Inzestuösen Schwestern, die ihren Vater im Keller in Ketten hielten—Schreckliche Rache (1877)

Einer schrieb, er wolle ein Buch veröffentlichen über den Palpfall Rabe. Barmherzige sandte den Brief zurück mit nur einem Satz: “Was Sie Fall nennen, war unser Leben.” Danach kamen keine Briefe mehr. Das Dorf gewöhnte sich an ihre Gegenwart wie an ein altes Geräusch, das man nicht mehr bemerkt.

Kinder brachten ihnen Kräuter, Männer halfen beim Dach und Frauen baten sie um Rat, wenn das Herz schwer war. Die Stube für Atem wurde zu einem Ort, über den man nicht sprach, aber den man kannte. Eines Tages kam eine junge Frau mit einem blauen Schal. Sie setzte sich, schwieg lange und sagte schließlich: “Ich habe gehört, dass man hier nicht richten muss.” Barmherzige nickte.

Hier muß man nur atmen. So vergingen die Jahre. Die Schwestern zählten sie nicht. Sie feierten keine Geburtstage, keine Jahrestage. Nur an einem Tag im Spätsommer, wenn die Sonne das Heu warm machte und die Luft wie Glas über den Feldern stand, setzten sie sich vor ihr Haus, tranken Tee und sagten nacheinander ein Wort. Jedes Jahr ein anderes.

Einmal war es Mut, dann Gnade, dann Heim. Klara schrieb sie auf kleine Steine und legte sie in eine Schale. Als es sieben waren, sagte sie: “Das reicht. Sieben ist genug, um eine Brücke zu bauen.” Im Herbst jenes Jahres schrieb Nathaniel Hoffmann an den Richter von Dnberg, der inzwischen pensioniert war.

Der Brief endete mit den Worten: “Ich glaube, das Gesetz kann Strafen fällen, aber nur Menschen können Frieden machen.” Der Richter antwortete nicht. Man sagte, er sei kurz darauf gestorben im Schlaf mit einem offenen Buch auf der Brust. Niemand weiß, welches. Der Winter des Jahres 1880 kam früh. Ein Wind aus Nordosten triebne in Wellen über die Dächer und die Wege zwischen den Höfen verschwanden unter einer glatten, harten Decke.

Im kleinen Dorf bei Regensburg blieb das Haus der drei Schwestern ein Insellicht. Abends sah man durch das vereiste Fenster den Schein der Lampe, das Schattenflackern von drei Frauen, die schweigend saßen, als warteten sie auf ein Zeichen, das längst in ihnen wohnte. Barmherziger hatte begonnen, alte Bibeln zu restaurieren. Der Pfarrer brachte sie aus aufgegebenen Kirchen.

Sie klebte Risse, ersetzte Bänder, legte Goldschnitt neu. “Es ist seltsam”, sagte sie einmal. “Manchmal rieche ich in den Seitenrauch. Vielleicht war das Papier schon einmal in einem Haus wie unserem. Temperenz laß in der Werkstatt alte Psalmen, suchte Verse, die nicht von Gehorsam sprachen, sondern von Atem und Erde.

“Es gibt mehr davon, als man denkt”, sagte sie. “aber sie verstecken sich.” Kara, deren Zeichnungen inzwischen ganze Bögen füllten, legte sie in eine Schachtel. Für später, sagte sie, wenn jemand fragt, wie Stille aussieht. Im Januar brachte der Briefträger einen Umschlag aus Trier. Darin war ein Schreiben von der Stadtverwaltung.

Eine Ausstellung über Recht und Moral sollte eröffnet werden und man bat die Schwestern um Erlaubnis, ein Portrait von ihnen zu zeigen. Barmherzige las den Brief zweimal und legte ihn auf den Tisch. “Wir sind keine Zeichen”, sagte sie. Wir sind Menschen, die atmen.

Sie schrieb zurück: “Zeigen Sie die Ketten, zeigen Sie das Buch, aber lassen Sie uns in Frieden.” Der Brief ging nie verloren. Er wurde Jahre später in einem Archiv gefunden zwischen Formularen über Steuern und Wegerechte und jemand schrieb an den Rand: “Manchmal ist Schweigen die reinste Antwort.” Im Februar erkrankte Temperenz an einer Lungenentzündung. Die Kälte hielt sich im Haus trotz des Feuers.

Klara wachte an ihrem Bett, wärmte Tücher, flüsterte Geschichten aus der Kindheit, in denen nichts Schreckliches geschah. “Ich mochte die Kränen am Morgen”, sagte Temperenz mit schwacher Stimme. “Sie klangen wie Glocken, nur ehrlicher.” Der Pfarrer kam täglich, brachte Brühe und betete leise.

Eines Abends, als der Schnee draußen wie Glas funkelte, legte Temperenz die Hand auf barmherziges Arm. Ich glaube, ich höre sie noch, unsere Lieder. Aber diesmal klingen sie nicht aus dem Keller. Dann schlief sie ein und wachte nicht wieder auf. Der Winter hielt noch Wochen, aber im Haus lag eine andere Ruhe. Barmherzige und klarer begrubben Temperenz hinter der Kirche neben einer Steinmauer, an der Wilder Tymian wuchs. Niemand sprach laut.

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