(1834, Lübeck) Die erschütternde Entdeckung der Familie Reichenbach: Ein Keller, in dem 30 angekettete Kinder gefangen gehalten wurden – ein grauenhafter Fund, der ganz Lübeck in Schock versetzte und die dunklen Geheimnisse einer Familie ans Licht brachte. Was genau geschah in diesem Keller, und welche finsteren Taten wurden hier über Jahre hinweg verborgen? Die ganze, erschreckende Wahrheit wartet darauf, aufgedeckt zu werden!

Seine Knöchel waren blutig, die Metallfesseln hatten sich tief in die Haut geschnitten. Ein Mädchen, kaum älter als sieben, hob zögerlich die Hand und zeigte auf ihren Hals. Dort fehlte ein Stück Haut, sauber herausgeschnitten. Ein Verband, der einmal weiß gewesen war, klebte dunkel an ihr. Die Männer wussten, sie mussten sofort ärztliche Hilfe organisieren.

Gleichzeitig entdeckte einer der Wachen zum Ende des Ganges hin einen kleinen Raum, verschlossen mit einer schweren Tür aus Eichenholz. Das Schloss war neu, viel neuer als der Rest der Konstruktion. Als sie die Tür öffneten, schlug ihnen ein beißender Geruch entgegen. Drinen befand sich ein improvisierter Arbeitsraum, Metalltische, verschmutzte Tücher, mehrere chirurgische Instrumente, darunter Sägen, Meißel, Zangen, Skalpellbrüche und zwei Gläser mit verblaster Flüssigkeit, in denen etwas Trübes schwamm.

Auf einem Stuhl lag ein Protokollbuch, vollgeschrieben in präziser Handschrift. Darin standen Spalten mit Bezeichnungen wie Körperbau, Verwertbarkeit, anatomischer Zustand. Schnell wurde klar, diese Räume waren nicht nur Verließ, sie waren Labor. Die Männer trugen die Kinder hinaus, wickelten sie in Mäntel und Decken, während draußen das Unwetter über Lübeck losbrach.

Der Regen trommelte wie Nägel auf die Steinplatten des Hofes, während Pechfackeln auflammten und die Türen des Gutes aufgerissen wurden, um die Kleinen ins Freie zu bringen. Einige Kinder konnten laufen, andere mussten getragen werden. Manche weinten lautlos, Tränen ohne Stimme. Unter den Geretteten befand sich auch ein Mädchen, das später eine Schlüsselrolle spielen würde.

Luise Adler, 12 Jahre alt, aus einem Weisenhaus nahe Schwerin. Ihre Augen, groß und grau wie der Winterhimmel über der Ostsee, waren noch immer auf die Falltür gerichtet, selbst als man sie bereits auf einen Karren legte. In dieser Nacht erfuhr Lübeck, dass die Wohltäter des Landes nicht waren, wofür man sie gehalten hatte.

Und doch ahnte niemand, daß dies erst der Beginn war, die oberste Schicht eines Abgrunds, der sich unter dem Deckmantel norddeutscher Tugend und protestantischer Wohlanständigkeit ausgebreitet hatte. Die Glocken der Marienkirche begannen zu schlagen, als wollten sie den Himmel selbst wachrütteln.

Der Fall Reichenbach würde die Stadt, die Region und bald darauf das ganze Königreich erschüttern. Handwerkergilden, Ärzte, Kirchenvorstände, reiche Handelshäuser. Überall sollte sich zeigen, dass die Fassade aus Moral und Wohltätigkeit Risse hatte und dass manche dieser Risse viel tiefer reichten, als irgendjemand ermessen konnte. Der Regen prasselte weiter auf die Dächer Lübecks, als die Kinder in das Heiliggeisthospital gebracht wurden.

Eine der ältesten Wohlfahrtseinrichtungen der Stadt. Die schweren Holztüren öffneten sich mit gedämpftem Knarren und die Nonnen der evangelischen Schwesternschaft eilten herbei. Erschrocken, aber diszipliniert, wie man es in Jahrhunderten strenger Klostertraditionen gelernt hatte.

Flackernde Kerzen warfen lange Schatten über die gewölbten Gänge und ließen die Gesichter der Geretteten gespenstisch wirken. Der leitende Arzt Dr. Martin Schubert, ein Mann mit grauem Haar und einer Stimme, die in ruhigeren Zeiten sanft geklungen hätte, doch nun hart vor Entsetzen war, examinierte die Kinder sorgfältig.

Schon nach wenigen Minuten füllte sich sein Bericht mit Worten, die er bis dahin nur aus militärischen Lazaretten kannte und selbst dort selten: Schwere Unterernährung, multiple Bruchstellen älteren Datums, chirurgische Eingriffe ohne Betäubung, Narben kreisförmiger Art, Anzeichen systematischer Fesselung.

Er sah zu Mertens auf und sagte leise, aber mit bitterem Nachdruck: “Dies ist kein Versehen. Es ist ein System.” Währenddessen begannen die Ordensschwestern die Kinder zu waschen. Das Wasser in den Eimern färbte sich rasch dunkel. Manche der Kleinen schrien, sobald ihre Haut das warme Wasser berührte. Andere blieben vollkommen stumm, selbst wenn die Wunden erneut aufbrachen.

Eine Nonne, Schwester Agnes, die seit über 20 Jahren im Hospital diente, weinte, als sie sah, wie ein kleiner Junge von etwa 8 Jahren reflexartig die Arme über den Kopf hob, sobald jemand sich ihm von der Seite näherte. “Er erwartet Schläge”, murmelte sie. Er weiß gar nicht, dass er nun in Sicherheit ist.

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