musters erschien ein Satz, unsichtbar bei Licht, nur in der Dunkelheit sichtbar.

Auch du wurdest gespiegelt. Er war zuvor nicht da. Ich hatte jede Seite Dutzendfach geprüft. Keine unsichtbare Tinte, keine Spur. Aber jetzt im Dunkeln stand er da. Auch du wurdest gespiegelt. Ich blieb stundenlang reglos sitzen. Die Frage nagte an mir: “Von wem? Wann? Wie?” Am nächsten Tag beschloss ich, endlich die Frau zu suchen, die ich bisher gemieden hatte. “Die Mutter der Ordner.

Related Posts

Our Privacy policy

https://worldnews24hr.com - © 2025 News