Mordfall Fabian: Festnahme einer Tatverdächtigen erschüttert Güstrow – neue Details, widersprüchliche Eindrücke und eine Gemeinde zwischen Entsetzen und Erleichterung

Es ist ein Fall, der Deutschland tief erschüttert – einer der grausamsten der vergangenen Jahre. Der Mord an dem achtjährigen Fabian aus Güstrow hat nicht nur die Region Mecklenburg-Vorpommern in Angst versetzt, sondern bundesweit Entsetzen ausgelöst. Am 10. Oktober wurde der kleine Junge getötet. Seitdem spürten Ermittler wochenlang jeder noch so kleinen Spur nach, während seine Familie in einer kaum erträglichen Mischung aus Hoffnung, Angst und Trauer verharrte. „Ich bin froh, dass meine Freunde für mich da sind“, sagt Fabians Mutter leise. „Sonst würde ich das nicht durchstehen.“
Nun aber gibt es eine überraschende Wendung: Am Abend des 6. November klickten in Reinstorf die Handschellen – eine Frau wurde festgenommen, die nun offiziell unter dringendem Tatverdacht steht. Es handelt sich um Gina H., die ehemalige Freundin von Fabians Vater.
Ein Einsatz, der eine ganze Gemeinde aufschreckte
Noch am selben Abend rücken Polizisten zu drei Gebäuden an, darunter auch das Wohnhaus der Verdächtigen. Zehn Stunden lang durchsuchen Spezialkräfte Zimmer, Keller, Fahrzeuge. Gegenstände werden beschlagnahmt, Beweisbeutel gefüllt, Fahrzeuge abgeschleppt. Kurz darauf tritt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft vor die Presse – und bestätigt, was viele bereits geahnt hatten:
„Der Haftbefehl gegen die Beschuldigte wurde aufgrund dringenden Tatverdachts erlassen. Die Erkenntnisse aus den bisherigen Ermittlungen haben diesen Verdacht erhärtet.“
Die Festnahme sorgte für Erleichterung und Ungläubigkeit zugleich. Vor allem, weil Gina H., die nun unter Verdacht steht, nach eigenen Aussagen kurz zuvor Fabians Leiche zufällig entdeckt haben will – bei einem angeblichen Spaziergang nahe Klein Upal, rund 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. RTL hatte sie wenige Wochen zuvor interviewt. Damals beteuerte sie: „Ich habe ihn geliebt wie mein eigenes Kind.“
Ein Blick in das Umfeld: Zwischen Misstrauen und tiefer Sympathie
Die Festnahme traf viele Nachbarn hart. Frank Schuh, der in derselben Straße wohnt, reagierte nicht überrascht. Er sagt:
„Sie ist hier eiskalt rumgelaufen. Als alle Angst hatten und hofften, dass der Junge gefunden wird, wirkte sie, als ginge sie das alles nichts an.“
Doch andere Anwohner sind erschüttert – nicht wegen des Verdachts, sondern wegen des Bildes, das sie von Gina H. hatten. Eine Nachbarin erzählt:
„Ich kann mir das nicht vorstellen. Sie war immer freundlich, hilfsbereit. Für mich wäre es schlimm, wenn sich herausstellt, dass sie unschuldig ist.“
Diese widersprüchlichen Eindrücke machen die Ermittlungen nicht leichter. Fest steht jedoch: In Fabians Umfeld spielte Gina H. eine größere Rolle, als es zunächst schien. RTL-Recherchen zufolge galt sie als Vertrauensperson des Jungen – sie selbst hat einen siebenjährigen Sohn, und die Kinder sollen oft zusammen gespielt haben.

Der grausame Fund – und ein ungeklärtes Foto
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter versucht hat, Spuren zu verwischen – indem er den kleinen Körper in einem abgelegenen Gebiet verbrannte. Ein noch immer mysteriöses Detail: Es existiert ein Foto der brennenden Stelle. Doch niemand weiß, wer es gemacht hat. Wurde es zufällig geschossen? Oder war der Fotograf näher an der Tat beteiligt, als er zugibt?
Ehemaliger LKA-Profiling-Experte Axel Petermann erklärt:
„Frauen werden seltener zu Mörderinnen, aber wenn sie töten, dann meistens im direkten privaten Umfeld. Häufig spielen starke Gefühle eine Rolle – Eifersucht, Wut, Hass.“
Er spricht auch ein bekanntes Phänomen an: das sogenannte PDA-Syndrom, bei dem eine Person ein Kind tötet, um jemand anderem maximalen Schmerz zuzufügen – indem man ihm das Liebste nimmt, das er hatte.
Ob dieses Motiv im Fall Fabian eine Rolle spielt, müssen die Ermittlungen zeigen.
Der Moment der Entscheidung vor Gericht
Am Tag nach der Festnahme wird Gina H. dem Amtsgericht Rostock vorgeführt. Der Richter liest ihr persönlich den bereits erlassenen Haftbefehl vor. Damit bleibt sie vorläufig in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwaltschaft und Polizei betonen, wie intensiv sie seit Wochen arbeiten. „Viele Beamte sind über ihre Grenzen gegangen“, sagt ein Sprecher. „Die Anteilnahme der Bevölkerung motiviert uns, aber der Druck ist enorm.“
Trotz aller Verdachtsmomente gilt rechtlich weiterhin: Gina H. ist unschuldig, solange sie nicht verurteilt ist.
