Rückkehr nach Avignon
Einige Wochen später kehrte sie heimlich nach Avignon zurück. Sie besuchte ihr Elternhaus, sah den Feigenbaum, den sie 1962 mit Jean-Louis gepflanzt hatte – krumm, aber lebendig. Sie schnitt einen kleinen Zweig ab, pflanzte ihn in einen Tontopf.
Heute steht dieser Topf in ihrem Haus in Neuilly-sur-Seine, neben der alten Holzschachtel. Ein stilles Denkmal für eine Liebe, die nie gelebt wurde, aber nie endete.
Das Vermächtnis
Als sie 2025 ihren 80. Geburtstag vorbereitet, zeigt sich Mireille Mathieu als mehr als nur Sängerin. Sie ist Symbol für Beständigkeit, Disziplin – und leises Durchhaltevermögen.
In Avignon wird zu ihrem Ehren ein Raum eröffnet: Espace Mireille Mathieu, mit Fotos, Briefen und einem Garten, in dem Nachkommen jenes Feigenbaums wachsen sollen.
„Ich will, dass meine Stimme keine Erinnerung bleibt“, sagte sie.
„Ich will, dass sie eine Tür ist.“
Für junge Künstler aus einfachen Familien soll der Ort eine Zuflucht werden – so wie Musik einst ihre war.
In einem ihrer letzten Interviews sagte sie:
„Ich habe geliebt. Ich wusste nicht immer, wie ich es zeigen sollte. Aber ich habe geliebt – und das genügt.“
Mireille Mathieu hatte nie eine Ehe, keine Kinder, keine Skandale.
Aber sie hatte ein Lied, einen Baum und 32 Briefe.
Und vielleicht – nur vielleicht – war das genug.