Hat jemand gesehen, wie sie hereingekommen ist? Der Mann schüttelte den Kopf. Keine Eltern in der Nähe, kein Vormund, nichts. Rex verlangsamte plötzlich sein Tempo. Die Ohren zuckten nach vorne. Er drehte seinen Kopf zum Mädchen. Seine Haltung wechselte von wachsam zu vorsichtiger Neugier. Einer nach dem anderen spiegelten die anderen Hunde ihn wieder.
Ihre Nasen hoben sich leicht, als hätte etwas Unsichtbares ihre Sinne geweckt. Sabine runzelte die Stirn. Ruhig, Rex! Aber Rex blieb fokussiert. Sein Blick löste sich nicht von dem Mädchen. Passagiere begannen es zu bemerken. Einige zeigten, andere flüsterten, ein paar holten ihre Telefone heraus, aber die Luft fühlte sich schwerer an.
Sabine näherte sich langsam dem Mädchen. Hey Schätzchen, bist du verloren? Das Mädchen antwortete nicht. Sie umarmte ihren Stoffbeären fester und blickte mit weiten blauen Augen auf. Augen, die fern fast benommen schienen. Weißt du, wo deine Mama oder dein Papa sind? Immer noch nichts, nur Stille und das schwache Klicken des Knopfauges, als ihre winzigen Finger dagegen zitterten.
Hinter Sabine begannen die Hunde sich wieder zu bewegen. Unruhig jetzt. Rex gab ein leises Knurren von sich, tief, warnend. Sabine drehte sich leicht um. Etwas stimmte nicht. Sie konnte es fühlen und nach der Art zu urteilen, wie 14 ausgebildete K9 reagierten, war sie nicht die einzige. In dieser stillen Ecke des Flughafens begann die Ruhe zu brechen.
Die Stille hielt nur einen Moment, dann änderte sich alles. Rex tiefes Knurren verwandelte sich in ein scharfes Bällen, das durch das Terminal halte. Innerhalb von Sekunden wandten sich alle 14 Polizeihunde im Einklang um, die Augen auf das kleine Mädchen gerichtet. Die koordinierte Bewegung sandte Wellen der Panik durch die Zuschauer.
Gespräche stoppten, Kaffeetassen erstarrten. Jedes Augenpaar fixierte sich auf den Anblick von 14 deutschen Schäferhunden, die einen langsamen Kreis um ein winziges Kind bildeten. Positionen halten rieb Sabina, aber der Befehl blieb unbeantwortet. Die Hunde griffen nicht an, sondern umzingelten das Kind. Angespannt, aber nicht aggressiv.
Ihre Köpfe gesenkt, Schwänze gerade bildeten eine schützende Mauer. Es war als würde eine unsichtbare Gefahr in der Nähe lauern, und nur sie konnten sie spüren. Passagiere keuchten und wichen zurück. Einige schnappten sich ihre Kinder, andere hoben ihre Telefon. Sicherheitsbeamte eilten nach vorne, aber Sabine hob ihre Handfläche.
Sie kannte diese Hunde. Sie vertraute ihnen mit ihrem Leben. Wenn sie das taten, musste es einen Grund geben. Ruhig, Team, ruhig, murmelte sie und bewegte sich vorsichtig zu Rex. Der Leithund blickte zwischen dem Mädchen und etwas ungesehenem hin und her. Die Nüstern bläten sich. Jeder seiner Muskeln vibrierte vor zurückgehaltener Energie.
Die anderen Hunde spiegelten seine Bewegungen perfekt. Ihre Knurren harmonisierten wie ein Warnchor. Das kleine Mädchen weinte nicht. Sie zuckte nicht einmal zusammen. Sie stand still im Kreis, umklammerte ihren Bären und blickte von einem Hund zum anderen. Sonnenlicht strömte über den Boden und reflektierte auf ihren Fällen ein eindringliches Bild von Kraft und Unschuld.
“Was geht hier vor?”, flüsterte einer der Beamten. “Ich weiß es nicht”, antwortete Sabine. “Aber brecht die Formation nicht. Lasst sie arbeiten.” Die Menge flüsterte hektisch. “Ist sie gefährlich? Beschützen Sie sie.” Dann bellte Rex wieder. Kurz, dringend, befehlend. Die Hunde passten ihre Position an und zogen den Kreis enger.
Es war jetzt klar, sie hielten sie nicht zurück, sie schirmten sie ab. Sabines Puls beschleunigte sich. Sie konnte Rex wie ein Buch lesen. Das war keine Aggression. Es war Angst gemischt mit Pflicht. Rex reagierte nicht auf das Mädchen. Er reagierte für sie. Etwas in ihrer Nähe oder an ihr hatte ihre Instinkte ausgelöst.
Sabine kauerte sich leicht hin. Die Augen schweiften über die Umgebung. Nichts schien Fehl am Platz, nur verängstigte Passagiere und das Echo von Bällen. Dann schossen Rex Ohren hoch. Sein Kopf drehte sich scharf zum Stoffbeeren des Mädchens und ein tiefes Grollen wuchs in seiner Brust. Sabines Herz setzte einen Schlag aus. Was auch immer die Aufmerksamkeit des Hundes erregt hatte, es war in diesem Spielzeug.